ZAK_Dezember_2018_Ansicht
ZAK 23 22 ZAK INTERVIEW INTERVIEW Warmherzig, offen und mit viel Engagement vertreten Kurt Senekovic und der Ver- ein Achterbahn die Belange psychisch Erkrankter. Ein Gespräch über die Psyche, das Klinkenputzen und Fami- lienersatz. I hn selbst hat es einst „wild erwischt mit der Psyche“, erklärt Kurt Senekovic sein Engagement für die Anliegen psychisch Erkrankter. Doch bis es zum Start des inzwischen steiermarkweit tätigen Vereins Achterbahn kam, hatte sich der Weststeirer über Jahre müh- sam zurück „in das normale Leben“ gekämpft. Ein Leben, das er einmal schon hatte mit guten Jobs im Einzelhandel, als Industrie- und Tunnelarbeiter, mit erfüllenden Beziehungen und zwei Kindern. Krankheit zerstört alles Dann kam die Krankheit, und das bisherige Leben zerbrach: „Auf dem Weg zurück gab es viele Einbrüche, ich habe zeit- weise aus Mangel an Einsicht in meine Krankheit die Medi- kamente abgesetzt und viele Monate lang auf der Straße ge- lebt“, erinnert sich Senekovic. Klinkenputzen Heute kann der quirlige Vereins- obmann auf ein von ihm und Mitstreiterinnen und -streitern aufgebautes Betreuungsnetz- werk im Verein Achterbahn Verständnis für psychisch Kranke Gerhard Haderer zeichnet seit mehr als drei Jahrzehnten unsere Welt. Mit allen Spitzen, Kanten, Unzulänglichkeiten und Kuriositäten. An die 2.000 Zeichnungen hat der Oberöster- reicher (67) bisher gefertigt. Comic-Strips aus seinem „feinen Schundheftl“ MOFF., in dem er das gesellschaftspolitische Zeitgeschehen persifliert, finden sich auch regelmäßig in der ZAK. „Die Cartoons liegen auf der Straße“ blicken. „Ich habe jahrelang bei Politik und Verantwortlichen Klinken geputzt“, erzählt der Vereinsobmann. „Verständnis war ja bald da, aber bis zur ersten finanziellen Förderung im Jahr 2007 hat es lange ge- dauert.“ Familienersatz Seither ist der Verein ständig gewachsen, bis in die steiri- schen Bezirke. 6.000 Kontakte mit Betroffenen verzeichnet der Verein jährlich. Es gibt ein breites Angebot an betreuten Gruppentreffen mit Schwer- punkten auf Erfahrungsaus- tausch, Spielen, Kreativität, Gärtnern oder Wandern. „Wir sind ein bisschen Familiener- satz“, sagt Senekovic. Viele Erkrankte seien sozial isoliert, unverstanden und mit einem gesellschaftlichen Makel ins Abseits gestellt: „Wir versu- chen da zu sein, wir bringen als ehemals Betroffene viel Verständnis mit.“ SH Verein Achterbahn Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Verein Ach- terbahn bietet ein breites Unterstützungsangebot für psychisch Kranke und versteht sich als Eisbrecher in Gesell- schaft, Politik und Behörden. Infos auf www.achterbahn.st Verein HPE Steiermark Der Verein „Hilfe für Ange- hörige psychisch Erkrankter – Steiermark“ unterstützt An- gehörige, damit diese auf ih- nen nahestehende psychisch Erkrankte besser eingehen und helfen können. Infos auf www.hpe.at ZAK nfo Benefizkonzert „Gegen soziale Kälte“ Freitag, 25. Jänner, 18 Uhr, Kammersaal Unterstützt von Arbeiterkammer, Caritas, Armuts-Netzwerk, Ju- gend am Werk, Dachverband der sozialpsychiatrischen Vereine, Firma Almdudler u. a. Der Reinerlös geht an die Obdachlosenhilfe der Caritas. Tolles Line-up mit den Besten der steirischen Musikszene, etwa die Uptown Monotones mit ihren feinen Fusion-Rhythmen oder Hans und seine Saitenreisser mit kräftigen Steirerpop-Klängen. Alle Infos auf www.achterbahn.st Kurt Senekovic Herr Haderer, was fällt Ihnen zu unserer knapp zehnjähri- gen Partnerschaft ein? Gerhard Haderer: Sie wissen ja, dass die angenehme Zeit immer schneller vergeht. Die Arbeiterkammer ist mir sym- pathisch. Was mir einfällt, ist, dass es immer wieder kleine, aber feine Cartoons sind, die einfach die richtigen Themen zum Inhalt haben. Die Kreativität richtet sich selten nach der Uhr. Wie sehen Sie die Debatte zum 12-Stunden-Ar- beitstag? Haderer: Ich habe mei- nen Arbeitstag noch nie nach den zwölf Stunden gerichtet. Dass es mir bei der Debatte um die 12-Stunden-Belastung für Menschen und vor allem um die sogenannte „Freiwil- ligkeit“ sämtliche Nackenhaare aufstellt, das ist ja völlig klar. Was mich zornig macht, ist dieses Sozialstaat-Bashing. Die sozialen Rechte der Menschen sind keine Geschenke der Mächtigen. Das ist der falsche Zugang. Man muss arme Men- schen nicht unterstützen, wir müssen die Armut abschaffen. Bietet die jetzige Regierung gutes Karikatur-Material? Haderer: Man würde meinen, dass das, was sich im Augen- blick in Österreich tut, ein großartiges Angebot für die schärfsten Karikaturisten und Kabarettisten dieses Landes ist. Aber das andere ist, dass wir Staatsbürger uns oft nicht wirklich zurechtfinden in dem, was im Augenblick als Mainstream hier abgeht. Ich habe da einen kurzen Slogan dafür: „Nichts ist so erfolg- reich wie Erfolg“ – trotzdem sollte man sich die Sinnfrage stellen, in welche Richtung es denn geht. Und womit man den Erfolg im Augenblick ha- ben kann. Gibt es mittlerweile Zeich- nungen, die Sie heute anders zeichnen würden? Haderer: Ich habe vor 15 Jah- ren das erste Mal einen Kom- mentar zum Thema „Festung Europa“ gezeichnet und mir gedacht, das ist die schärfste aller Karikaturen, die ich mir vorstellen kann. Nun stelle ich fest, dass die heutige Politik anscheinend nach dieser Kari- katur gemacht wird. Dass diese Festung Europa ein Slogan ist, mit dem die politischen Erfol- ge eingefahren werden. Wenn diese Groteske weiter anhält, dann kann ich nur sagen, ich bin wahrscheinlich mit ande- ren zusammen jemand, der die Vorlagen liefert für das, was im Augenblick als Politikum ge- setzt wird, und das ist schlimm genug. In Zeiten von Photoshop – wie digital arbeiten Sie? Haderer: Ich bin ein Verfech- ter des Analogen und zwar deswegen, weil ich mir nicht die Lust am Zeichnen nehmen lasse, das ist eine total sinnli- che und lässige Erfahrung. Nichts auf der Welt kann mich dazu bringen, dass ich das wegrationali- siere. Zeichnen Sie alles, was Ihnen in den Sinn kommt? Haderer: Jede einzelne Zeichnung muss durch einen bestimmten Filter. Meine Frau ist die Aller- erste, die eine Zeichnung zu Gesicht kriegt, und wenn sie nicht innerhalb von we- nigen Sekunden zumindest weiß, worum es sich in der Zeichnung handelt, schmeiß ich sie weg. Wen haben sie am öftesten gezeichnet? Haderer: Ich habe mich selbst am öftesten karikiert, weil ich den Blick in den Spiegel als al- lerhöchstes Kriterium einsetze – das heißt Selbstironie muss man haben. Und dass ich das in meinen Zeichnungen hin und wieder anderen Person unterschiebe, ist auch klar. Ich würde sagen, die Menschen wie du und ich interessieren mich. Mir ist noch nie was ein- gefallen, aber es fällt mir ständig was auf. Also braucht man sich ja nur umsehen, die Cartoons liegen auf der Straße. JF AUSSTELLUNG Noch bis 30. April 2019 werden im Orpheum Graz die besten MOFF.-Strips der vergangenen Jahre gezeigt. Michaela Wambacher betreut die Internetseite des Vereins. Alle Angebo- te der sozialpsychiatrischen Träger auf www.plattformpsyche.at Graf-Putz | AK Graf-Putz | AK Graf-Putz | AK (3) Uptown Monotones Charlie & Die Kaischlerbuam ShufFle TrufFLe Oliver Podesser Da Hans und seine Saitenreisser Stefan Wedam Einlass: 18 Uhr Beginn: 19 Uhr bis ca. 24 Uhr Opener Michael Ostrowski Der Reinerlos Geht an die Obdachlosenhilfe der Caritas Steiermark DiozEse Graz Seckau .. . Gegen soziale KAlte Foto: .shock - stock.adobe.com Plattform fürMenschenmitpsychischerBeeinträchtigung ACHTERBAHN Graz •Deutschlandsberg •Hartberg •Kapfenberg •Leoben Liezen •Murau •Mürzzuschlag •Weiz www.achterbahn.st DAS AR MUT SNETZWERK STEIERMARK KammerSaal Graz, Strauchergasse 32 Eintritt Freiwillige Spende Freitag, 25. Janner 2019 ..
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