ZAK_Dezember_2018_Ansicht
ZAK 9 8 ZAK REPORTAGE Der Betr ebsrat Gundula Maier, Betriebsratsvorsitzende „Das ist kein üblicher Job“ Claudia Goll, Leiterin Kostümwerkstatt Die F rma Alle Fotos: Graf-Putz | AK Meisterhaftes Handwerk steckt dahinter, wenn der Büh- nenvorhang aufgeht und das Publikum sich von einer Auf- führung verzaubern lässt. Bei art + event in Graz entstehen Kostüme und Dekorationen für die besten Bühnen Europas. I n zwei Wochen schon sei die Premiere, erklärt Christiane Hofer, während sie an einem Kostüm arbeitet. Hofer ist ge- lernte Schneiderin und wirkt, als könne sie kaum etwas aus der Ruhe bringen, während sie routiniert ihre Handgriffe setzt. Auch die anderen Frau- en in der Schneiderwerkstatt arbeiten konzentriert an ihren Stücken, die alle fertig wer- den müssen. „Die zwei Hosen werden bis morgen früh ge- braucht“, weiß Betriebsratsvor- sitzende Gundula Maier. Modistin Silvia Huber-Schantl sorgt für Kopfbedeckungen. Antonia Stelzer arbeitet in der Tapeziererei. 33 der insgesamt 100 Beschäf- tigten arbeiten in der Kostüm- werkstatt in der Grazer Innen- stadt, die Claudia Goll leitet. Herausfordernd sei das Ineinan- dergreifen vieler Arbeitsschritte bis zur Fertigstellung eines Ko- stümes und die Zusammenar- beit mit den Künstlerinnen und Künstlern, die für die einzelnen Produktionen ihre Vorstellun- gen einbringen. Betriebsratsvorsitzende Gun- dula Maier arbeitet als Chefin des Kostümverleihs. Natürlich gebe es eine Fluktuation, sagt Maier, sie versuche aber, das Stammpersonal zusammenzu- halten. Das Betriebsklima sei meist gut, leider sei eine Über- zahlung der bescheidenen KV- Löhne trotz herausragender handwerklicher Arbeit nicht möglich. Immer etwas Neues Beim Besuch im alten Grazer Stadtpalais, in dem auf vier Stockwerken die Textilferti- gung von art + event unter- gebracht ist, taucht man ein in eine Welt voller kostbarer Stoffe, schillernder Federn, feinstem Leder, glitzerndem Straß, bunter Farben und Deko- material aller Art. Und überall hängen Kostüme in allen Fer- tigungsstufen, stehen Schnei- derpuppen herum, reihen sich Schuhe aller Art und alle nur denkbaren Kopfbedeckungen. „Uns wird nicht langweilig bei der Arbeit, wir machen immer etwas Neues“, sagen alle, die Zeit für eine Antwort finden. Helm aus 1859 Der Fundus enthält Schätze, die eines Museums würdig sind. Manfred Oberdorfer zeigt einen Helm aus dem Jahr 1859 und erzählt von den Kostümen der ersten Wilhelm- Tell-Aufführung in der Grazer Oper im Jahr 1899, die noch vorhanden sind. Kostbares Bühnenbild Von der Grazer Innenstadt geht es zur zweiten Produk- tionsstätte von art + event an den Stadtrand. Hier ist in weitläufigen Hallen die Deko- rationswerkstatt untergebracht. Ein übriggebliebener gigan- tischer Totenschädel vor den Toren ist das äußere Zeichen, dass drinnen magische Welten entstehen: „Aber natürlich mit einem stabilen Unterbau. Je nach Anforderung wird Holz oder Metall eingesetzt“, erzählt Herwig Marx. Er ist Architekt und betreut die Fertigung von Bühnenaufbauten. Täuschend echt Nach der Tischlerei oder Schlos- serei gehen die Teile zur Ober- flächenbehandlung in den Ta- pezier- und den Malersaal, wo die Teile ihr täuschend echtes Aussehen bekommen. In der Bildhauerei werden aus Styro- por mit Sägen Bühnenobjekte aller Art hergestellt. Die Teile werden mit Netzen kaschiert und bis zum gewünschten Aussehen weiterbearbeitet. SH Tischlerin Doris Bader sägt gerade Holzteile. Architekt Herwig Marx entwirft temporäre Bühnenbauten. Marianne Vogrin organisiert und hütet hunderte Stoffe aller Art. Rebeca Monteiro-Neves ist studierte Kostümbildnerin. Schlosser Matthias Richter schweißt Bühnenaufbauten. Tischler Helmut Zirkl ist Stellvertreter im Betriebsrat. Bettina Dreißger betreut den Fundus für Damenkostüme. Birgit Manner gibt den Kostü- men den letzten Schliff. Werkstatt für Herrenkostüme: Hier schneidert Christiane Hofer. Schuster Ulrich Pieber muss noch ins Theater hineinwachsen. Hinter dem Vorhang Wichtige Pinselstriche zur perfekten Illusion: Im Malersaal wer- den Scheinoberflächen gemalt, Wandgemälde gefertigt und Lasuren aufgebracht. V.l.: Laura Wilferth, Theresia Wilfurth, Cristof Glätzle und Malersaal-Leiter Fritz Messner „Mitarbeiter mit viel Charakter“ REPORTAGE
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