03_ZAK April 2019_END_Web
Für eine AK-Studie wurden rund 300 Beschäftigte, die sich in einer Weiter- bildungsmaßnahme befinden, eine abgeschlossen oder geplant haben, befragt. Tenor: Lebenslanges Lernen ist wichtig und reduziert das Risiko, arbeitslos zu werden. M it durchschnittlich sieben abgeschlosse- nen Bildungsmaßnahmen ist die Anzahl der Weiterbildungen im Berufsleben der Stei- rerinnen und Steirer hoch, wie die Bildungsef- fektstudie 2019 des Grazer Instituts bmm im Auftrag der AK zeigt. Obwohl einer beruflichen Weiterbildung spontan von den rund 300 Befragten anstrengende Mehrfachbelastung attestiert wird, wird sie als (sehr) wichtig emp- funden. Denn die Top-3-Effekte sind für mehr als die Hälfte der Befragten die Veränderun- gen des Tätigkeitsprofils, eine Lohnerhöhung (47 %) und die Steigerung des Selbstbewusst- seins (40 %). Motive für die Weiterbildung Ausschlaggebend für Weiterbildung sind für 42 Prozent der Wunsch des Arbeitgebers und die besseren Karrierechancen (38 %) sowie ganz persönliche Gründe (33%). Aber auch ein höherer Verdienst macht bildungsmobil. Die berufliche Situation nach der Weiterbildung stellt die Steirerinnen und Steirer zufrieden – allerdings gibt es noch Luft nach oben und deutliches Potenzial. In der Arbeitszeit Die ideale Zeit für Weiterbildungen ist die bezahlte Arbeitszeit – so mehr als die Hälfte der Befragten. Die Erwartungen bzw. idealen Zeiten stimmenmit der Realität überein: Mehr als 50 Prozent mit derzeitiger bzw. abgeschlos- sener Weiterbildung absolvier(t)en diese während der bezahlten Arbeitszeit. „In einer AK-Vergleichsstudie von 2012 absolvierten nur 26 Prozent eine Weiterbildung während der Arbeitszeit“, schildert Ursula Strohmayer, AK-Bereichsleiterin für Bildung. Berufsbeglei- tend waren es damals 74 Prozent, heute sind es 45 Prozent. Den steirischen Beschäftigten ist ihreWeiterbil- dung selbst etwas wert. Die Eigenfinanzierung ist im Vergleich zu 2012 leicht gestiegen: von 46 Prozent auf 54 Prozent. Die Arbeitgeber- finanzierung ist im Vergleich zu 2012 mit 41 Prozent zu 38 Prozent fast gleich geblieben. Durchschnittlich werden 2.450 Euro pro Wei- terbildung ausgegeben. Arbeitgeber undVorgesetzte sind die Infoquel- le Nr. 1, gefolgt von Weiterbildungsinstituten sowie Websites. JF Steirische Beschäftigte sind weiterbildungshungrig Beruf & Recht Bildung &Wissen Konsumentenschutz Bildung &Wissen Seite 20 – 27 Darf man mehrere Lehrverträge abschließen? ak tipp Fernstudien vomheimischen Schreibtisch aus bei ausländischen Universitäten boomen. 50 Anbieter haben mehr als 300 Studienzweige im Angebot – mit Kosten bis zu 25.000 Euro und ohne Gewähr, was der versprochene Abschluss wert ist. H ochschulbildung ist ein boo- mender Geschäftszweig ge- worden, sagt AK-Bildungsexperte Thomas Hraba: „Das Problem da- bei ist, dass ausländische Anbieter auf österreichischemBoden Studi- en durchführen, ohne sich an jene Vorschriften zu halten, die für hei- mische Hochschulen gelten.“ Die Palette umfasst mittlerweilemehr als 50 Institutionen, die Mehrheit aus Deutschland und England, es gibt aber auch exotische Anbieter wie die Universidad Azteka aus Mexiko mit ihrer Partneruniver- sität in Nicaragua, die University of Sunshine Coast aus Australien oder das Lehramtsstudium der „Siebenten-Tags-Adventisten“ aus Oberösterreich an der adventisti- schen Universität im Libanon. Sitz im Ausland Da sich der Sitz im Ausland befin- det, gibt es keine Qualitätsprü- fungen nach hiesigen Standards. Es fehlen Infos über Studieren- denzahlen, AbsolventInnen oder Von der Couch aus in der Ferne studieren AK-Experte Manuel Pfister antwortet: Um eine Lehrstelle zu be- kommen, bewerben sich Schülerinnen und Schüler oft bei mehreren Lehrbetrieben gleichzeitig. Dabei gibt es meistens einen Favoriten. Sagt dieser nicht als Erster zu, ist man oft gezwungen, den Lehrvertrag bei einer ande- ren Firma zu unterschreiben. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Erhält man einige Zeit später die Zusage des Wunschlehr- betriebes, kann der bereits unterzeichnete Lehrvertrag ohne Angabe von Gründen wieder gelöst werden. Diese Möglichkeit besteht auch noch in den ersten drei Mo- naten eines Lehrverhältnisses. Fairness gegenüber Lehrbetrieben Um den Betrieben die Mög- lichkeit zu geben, einen neuen Lehrling zu suchen, sollteman jedoch so bald wie möglich die beabsichtigte Lösung des Lehrvertrages bekannt geben. Lehrende. Hraba: „Es fehlen auch Informationen, ob die Absolven- tInnen dieser Fernuniversitäten ihre Abschlüsse oder Titel tatsäch- lich führen dürfen und ob diese am Arbeitsmarkt akzeptiert sind.“ Sollten Probleme auftreten, hat man bei einem Hauptsitz des An- bieters im Ausland schlechte Kar- ten, seine Rechte durchzusetzen. Kosten bis 25.000 Euro SoeinFernstudiumkanndurchaus ins Geld gehen. Viele Angebote liegen bei 10.000 Euro, manche Programme kosten bis zu 25.000 Euro. Auf der günstigeren Seite liegen die Kosten bei der FernUni- versität Hagen inDeutschland, die mit der Johannes Kepler Univer- sität Linz mehrere Studiengänge anbietet. Hier ist mit knapp 2.000 Euro an Kosten zu rechnen. Wer den Internet-Vertragsab- schluss für eine Ausbildung be- reut, kann innerhalb von zwei Wochen davon zurücktreten, weiß Maria Wollersberger-Linda vom AK-Konsumentenschutz. Ohne entsprechende Rücktrittsbeleh- rung verlängert sich diese Frist um ein Jahr. Deutschland sehr beliebt Wie viele österreichische Studie- rende Fernstudien betreiben, wird nicht erhoben. Für Deutschland weiß man, dass von den jährlich knapp 4.000 heimischen Studien- anfängern 40 Prozent an Fernunis beginnen. Diemeisten davon sind bei der FernUniversität Hagen/Jo- hannes Kepler Universität Linz. Da- hinter folgen die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Mittweida, die über eine Koopera- tionmit demTechnologieTransfer Zentrum Weiz berufsbegleitende Fern-Fachhochschulstudiengänge in der Steiermark anbietet, und die Privat-FH Internationale Hoch- schule Bad Honnef-Bonn. Gesetzliche Regelung gefordert Eine gesetzliche Neuregelung zur verpflichtenden Einbeziehung aller Anbieter in das heimische Regelwerk wäre dringend ange- bracht, sagt Bildungsfachmann Hraba. SH Ein Fernstudium bietet sich an, wenn man gleichzeitig berufstätig ist. Aber Achtung: Oft wird viel versprochen und nur wenig eingehalten. Geht es nach den rund 300 Befragten einer AK-Studie, redu- ziert sich das Risiko, arbeitslos zu werden, durchWeiterbildung. ©Robert Kneschke - stock.adobe.com Yeko Photo Studio - stock.adobe.com www.akstmk.at/bildung Studie www.akstmk.at/studium Mehr zumThema 20 | ZAK ZAK | 21
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