ZAK_direkt_Gesundheit_09_2019_WEB

2 | ZAK direkt ZAK direkt | 3 Zukunft der Pflege W ie wird die Zukunft der Pflege aussehen? Wie kann die Situation für Pflege- personal, Pflegebedürftige und deren Angehörige verbessert werden? Und wie soll das Pfle- gesystem künftig finanziert werden? Diese Fragen wollte die damalige Bundesregierung im Rahmen ihres „Masterplans“ für die Pflege klären, der Ende 2018 angekündigt und heuer ausgearbeitet werden sollte. Die Regierung ist zwar nicht mehr Wie die Zukunft des heimischen Pflegesystems aussehen soll, wird aktuell gerade wieder diskutiert. Die Arbeiter- kammer setzt sich unter anderem für bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen für Beschäftigte in Gesund- heits- und Pflegeberufen ein. Masterplan Pflege: AK will bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte AK-Präsident Josef Pesserl und AK-Experte Alexander Gratzer wollen verbesserte Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in Gesundheitsberufen. In der Praxis kommt es häufig dazu, dass berufs- rechtliche Kompetenzen überschritten werden. Oft aus Unwissen über die er- laubten Tätigkeiten, oft aus Unwissen über die Konse- quenzen einer Kompetenz- überschreitung. Indemman als Angehöriger eines Gesundheitsberufes eine Tätigkeit ausübt, lässt man sich auf diese ein – die sogenannte Einlassungs- fahrlässigkeit ist die Folge. Prinzipiell haftet zwar auch die Person, die eine Aufga- be nicht ordnungsgemäß delegiert hat, aufgrund der Auswahl der falschen Per- son. Aber auch der jeweili- ge Berufsangehörige selbst ist für Tätigkeiten haftbar, die er ausübt, obwohl sie die gesetzliche Kompetenz überschreiten. Dies wird vor allem relevant, wenn es zu einer Patientenschä- digung kommt. Wichtig ist daher, sich genau über die eigenen Kompetenzen zu informieren und die Ausübung von Tätigkeiten abzulehnen, die darüber hinausgehen. Andernfalls kann das zu schadenersatz- und strafrechtlichen Kon- sequenzen führen. anika.tauschmann@akstmk.at Kompetenz- überschreitung das recht im beruf AK-Expertin Mag. a Anika Tauschmann § im Amt, doch auch im aktuell laufenden Nationalratswahl- kampf wird die Zukunft der Pfle- ge debattiert. AK-Präsident Josef Pesserl sieht die Diskussion als Chance, die zur Entlastung aller Beteiligten und zu mehr Quali- tät in der Pflege führen könne. Und er macht ein Angebot: „Gerne beteiligt sich die AK an diesem Prozess und bringt ihre Expertise ein.“ Schließlich stehe die Arbeiterkammer mit ihrem Beratungs- und Serviceangebot mitten im Versorgungsdreieck zwischen Pflegebedürftigen, Angehörigen und professionel- ler Pflege. Personalmangel Bei den Beschäftigten in den Pflege- und Gesundheitsbe- rufen herrscht derzeit akuter Personalnotstand – die Belas- tungen sind enorm. Beim Per- sonaleinsatz in Pflegeheimen liegt die Steiermark im unteren Durchschnitt der Bundesländer. Dazu komme ein drängender Fachkräftemangel durch zu wenige Ausbildungsplätze, sagt AK-Experte Alexander Gratzer. Die AK fordert daher bessere Arbeits- und Rahmenbedingun- gen in denGesundheitsberufen. Dazu zählen beispielsweise höhere Löhne. Außerdem will die Arbeiterkammer faire und verlässliche Dienstpläne sowie längere Freizeitblöcke. Weiters braucht es dringend mehr Per- sonal in allen Bereichen der Patientinnen- und Patienten- versorgung, eine neue Perso- nalbedarfsberechnung sowie Mindestpersonalregelungen für Nachtdienste. Darüber hinaus macht sich die Arbeiterkammer für die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze in Gesund- heits- und Sozialberufen stark. Oberstes Ziel für die Arbeiter- kammer sei, dass alleMenschen in Österreich ohne finanzielle Barrieren Zugang zu qualitäts- voller Pflege haben, sagt AK-Prä- sident Pesserl.„Das schließt gute Arbeitsbedingungen für die Be- schäftigten mit ein.“ Notwendig sei zudemeine„nachhaltige und solidarische Finanzierung der Pflege“, betont Pesserl. 14.000 Befragte Wie dramatisch die Situation für die Beschäftigten im Gesundheits- und Pflege- sektor ist, zeigt eine öster- reichweite Befragung der Arbeiterkammer mit über 14.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus al- len Gesundheitsberufen. Die Online-Umfrage lief unter dem Titel „Wo drückt der Schuh?“ von Mitte Oktober bis Ende Dezember 2018. Ein Viertel überlegt Jobwechsel Zwar sind diemeisten Befragten mit ihrer direkten beruflichen Tätigkeit, mit der Arbeit mit kranken und unterstützungsbe- dürftigenMenschen sowie dem Arbeitsklima im Team grund- sätzlich zufrieden. Doch viele Beschäftigte in den Gesund- heitsberufen sind mit den be- ruflichen Rahmenbedingungen unzufrieden – das betrifft das Einkommen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Un- terstützung durch Vorgesetzte, die Anerkennung durch andere oder die beruflichen Entwick- lungsmöglichkeiten. Über ein Viertel der Befragten gab sogar an, zumindest einmal im Mo- nat an einen Berufswechsel zu denken. Junge sind unzufriedener Junge Menschen in den Ge- sundheitsberufen sind deutlich unzufriedener mit den Arbeits- bedingungen als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen. Die Jungen hadern neben dem Einkommen vor allem mit Ar- beitszeitausmaß, Dienstplange- staltung, beruflichen Entwick- lungsmöglichkeiten sowie der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Für die Älteren sind die Qualität ihrer Tätigkeit und die interdisziplinäre Zusammenar- beit wichtiger als für Jüngere, und sie legen auch größeren Wert auf Anerkennung durch andere. Männer zeigten sich in der Befragungdeutlichunzufrie- dener als Frauen, insbesondere was berufliche Entwicklungs- möglichkeiten und Einkommen betrifft. Länger arbeiten als vereinbart Generell ist die Unzufrie- denheit bei Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeheimen besonders groß. Befragte, die regel- mäßig mehr Stunden als vereinbart arbeiten, sind in allen Belangen deut- lich unzufriedener als Be- schäftigte, die regelmäßig im vereinbarten Ausmaß arbeiten. Mehr als die Hälfte der Befrag- ten sagen, dass sie regelmäßig länger als vereinbart arbeiten. Besonders hoch ist dieser Anteil in der mobilen und stationären Langzeitpflege (77,4 Prozent beziehungsweise 66,1 Prozent), aber auch in Krankenhäusern (56,9 Prozent). Nur 39,1 Prozent aller Befragten berichten von regelmäßiger Einhaltung ihres vereinbarten Arbeitszeitausma- ßes. DW „Es braucht ein neu aufgesetztes Pflegesystem in Österreich.“ Josef Pesserl, AK-Präsident ©Robert Kneschke - stock.adobe.com Die AK Steiermark informiert umfassend zum Thema Pflege von Angehö- rigen, ihrem Recht in der Pflege und gibt praktische Tipps bei der Bewältigung des Pflegealltags. 15. November 2019, Graz, OMAK Pflegeworkshops 25. Oktober 2019, Graz 22. November 2019, Zeltweg Tage der Pflege AK- Pflegetage Infos: www.akstmk.at/pflege AK | Temel

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