ZAK_01_2020_WEB
Beruf & Recht Tradition trifft Digitalisierung D ie Eisen- und Stahlproduktion hat in Kapfenberg eine jahr- hundertelangeTradition. Seit dem späten 19. Jahrhundert jedoch ist der Name „Böhler“ untrennbar mit der Schweißindustrie in der obersteirischen Stadt verbunden. Heute firmiert der Standort Kap- fenberg unter demNamen Böhler Welding und gehört – seit 2007 – fix zum voestalpine-Konzern. 318 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier tätig, produziert werden vor allem Stabelektroden und Fülldrähte für Schweißarbeiten Seit vielen Jahren werden bei voestalpine Böhler Welding in Kapfenberg Schweißprodukte erzeugt. Das traditionsreiche Unternehmen will die Digitalisierung künftig noch stärker für sich nutzen – auch mit Hilfe der steirischen Arbeiterkammer. Bernd Hoffmann bei der Qualitätskontrolle der Stabelektroden. Der gelern- te Tischler arbeitet seit dem Jahr 2001 bei Böhler. Klaus Daroci bei seiner „staubigen“ Arbeit im Pressbereich. – wobei die Kundschaft in der ganzenWelt sitzt.„Wir produzieren hier relativ viel für Pipelines, über- all, wo geschweißt wird, kommen unsere Produkte zum Einsatz“, so Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Hubert Gallbrunner. Körperlich anstrengend Die Arbeit in der Fabrik ist vor allem körperlich herausfordernd – „das ist halt die Schwerindustrie“, sagt Produktionsleiter Erich Neu- bauer. Dennoch: Die Mitarbeiter undMitarbeiterinnen – immerhin 26 Frauen sind im Produktions- bereich beschäftigt – kommen mit den Arbeitsbedingungen im Großen und Ganzen gut zurecht, So etwa Mario Hartner, der in der Elektrodenfertigung arbeitet und seit 2007 im Betrieb ist. Der ge- lernte Bäcker ist „sehr zufrieden“, obwohl die Arbeit „körperlich relativ anstrengend“ ist.„Manwird staubig, aber es passt“, scherzt auch Klaus Daroci, der schon jahrelang im Pressbereich tätig ist, zunächst als Leiharbeiter, ehe er 2016 fix von voestalpine Böhler Welding übernommen wurde. Datenbrillen-Projekt Der zunehmendenDigitalisierung der Industrieproduktion kann sich Böhler Welding in Kapfen- berg ist seit einigen Jahren Teil des voestalpine-Konzerns. Schlosserin Natalie Emmerstorfer (links) und Betriebselektrikerin Tamara Nachbargauer reparieren in der Produktion„alles, was kaputt wird“. Mario Hartner ist gelernter Bäcker und seit 2007 im Betrieb. Sein Job ist„kör- perlich relativ anstrengend“, macht ihm aber trotzdem Spaß. Britta Gegenleitner ist für verschie- denste Spezialprojekte zuständig. Erich Neubauer ist seit fünf Jahren Produktionsleiter bei Böhler. Urgestein: Seit 1978 ist Herbert Fel- berbauer bereits bei Böhler. Emil Boncea überprüft, ob mit den Elektroden alles in Ordnung ist. ChristianSchuhmann, Elektriker-Vor- arbeiter im Bereich Instandhaltung indes auch Böhler Welding nicht verschließen. Im Gegenteil: In Zu- kunft will man digitale Hilfsmittel sogar noch stärker nutzen. Daher hat das voestalpine-Böhler-Wel- ding-Team auch ein Datenbrillen- Projekt beim Projektfonds Arbeit 4.0 der AK Steiermark (siehe auch Seite 19) eingereicht – mit Erfolg: Der Fonds-Fachbeirat gab grünes Licht für eine Förderung. Digitale Einschulung Derzeit werde noch geprüft, wo der Einsatz von Datenbrillen Sinn mache, erklärt Projektverant- wortliche Britta Gegenleitner. Als „Startbereiche“ bereits fix seien die Instandhaltung und die Elektrodenfertigung. „Durch die Datenbrillen wollen wir das Emotionale rausbringen, es soll für Einschulungen für alle Mit- arbeiter die gleichen Rahmen- bedingungen geben.“ Und bei technischen Störungen können die betreffendenMitarbeiterinnen und Mitarbeiter dank Datenbrille sofort erkennen: „Wann brauche ich Unterstützung, was kann ich selber tun?“ Das hofft auch Her- bert Felberbauer, der unter an- derem den Pressbereich leitet, in dem die Datenbrillen ein Thema sind. Da das Anlernen neuer Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter im laufenden Betrieb erfolge, wäre die „digitale Einschulung“ mittels Datenbrillen eine enorme Erleich- terung, unterstreicht Felberbauer. „Möglichkeiten nutzen“ Böhler-Welding-Werksleiter Gyula Peidl sieht das Datenbrillen- Projekt als große Chance für die Weiterentwicklung des Standor- tes Kapfenberg: „Man ist im 21. Jahrhundert, es gibt die Digitali- sierung, Man sollte die Möglich- keiten nutzen – eine Möglichkeit ist diese Datenbrille.“ DW der betriebsrat die firma Wichtiger Standort Werksleiter Gyula Peidl schätzt den Einsatz seines Personals. „Die Arbeit bei uns ist schwer. Wir können jeden Tag ‚danke‘ sagen, dass die Mitarbeiter kom- men“, sagt Werksleiter Gyula Peidl. Zugleich sieht er Optimie- rungspotenzial: „Wir sind gut, aber wir wollen besser werden. Kapfenberg ist ein wichtiger Standort. Daher werden wir in den nächsten drei Jahren unge- fähr zehn Millionen Euro inves- tieren.“ Unter anderem„erhöhen wir die Kapazität mit einem neu- en Pressbereich“. Positive Entwicklung Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Hubert Gallbrunner „Das Verhältnis zur Firmenleitung ist gut“, sagt Böhler-Welding-Ar- beiterbetriebsrat Hubert Gallbrun- ner. Das habe auch damit zu tun, dass sich die Strukturen bei Böh- ler seit der Übernahme durch die voestalpine sehr zumPositivenent- wickelt hätten. Dass dem Standort vom Konzern ein hoher Stellen- wert eingeräumt wird, zeigt sich laut Gallbrunner auch daran, dass jedes Jahr Millioneninvestitionen in Kapfenberg getätigt werden. Alle Fotos: Temel | AK 16 | ZAK ZAK | 17
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