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Beruf & Recht Gelebte Integration W er die Produktionshallen der Team Styria Werkstätten in Graz besucht, wird auf den ersten Blick kaum einen Unterschied zu anderen Industriebetrieben erkennen. Dabei handelt es sich um einen von Bund und Land geförderten integrativen Betrieb – einer von insgesamt acht in ganz Österreich. Das heißt, hier werden vor allemMenschenmit Behinde- rungenbeschäftigt. 70 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine Behinderung – Ge- hörlose arbeiten bei Team Styria Die Team StyriaWerkstätten bieten vielen Menschen mit Be- hinderung Arbeit. Neben der Integration schreibt der Betrieb auch die Ausbildung groß – die Arbeiterkammer unterstützt ein neues digitales Weiterbildungsprojekt von Team Styria. Für Martin König, Vorarbeiter im Metallbereich, ist Weiterbildung wichtig. Neben seinem Job besucht er gerade die Abend-HTL. Prozessleittechniker Mario Fekonja prüft Module für Aufzüge. ebenso wie Sehbehinderte. Zu Letzteren zählt Johann Kurtz: Er ist seit seinemzehnten Lebensjahr blind und bereits seit 1984 imMe- tallbereich vonTeamStyria inGraz beschäftigt. „Wir beschäftigen auch vier Sozialarbeiterinnen und einen klinischen Psychologen, die denMitarbeiternuneingeschränkt zur Verfügung stehen“, sagt Ge- schäftsführer Siegfried Ebner. Wichtiger Zulieferbetrieb Rund 200 Menschen arbeiten in Graz, wo sich die Zentrale des gemeinnützigen Unternehmens befindet – weitere 200 sind es an den Standorten Kapfenberg, Spielberg und Trieben. Was vor fast 40 Jahren als geschützteWerk- stätte und Beschäftigungsprojekt für Menschen mit Behinderung begonnen hat, ist heute ein wich- tiger Zulieferbetrieb für die heimi- sche Industrie. „Wir sind ein breit aufgestellter Produktionsbetrieb mit ganz normalen Dienstver- hältnissen und branchenüblichen Kollektivverträgen“, sagt Co-Ge- schäftsführer Bernhard Lambau- er. Für Partner und Kunden wie Andritz, voest, Magna oder die JUFA-HotelswerdenMetall-, Elekt- ronik- undHolzprodukte gefertigt. „Wir beschallen auchdie Formel 1“, Die Zentrale von Team Styria in Graz. Rund 200 Menschen arbeiten auf dem weitläufigen Gelände. Alexandra Gangl ist seit 20 Jahren im Betrieb und hat hier eine Tischleraus- bildung absolviert. Sie pendelt täglich per Zug von Kapfenberg nach Graz. Alexander Beck arbeitet imElektronik-Bereich. Für diese Aufgabe hat sich der gelernte Koch einst in der Team Styria Akademie umschulen lassen. TischlereitechnikerinMichaela Pinter ist eine der erstenMitarbeiterinnen, die das Weiterbildungsprojekt„Holztechnik 4.0“ absolviert hat. Johann Kurtz arbeitet an Teilen für einen Auspuff-Hersteller. Nach 36 Dienst- jahren geht er bald in den Ruhestand:„Ich freue mich schon auf die Pension.“ schmunzelt Ebner und meint da- mit die Lautsprecherboxen und andere Tontechnik-Elemente, die in den hauseigenen Werkstätten hergestellt werden und bei For- mel-1-Rennen für den richtigen Sound an der Strecke sorgen. Mit den fünf steirischen „Wohlfühllä- den“ ist man außerdem auch als Lebensmittel-Nahversorger mit sozialer Funktion tätig. 40 Lehrlinge in Ausbildung Die Betriebsräte Dietmar Hammer und Andreas Köberl sind stolz auf ein weiteres „großes Standbein“: die Ausbildung und Berufsvor- bereitung in der Team Styria Akademie. „Wir haben derzeit 40 Lehrlinge in Ausbildung“, so Ham- mer. 15 verschiedene Lehrberufe, vonMechatronik bis Einzelhandel, werden angeboten. Ausgebildet werden die Lehrlinge nicht (nur) für die Team Styria Werkstätten selbst, sondern auch für andere (Industrie-)Betriebe. AK fördert Weiterbildungsprojekt DieDigitalisierungder Arbeitswelt ist auch bei TeamStyria ein großes Thema. Unter demTitel„Holztech- nik 4.0“ hat das Unternehmen ein betriebliches Weiterbildungspro- jekt gestartet, das aus Mitteln des Projektfonds Arbeit 4.0 der Arbeiterkammer Steiermark ge- fördert wird. Im Rahmen dieser Weiterbildung werden Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter gezielt für den Einsatz neuer (digitaler) Technologien in der Holzverarbei- tung geschult. „Wir machen uns schon sehr lange Gedanken, wie Menschen mit Behinderungen in die Digitalisierung eingebunden werden können. Da hilft uns das Holztechnik-4.0-Projekt enorm“, bedankt sich Hammer bei der AK für die Unterstützung. DW der betriebsrat die firma Individuelle Modelle Die Geschäftsführer Bernhard Lam- bauer (l.) und Siegfried Ebner Die Beschäftigten bei Team Styria seien mit ihren Jobs sehr zufrieden, meinen die beiden Team-Styria-Geschäftsführer Siegfried Ebner und Bernhard Lambauer: „Die, die einmal bei uns sind, wollen nicht mehr un- bedingt weg.“ Man biete den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern unter anderem„sehr indivi- duelle Arbeitszeitmodelle“ und unterstütze sie auch bei derWie- dereingliederung nach längeren Krankenständen. Ansprechpartner Die Betriebsräte Dietmar Hammer (l.) und Andreas Köberl Im beruflichen Aus- und Wei- terbildungsangebot von Team Styria sehen die Betriebsräte Dietmar Hammer und Andreas Köberl eine der größten Stärken des integrativen Betriebes. Das gelte nicht nur für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter: „Wir möchten ein wichtiger Ansprechpartner sein für Men- schen, die es noch nicht ge- schafft haben, auf dem Arbeits- markt Fuß zu fassen.“ Fotos: Temel | AK (8), Team Styria 14 | ZAK ZAK | 15
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