ZAK_03_Juni

Extrem hart trifft die Corona-Krise die Jugend: viele Kündi- gungen, wenige neue Jobs, geringes Angebot an Lehrstel- len, kaum Praktikumsplätze. D ie Folgen der Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt seien besonders für die Jugend drama- tisch, sagt AK-Bildungsexpertin Katrin Hochstrasser. Vielfach wa- ren es junge Menschen, die nach dem Lockdown als Erste ihren Job verloren. „Die Zahl der Ar- beitslosen unter 25 Jahren hat sich im April in der Steiermark innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.“ Österreichweit stan- den Anfang Mai mehr als 60.000 junge Menschen ohne Job da. Das betrifft etwa Studierende, die überwiegend in Gastroberufen ihre Ausbildung mitfinanzieren. Das trifft aber auch junge Men- schen besonders hart, die sich nach ihrer Ausbildung vondaheim abgenabelt und mit finanziellen Verpflichtungen, etwa für eine Wohnung, eine eigene Existenz aufgebaut haben. Einen neuen Job zu finden ist schwer, die Zahl der offenen Stellen ist gegenüber demApril imVorjahr umeinViertel zurückgegangen. Jugend ohne Jobs: „Wir müssen die Lebenschancen sichern“ Kein Kurs: AMS wollte Geld zurück Mitten in der Bildungskarenz ei- ner Grazerin brach Corona aus. Sie konnte geplante und bezahlte Kurse nicht mehr besuchen – für das AMS zunächst ein Grund, das Bildungska- renzgeld zurückzuverlangen. Die AK konnte die Situation aber klären. D ie 27-Jährige hatte sich für eine Bildungs- karenz entschieden, da sie die Ausbildung zur Diplom-Mentaltrainerin machen will. Da diese Ausbildung zu wenig Stunden aufweist, meldete sie sich auch für die Zusatzausbil- dungen Team-Mentaltrainerin und Kinder- Mentaltrainerin an. Mit Start der Corona-Krise wurde die junge Frau informiert, dass die Zu- satzausbildung für den Team-Mentaltrainer für heuer ersatzlos gestrichen wird und erst kommendes Jahr wieder stattfindet. Für die Kinderausbildung konnte noch nichts gesagt werden. 8.000 Euro zurückverlangt Die Grazerin wandte sich unverzüglich ans AMS, was sie nun tun solle, da ihre Bildungs- karenz mit 7. Juni endet und sie bisher nur denDiplom-Mentaltrainer absolvieren konnte. Die Antwort war ein Schock: Sie könne sich eine neue Ausbildung suchen oder sie muss das Bildungskarenzgeld von rund 8.000 Euro zurückzahlen, da sie die Ausbildung ja nicht beendet. Keine Rückzahlung nötig Für AK-Bildungsexpertin Katrin Hochstrasser ist klar, dass das so nicht geht. Sie nahm Kon- takt mit dem AMS auf und konnte die Sache innerhalbweniger Tage klären: Natürlichmuss niemand, dessen Kurse aufgrund von Corona nicht durchgeführt werden können und denen nun die Bildungskarenz ausläuft, Geld zurück- zahlen. JF Bildung &Wissen Willi Tell Das Corona-Virus ist durch Zwiebeldämpfe, Knoblauch oder Bleichmittel heilbar, wobei – eigentlich ist das Virus sowieso nur erfunden, um Panik zu verbreiten, aber wenn Covid-19 existiert, dann wurde es als Biowaffe von Menschen gemacht und das Virus wird durch die Gripp- eimpfung verstärkt – diese und viele weitere #Fake News und Verschwörungstheorien haben in den vergangenen Wochen auf den sozialen Me- dien Hochkonjunktur. Dabei teilen nicht nur Privatperso- nen diese falschen Inhalte, sondern vor allem auch so- genannte „Superspreader“. Diese oft sogar zertifizierten Accounts erreichen mit ih- ren Fake-Postings tausende Follower. Aber wieso können diese falschen Informationen in solch einem Ausmaß viral gehen? Der Grund ist nahe- liegend, denn wir alle wollen uns über das Virus informie- ren – und diese Neugierde wird leider oft von falschen Experten ausgenützt. Wich- tig ist, sich nicht in Panik ver- setzen zu lassen und nicht al- len Infos ungefragt Glauben zu schenken! Dir begegnen oft Nachrichten, die du nicht als wahr oder falsch einord- nen kannst? Dann achte auf den Absender bzw. die Quel- le, hinterfrage den Inhalt, prüfe das Datum sowie auf mögliche Rechtschreibfehler, google die Headline – und bleib gesund! #Fake-News dis kutiert Michael Radspieler Social-Media-Experte Philipp Switil Entlassen, nicht für den Dienst eingeteilt, einvernehmlich aufgelöst – und bei alldem oftmals auf die Rechte der Lehrlinge„vergessen“. Sei es die Art undWeise der (un- rechtmäßigen) Beendigung des Dienstverhältnisses oder die Verletzung der Ausbil- dungspflicht, die AK-Jugendabteilung ist in Corona-Zeiten stark gefordert. G erade imFriseurgewerbe kam es vor, dass Lehrlinge mit ei- ner einvernehmlichen Auflösung, meist mit Wiedereinstellungsga- rantie, abgemeldet wurden. Dabei haben sie in den seltensten Fällen die gesetzlich vorgeschriebene Belehrung durch die AK oder das Gericht erhalten. Meist fehlte auch die schriftliche Vereinbarung – es wurde nur darüber gesprochen. „Diese Art der einvernehmlichen Auflösung ist rechtsunwirksam“, so AK-Jugendexpertin Barbara Huber:„Oft werden dann auch das Lehrlingsentgelt und die Sonder- zahlungen nicht gezahlt.“ Recht auf Schadenersatz Lehrlinge haben bei einer un- rechtmäßigen Auflösung ihres Lehrverhältnisses dieWahl, ob sie auf Weiterführung des Lehrver- hältnisses bestehen oder Scha- denersatz fordern. Ausbildungspflicht nicht erfüllt Eine andere Problematik zeigt der Schlechter Umgang mit Lehrlingen Fall eines Kfz-Technikers auf: Der 16-Jährige aus Graz-Umgebung wurde entlassen. Huber: „Der Lehrling hat zu keinem Zeitpunkt ein Verhalten gesetzt, das eine Entlassung rechtfertigen würde. Unsere Vermutung ist, dass der Lehrberechtigte das Lehrverhält- nis aufgrund der Corona-Krise beendenwollte.“ Auch hier wurde die unberechtigte Entlassung nur mündlich ausgesprochen. Der 16-Jährige erklärte sich sofort arbeitsbereit und arbeitswillig. Er setzte eine Frist und erneuerte sei- ne Arbeitsbereitschaft mehrfach, da das Lehrverhältnis aufgrund der rechtsunwirksamen Entlas- sung nach wie vor aufrecht war. Chef antwortete nicht mehr Nachdem sein Chef auf keines der Schreiben reagierte, drohte der Lehrling seinen berechtigten vor- zeitigen Austritt an, da sein Lehr- berechtigter seiner Ausbildungs- verpflichtung ihm gegenüber nicht nachkam. „Da es bis zuletzt keine Reaktion gab, wird die AK den Lehrling bei der Forderung nach einem Schadenersatz und gegebenenfalls auch vor Gericht vertreten“, erklärt Huber. Zwei Lehrlinge entlassen Für zwei Lehrlinge im ersten bzw. dritten Lehrjahr eines Grazer Fit- nessstudios ist die AK Steiermark bereits vor Gericht gegangen: Einmal geht es um einen Scha- denersatz in der Höhe von 4.500 Euro und einmal um knapp 9.000 Euro, da auch diese beiden unbe- rechtigt entlassen wurden. „Eine Intervention blieb leider erfolglos, der Dienstgeber antwortete auch in diesem Fall nicht“, schildert die Jugendexpertin: „Es zeigt sich, dass sich die Firmen die Geldan- sprüche für die Lehrlinge sparen wollen. Viele Lehrlinge wurden undwerden auch einfach nicht für Dienste eingeteilt. Die Dienstge- ber übersehen aber, dass sie eine Ausbildungspflicht haben, der sie nachzukommen haben.“ JF Unrechtmäßige Entlassungen von Lehrlingen kamen in den vergangenen Wochen häufig vor. Auch Nebenjobs und Ferialarbeit sind derzeit kaum zu finden. Laut der Logo-Jobbörse ist das Joban- gebot auf 15 Prozent gesunken. Lehrplätze, Praktika Betroffen sind auch die Lehrstel- len, die um 20 Prozent weniger angeboten werden als noch vor einem Jahr. 750 junge Menschen in der Steiermark brauchen sofort einen Lehrplatz und 1.100 bis zum Herbst. Laut einer Studie der Uni Linz wird über das Jahr gerechnet die Jugendarbeitslosigkeit in Ös- terreich bei 15 Prozent liegen, was fast doppelt so hoch ist wie 2019. Vor großen Herausforderungen stehen auch Schülerinnen und Schüler, die verpflichtende Prakti- ka absolvieren müssen. Sollte die Suche danach erfolglos bleiben, kann laut Gesetz ein Aufstieg in die nächste Klasse auch ohne Praktikum möglich sein. Die Ar- beiterkammer fordert, dass heuer generell kein Praktikum gemacht werden muss. Lebenschancen sichern Die Folgender neuenArbeitslosig- keit für die betroffenen Jugendli- chen sind gravierend: geringeres Einkommen, Unzufriedenheit und sinkendes Vertrauen in die Zukunft. AK-Präsident Josef Pes- serl fordert einen Rettungsschirm für die junge Bevölkerung: „Wir müssen die Lebenschancen der Jugend sichern, die Lehrausbil- dung etwa durch Produktions- schulen und überbetriebliche Ausbildungen ergänzen und die Jugendarbeitslosigkeit mit allen Mitteln bekämpfen.“ SH Corona trifft die Jugend besonders hart: Damit der Einstieg ins Berufsleben gelingt, fordert die AK einen„Rettungsschirm für junge Menschen“. www.akstmk.at/lehre Mehr zumThema www.akstmk.at/wirtschaft Mehr zumThema ©fizkes - stock.adobe.com ©Robert Kneschke - stock.adobe.com 20 | ZAK ZAK | 21

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