ZAK_Juli 2020

V iele Beschäftigte haben Gefal- lendarangefunden, ihreArbeit vondaheimaus zu erledigen, auch Unternehmen sinddavonangetan. Währendder Corona-Maßnahmen ist Homeoffice von sechs auf 42 Prozent aller Beschäftigten hin- aufgeschnellt. Und in manchen Branchen und Lebenssituationen ist Homeoffice der Schlüssel zu besserer Arbeit: anstatt stunden- langem Pendeln oder mühevoller Terminplanung rund um Familie und Job einfach von daheim die Arbeit erledigen. Einbindung in die Firma Schöne neue Arbeitswelt – oder ein Job am Abstellgleis, ohne Karrierechancen und mit stagnie- render Bezahlung? AK-Präsident Josef Pesserl nennt drei Punkte, Homeoffice: Was nun? Arbeitszeiten immer aufzeichnen ak tipp AK-Expertin Biljana Bauer erklärt: Arbeitszeitaufzeichnungen sind die Grundlage für die Kontrolle der Auszahlungen der Mehr- und Überstun- den. Haben Beschäftigte den Verdacht, dass die Aufzeich- nungen ihrer Arbeitgeberin bzw. ihres Arbeitgebers nicht stimmen, dann sind eigene Aufzeichnungen notwendig. Wir empfehlen Beschäftig- ten, ihre Arbeitszeit täglich in einem Handkalender und/ oder imAK-Zeitspeicher unter www.ak-zeitspeicher.at aufzu- zeichnen. Der AK-Zeitspeicher sowie die AK-Zeitspeicher- App stehen kostenlos zur Verfügung. AK Steiermark prüft Abrechnungen Ob die geleisteten Mehr- und Überstunden richtig abge- rechnet wurden, erfahren Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer nachVorlage ihrer Arbeitszeitaufzeichnungen bei der AK Steiermark. Beruf & Recht Halfpoint - stock.adobe.com Beruf & Recht Über fünf Jahre hinweg investiert die AK insgesamt 21,5 Millionen Euro in die digitale Qualifizierung ihrer Mitglieder. So werden aus Mitteln des Projektfonds Arbeit 4.0 Projekte gefördert, die den Beschäftigten nutzen und Jobs sichern. Ende April ist die zweite Förderrunde zu Ende gegangen. I mRahmen ihrer Digitalisierungs- offensive hat die AK Steiermark den Projektfonds Arbeit 4.0 ins Leben gerufen. Aus diesem Topf werden Projekte gefördert, durch die Beschäftigte von digitalen Technologien profitieren,womit ihre Arbeitsplätze erhalten blei- ben. Ende April ist diemittlerweile zweite Förderrunde zu Ende ge- gangen. Insgesamt 25 Förderan- träge wurden diesmal von Betrie- ben, Bildungseinrichtungen und Vereinen eingereicht. Die Projekte reichen von Weiterbildungsmaß- AK fördert wieder Digitalisierungs-Projekte Hitze am Arbeitsplatz Hitze ist gefährlich, Hitzestress kann massiv belastend sein. Neben der Beeinträchtigung von körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit nimmt auch die Unfallgefahr zu. D ie gesundheitlichen Folgen vonHitze (vonHitze- kollaps über Hitzschlag bis hin zumTod) werden nach wie vor oft unterschätzt, häufig auch von den Betroffenen selbst. „Jeden Sommer erreichen uns Hilferufe zumThema„Hitzefrei“ – dieser Mythos hält sichhartnäckig“, sagt AK-Arbeitnehmerschutzexperte Helge Wolfsgruber. Tatsächlich hat nur ein kleiner Teil der Beschäftigten die Möglichkeit, hitzefrei zu bekommen. So können beispielsweise Bauarbeiter bei Temperaturen ab 32,5 °C (imSchatten!)„hitzefrei“ bekommen – allerdings nur mit Zustimmung des Unternehmens, was in der Praxis nur sehr selten zu erwarten ist. Nicht minder anspruchsvoll ist etwa auch die Umsetzung von Vorgaben zum Raumklima in Arbeitsräumen. Zusätzlich stellt – zumindest in diesem Jahr – das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (gegebenenfalls Schutzanzug etc.) ein weiteres Handicap bei hohen Temperaturen dar. www.ak-zeitspeicher.at Arbeitszeitaufzeichnung Faire Jobs in der Erntehilfe W egen geschlossener Gren- zen konnten sie nicht kom- men und unser Gemüse ernten: Erntehelferinnen und Erntehelfer aus dem Ausland. Erstmals wurde ihre systemrelevante Existenz öf- fentlich thematisiert und auch die üblen Arbeitsbedingungen mit elendslangen Arbeitszeiten und Nettolöhnen von 1.077 Euro (OÖ) bis 1.182 (Stmk) pro Monat. Die Produktionsgewerkschaft PRO- GE betreut die Aufklärungskam- pagne SEZONIERI, um der Aus- beutung in der Landwirtschaft entgegenzuwirken. Beschäftigte in der Erntehilfe finden Infos zu ihren Rechten, Interessierte Ein- blicke in den harten Arbeitsalltag. zak in kürze www.sezonieri.at Erntehilfe: Infos und Tipps Coronabedingt ist alles ganz schnell gegangen, vielfach wurde improvisiert und das Büro daheim im gesetzlichen Graubereich errichtet. Jetzt ist die Zeit, ein gutes Regelwerk dafür zu finden. die spätestens jetzt vertraglich mit dem Unternehmen geregelt werden sollen: „Es geht um eine gute Einbindung in die Kommu- nikation des Betriebes, es geht um das Verhindern von Nachteilen im beruflichen Fortkommen und um eine garantierte Rückkehrmög- lichkeit auf einen Arbeitsplatz in der Firma.“ Mustervereinbarung Telearbeit oder Homeoffice ist in österreichischen Gesetzen nicht ausdrücklich geregelt, dennoch findendiearbeitsrechtlichenRege- lungen etwa über die Arbeitszeit, die Arbeitsruhe oder den Urlaub usw. auch auf mobiles Arbeiten Anwendung. Homeoffice braucht eine Vereinbarung zwischen Ar- beitnehmerin oder Arbeitnehmer und dem Arbeitgeber. Das bedeu- tet, dass Homeoffice weder vom Chef angeordnet noch von einem selbst eigenständig angetreten werden kann. Musterarbeitsver- träge für Telearbeit hat die Arbei- terkammer für ihre Digi-Offensive ausgearbeitet und sie stehen als Download zur Verfügung. Betriebsrat setzt den Rahmen DieseTelearbeit-Vereinbarungkann nicht durch den Abschluss einer Betriebsvereinbarung über Home- office ersetzt werden. Eine solche schafft aber den Rahmen für den Abschluss der notwendigenEinzel- vereinbarung. Geregelt werden im Rahmenvertrag etwa die Arbeits- zeit, die vomBetrieb zurVerfügung gestellten Betriebsmittel, Maßnah- men zum Gesundheitsschutz, eine Abgeltung für Energieaufwandund Kommunikationskosten oder der- gleichen. In Einzelvereinbarungen muss das dann nur noch konkreti- siert werden. Selbst wenn keine Betriebsverein- barung abgeschlossen ist, muss ein bestehender Betriebsrat im Rahmendes allgemeinen Informa- tionsrechts des Betriebsrates über die Einführung von Homeoffice informiert werden. My home is my office Ein gutes Regelwerk für Homeof- fice geht auf die Gefahren dieser Arbeitsform für Beschäftigte ein: Vereinsamung, lange Arbeitszei- ten, schwierige Rückkehr in den Betrieb, schlechterer Infofluss und Zugang zu betrieblicher Bildung, Falle für Frauen als Checkerin zwi- schen Kind, Haushalt und Beruf, digitale Leistungskontrolle, unge- klärteVerhältnissebei Arbeits- und Wegunfällen usw. Wichtig ist ein gutes Verhältnis von Zeiten der Anwesenheit im Betrieb, die auch soziale Kontakte und Austausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen ermöglichen, und kon- zentrierter, selbstständiger Arbeit im Homeoffice. www.akstmk.at/extra Musterverträge als Download nahmen über Kommunikations- plattformen bis zu Analysen bzw. Studien. Eine Studie hat etwa das durch die Corona-Krise besonders aktuell gewordene Thema Home- office und die Grenzen zwischen Privatleben undArbeit zum Inhalt. Fachbeirat prüfte Projekte Die Einreichungenwurden von ei- nemexternen Fachbeirat geprüft. Sechs Förderanträge wurden zur Annahme empfohlen, die betref- fenden Projekte stammen von Jugend am Werk, AVL List, dem Katholischen Bildungswerk und Bildungsforum Mariatrost, Alpha Nova sowie der Karl-Franzens-Uni, die den Beirat gleichmit zwei Ein- reichungen überzeugen konnte. Die maximale Fördersumme für die angenommenen Projekte be- trägt insgesamt fast 490.000 Euro. Nächste Runde bis September Neun Förderanträge wurden abgelehnt. Weitere zehn Anträge wurden vorerst zurückgestellt, sie haben das Projektziel erreicht, allerdings sind formale Anpassun- gen nötig. Eineweitere Förderrun- de findet heuer noch statt: Bis 30. September können erneut Digital- Projekte eingereicht werden. www.akstmk.at/extra Infos & Antragsformular zak info Das hilft bei hohen Temperaturen: STOP S ubstitution (kühleren Arbeitsort auswählen), T echnische Maßnahmen (Fensterabschattungen oder Ventilatoren usw.), O rganisatorische Maßnahmen (Änderung der Arbeitszeiten, mehr Pausen usw.), P ersönliche Maßnahmen (Kopfschutz, gekühlte alkohol- und zuckerfreie Getränke usw.) www.akstmk.at/hitze Mehr zumThema Aktion: Mehr vom Leben M it der Aktion „Mehr vom Leben für Betriebe“ fördert der Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit der AK und WK Steiermark sowie der AUVA kleine, mittlere und große Unter- nehmen in der Steiermark bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Alkoholprävention im Betrieb. www.mehr-vom-leben.jetzt/ foerderung-fuer-betriebe Mehr zumThema Viel Arbeit für Alleinerziehende A uf 15 Stunden Arbeit täglich, davon nur sechs Stunden bezahlt, brachten es Alleinerziehende während der Corona-Maßnahmen im April, ergab eine Umfrage der AK Wien. In Paarhaushalten mit Kindern waren die Mütter mehr als 14 Stunden täglich für Lohnarbeit, Haushalt und Homeschooling tätig, Väter etwas weniger als 14 Stunden. Partnerinnen oder Partner ohne Kinder arbeiteten jeweils elf Stunden. SH DW JF Graf-Putz | AK Graf-Putz | AK Nach dem Improvisieren ist jetzt der Zeitpunkt, Homeoffice auf eine geregelte Basis zu stellen. 12 | ZAK ZAK | 13

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