ZAK_Juli 2020
Beruf & Recht KNAPP AG: Start-up aus Graz V or knapp 70 Jahren gründet Günter Knapp in Graz sein Un- ternehmen. Mit zwei Mitarbeitern stellt der Ingenieur in einer kleinen Werkstatt seines Privathauses Spe- zialmaschinen her. Knapp ist ein Tüftler, der mit halben Lösungen nicht zufrieden ist. Sein Motto lautet: „Geht nicht, gibt’s nicht!“ Dieser Erfindergeist – heute heißt es Innovationskraft – ist Motor der Firmenentwicklung. Während an- fänglich Krapfenbefüllmaschinen, Milchpumpen oder Lifte gebaut Heute würde man Start-Up dazu sagen, doch der Weg von den Anfängen in einer Garage hin zumWeltkonzern begann nicht im Silicon-Valley sondern vor 70 Jahren in Graz. Hier startete Günter Knapp mit seiner Firma, die nunmehr 5.000 Beschäftig- te an 53 Standorten hat. der betriebsrat die firma Bestes Programm für die Belegschaft Franz Mathi, COO KNAPP AG Franz Mathi, Chief Operating Of- ficer, sagt: „Innovationen stehen bei KNAPP auf der Tagesordnung – dafür brauchen wir die besten Mitarbeiter. Als Arbeitgeber ist es deshalb für uns wichtig, unse- ren Mitarbeitern auch das beste Programm zu bieten.“ Er nennt als Beispiel das Werksrestaurant. Die Beschäftigten werden am Un- ternehmenserfolg beteiligt und KNAPP investiert in eine Pensions- vorsorge. Es gibt gratis Öffi-Karten und ein Gesundheitsprogramm. Benjamin Koch und Alireza Zakeri von der Verpackung:„Die Umstellung auf 2-Schicht-Betrieb war eine große Änderung. Das Arbeitsklima hier ist gut.“ Barbara Liebmann vom Empfang: „Arbeite gerne mit Menschen.“ werden, entwickelt Knapp einen verbesserten Ölbrenner und er- wirbt dafür sein erstes Patent. Kommissionierung In den 1960er-Jahren wird der deutsche Pharmagroßhändler Herba Chemosan Kunde, für den Aufzüge, Hebeanlagen und För- derbänder geliefert wurden. Da- mals schondenkt Knappüber eine automatische Kommissionierung nach. Das rasche Zusammenstel- len von bestimmten Artikeln aus einembreiten Sortiment in einem Lager wird in der immer größer werdenden Firma Knapp fortan zum bestimmenden Thema, in das viel Geld für Forschung und Entwicklungfloss undnoch immer fließt. Ende der 1970er-Jahre steu- erten bereits Mikroprozessoren die Behälter auf den Förderan- lagen. Neue Firmenzentrale In den 1980ern beschließt Günter Knapp, neben Mechanik, Elektrik und Hardware auch Software zu liefern und zu integrieren. Dazu wird nicht nur intern geforscht und entwickelt, zahlreiche Käufe spezialisierter Firmen steigern die Kompetenz zur Lieferung vollstän- Aus einer Werkstatt im Privathaus des Gründers in Graz wurde der weltweit tätige Logistik-Konzern KNAPP. Im Stammhaus in Hart bei Graz arbeiten 2.500 Menschen, an den 53 Standorten werden insgesamt 55 Sprachen gesprochen. Die Liebe brachte Christian Hilbert von Deutschland nach Graz. Der gelern- te Koch hat sich zum Gruppenleiter hochgearbeitet und führt nun 80 Leute. Alexander Isheim arbeitet in der Beschichtung. Er kam als Leiharbeiter und wurde übernommen – ein wichtiges Anliegen des Betriebsrates. Matthias Medardt bedient den Laserschneider:„Hier ist die erste Stufe der Produktionskette. Die Teile kommen dann zur Beschichtung.“ Ausbildner Christoph Haidic:„75 Prozent der Lehrlinge bleiben uns.“ Lisa Rappold, Lehrling im 4. Lehrjahr:„Nach der Lehrabschlussprüfung im Herbst will ich auf Montage gehen und dieWelt kennenlernen.“ diger Anlagen. Zu der Zeit kauft KNAPP ein Grundstück in Hart bei Graz und errichtet den noch heute bestehenden Firmensitz. Damals hat die Firma etwas mehr als 100 Beschäftigte. Weltkonzern KNAPP Heute ist die Knapp AG ein Welt- konzernmit 46 Konzernunterneh- men und 5.000 Beschäftigten. In der Zentrale in Hart bei Graz allein arbeiten mehr als 2.500 Men- schen. Das Unternehmen liefert ganzheitliche Logistiklösungen für innerbetrieblicheMaterial- und Warenströme. Geliefert wird in die ganzeWelt, rund 100 Beschäftigte sind ständig unterwegs, umdie in Graz produzierten und vormon- tierten neuen Systeme aufzubau- en und in Betrieb zu setzen. Kunden weltweit Viele Kunden kommen aus der Pharmabranche, aber auch Unter- nehmen aus der Industrie oder aus dem Food- und Non-Food-Bereich setzen auf die schlaue Lagerlogistik. Bekannt ist etwa Modehändler Za- lando. Der Ausdehnung der Lösun- gen sind kaum Grenzen gesetzt, in EnglanderstrecktsicheinLagerüber die Größemehrerer Fußballfelder. 60 Lehrlinge Großes Augenmerk wird auf den Nachwuchs gelegt. Knapp 60 Lehrlinge werden in vier Berufen mit mehreren Spezialisierungen ausgebildet. Mit eigenen Pro- grammen wird versucht, auch Mädchen für eine Lehrebei KNAPP zu interessieren. KNAPP ist gut durch die Corona- Krise gekommen. Drei Monate lang gab es Kurzarbeit, viele An- gestellte waren im Homeoffice, die Produktion war nicht unter- brochen. SH Gute Kommunikation Sandra Hofmann, Betriebsratsvorsitzende Die Diplomingenieurin ist seit zwei Jahren Vorsitzende des Betriebsra- tes. Sie und ein Kollege sind teil- weise freigestellt, seit März gibt es ein eigenes Betriebsratsbüro als Anlaufstelle. „Die Kommunikati- on mit der Unternehmensleitung ist von Wertschätzung getragen“, sagt sie. In das Personalmanage- ment sei man „innerhalb der ge- setzlichen Rahmenbedingungen gut eingebunden“. Hofmann lobt die guten Sozialleistungen des Un- ternehmens. Temel | AK (9), Knapp, Kanizaj 14 | ZAK ZAK | 15
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDIxOTE=