20210225_ZAK_direkt_September_2020

Schwerpunkt Erfahrungen mit Corona Schwerpunkt – Was braucht es künftig? ©Pixel-Shot - stock.adobe.com Die ersteWelle an Corona-Erkrankungen wurde von den heimischen Gesundheits- und Pfegeeinrichtungen gut bewältigt. Aber wie geht es weiter? werden. Dies gilt insbesondere für FFP2- und FFP3-Masken. Da- bei ist zu beachten, dass gerade beim wiederholten Auf- und Absetzen die Infektionsgefahr steigt. Maskenpause ist wichtig Allgemeine Informationen zum Tragen von Masken gibt es mittlerweile. Was aber kaum bekannt ist, sind die Grenzwerte für das Tragen von Schutzmas- ken. FFP-MaskenohneAusatem- ventil sollten ununterbro- vereinzelt Pfegestationen ge- sperrtwerden. Mit der Pandemie wurden die Personaluntergren- zen für Pfegeheime ausgesetzt. Doch ausreichend Personal ist Voraussetzung für ein qualitäts- volles Arbeiten, bestätigt auch die für Pfegeeinrichtungen der Caritas Socialis zuständige Lei- terin Christina Halbwirt-Spörk. Dies gilt auch hinsichtlich der nicht nur während der Krise so wichtigen Hygiene. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass Erfahrungen bestätigen, dass es weniger oft zu einemCOVID-19- Fall kommt, wennmehr Fachper- sonal vor Ort ist. Zudem erhöht mehr Personal nicht nur imFalle eines Lockdowns die soziale Interaktion mit Bewohnerinnen und Bewohnern und damit die Qualität der Versorgung in dieser prekären Lebensphase. Generell ist mehr Zeit für die Pfege und Betreuung dringend geboten. Keine Behandlungen chenmaximal 75Minuten Das generelle Aussetzen „Die Beschäftigten getragen werden, bei je- müssen über von laufenden Behandlun- nen mit Ausatemventil Entwicklungen gen und geplantenOperati- informiert und in liegt die Tragedauer bei onen ist aus Sicht aller nicht Entscheidungen 120 Minuten, jeweils ge- von Corona betroffenen eingebunden werden.“ folgt von einer 30-minü- Patientinnen und Patienten Alexander Gratzer, tigen Erholungsphase. AK-Experte zu hinterfragen. Alle, die Während der Pause sind eigentlich eine stationäre lediglich leichte Tätigkeiten Behandlung benötigen, sollten möglich. „Dabei handelt es sich keine Angst vor einermöglichen die derzeit verwendeten Perso- nalschlüssel ungenügend sind. um Richtwerte, die je nach Arbeitsschwere und Gesund- heitszustand anzupassen sind.“ Schwangere Personen dürfen gar keine FFP-Schutzmasken tragen (Infos auf www.arbeits- inspektion.gv.at und www.baua. de). Die Krise bestätigt, dass es nicht richtig ist, Gesundheitseinrich- tungen wie gewinnorientier- te Unternehmen zu führen, da diese aus Kostengründen etwa in der Regel über keine ausreichende Lagerhaltung von Schutzausrüstung verfü- gen. Gesundheitseinrichtungen im gesellschaftlichen Auftrag müssen auf Epidemien und in bestimmtem Ausmaß auch auf Pandemien vorbereitet sein. Was waren Ihre Erfahrungen rund um die Corona-Krise? Wo drückte der Schuh, was ist künftig besonders zu beachten? Schreiben Sie uns unter dem Kennwort „Corona-Erfahrung“ an gesund.pfege@akstmk.at Ansteckungsgefahr in Gesund- heitseinrichtungen haben. Es ist deshalb unabdingbar, dass das Gesundheitswesen alle Behandlungen ohne Risiko ei- ner Ansteckung gewährleistet. Die Nichtinanspruchnahme oder verspätete Behandlung beeinträchtigt in der Regel den Genesungsverlauf und die Lebensqualität der Betroffe- nen (z. B. durch unbehandelte Schmerzzustände). Intensivbetten reduzieren? Das Zurückfahren der medi- zinischen Betreuung war ein wesentlicher Grund dafür, dass in Österreich immer genügend Intensivbetten für Covid-Pati- entinnen und -patienten ver- fügbar waren. Es kann aber deshalb nicht von einem Zuviel an Betten die Rede sein. Gerade die verfügbaren Betten waren ein Grund für die verhältnis- mäßig gute Bewältigung der Krise. Zudem hätten weniger ausgesetzte oder verschobene Behandlungen den damit ver- bundenen volkswirtschaftlichen Schaden und persönliches Leid vermindert. Die bereits vor der Corona-Krise eingeleitete Bet- tenreduktion ist daher umge- hend zu stoppen. Mit weniger Betten würden künftige Krisen mit Sicherheit nicht so glimpf- lich verlaufen. Man denke nur an die italienischen oder ameri- kanischen Verhältnisse. Kennwort„Corona-Erfahrung“ Die verschobene Diskussion um die Pfegereformwird imHerbst wieder Fahrt aufnehmen. Die Ar- D ie vergleichsweise hohe Bettenzahl und die gute medizintechnische Ausstattung waren imNachhinein betrachtet wohl das Ass im Ärmel, um gut über die ersteWelle der Corona- Krise zu kommen. Aber die knappe Personalzahl, anfäng- lich fehlende Krisenpläne und Strukturen sowie der Überra- schungsefekt haben auch inÖs- terreich zu hoher Unsicherheit geführt. Es mangelte vor allem an Schutzausrüstung, die zum Teil überhaupt nicht vorrätig Österreich hat imVergleich zu manch anderem Staat die ersteWelle der Covid-Pandemie gut meistern können. Was haben wir aus der Krise gelernt? Was kann getan werden, um eine zweite Ansteckungs- und Erkrankungs- welle besser in den Griff zu bekommen? Behindertenwesens sowie de- ren Beschäftigte vor extreme Herausforderungen gestellt. Es dauerteWochen, bis das System wieder einigermaßen in der Spur war. Ganze Teams abgesondert Die größteUnsicherheit war und ist noch immer, dass symptom- freie Patientinnen und Patien- ten, Klientinnen und Klienten oder Heimbewohnerinnen und -bewohner in vielen Fällen trotz negativem PCR-Test Virusträger waren und wenige Tage später positiv getestet wurden. In der ab. Rufbereitschaft nahm zu. Die hohe Dienstplaninstabilität war vor allem inVerbindungmit familiären und regelmäßig zu organisierenden Betreuungs- pfichten belastend. Laufendemedizinische Behand- lungen wurden kurzerhand abgebrochen oder auf das Not- wendigste reduziert. Gehäufte COVID-Fälle in Pflegeheimen führten zu deren Abschot- tung. Auch berufsrecht- liche Standards wurden teilweise ausgesetzt. Durch tig. Selbst heute noch stellt die- ser Umstand alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Wie geht man mit einemVerdachts- fall um? Fachleute empfehlen eine höhere Anzahl von regel- mäßigenTests, um infzierte Per- sonen so schnell wiemöglich zu erkennen. Das einmalige Durch- testen des gesamten Personals ist wenig hilfreich, da sich der Gesundheitsstatus raschwieder geändert haben kann. Fehlende Schutzausrüstung Mangels Schutzausrüstung ha- ben sichAngehörige von Pfege- und Gesundheitsberufen anfangs einem besonde- Worte der Wertschätzung ren Risiko ausgesetzt. Der allein verbessern die Grund lag aber auch in Situation nicht, es braucht ansteckenden Virus anfangs sundheitssystems standen Personal. formation und Aufklärung Verschärfte Bedingungen war. Das Personal war demhoch das Niederfahren des Ge- der stark verzögerten In- ©SHIROKUMA-DESIGN - stock.adobe.com beiterkammer setzt sich für eine umfassende Verbesserung ein, insbesondere für zeitgemäße Modelle zur Personalberech- nung und bessere Arbeitsbe- dingungen. Die Corona-Krise hat viele Probleme aufgezeigt. Einige Fakten müssen neu be- wertet werden. alexander.gratzer@akstmk.at Maßnahmen und mehr vielfach nahezu ungeschützt zwar ausreichend Intensiv- Josef Pesserl, zu Beginn der Krise. Der Durch die Corona-Krise haben ausgeliefert. Normalstationen betten für Corona-Fälle AK-Präsident Gebrauch von Schutzaus- sich die ohnehin angespannte mussten kurzfristig in Absonde- bereit, es fehlten jedoch rüstung ist nach wie vor Personalsituation und die teils rungsstationen umgebaut und die entsprechend ausgebilde- Zwischenzeit wurden mitunter reglementiert. Bestellte Schutz- belastenden Arbeitsbedingun- Dienstpläne der Situation neu ten Pflegepersonen. Das Co- ganze Abteilungen angesteckt. masken sind zum Teil noch gen noch einmal deutlich ver- angepasst und umgeschrieben rona-Virus hat Einrichtungen Teamsmussten in denAbsonde- immer nicht eingetrofen und schärft. Bereits vor Coronamuss- werden. Ganze Dienstmann- der Gesundheit und Pflege, rungsmodus, vereinzelt betraf es müssen teilsmehrmals oder län- ten deshalb in Krankenhäusern schaften wechselten sich fortan der Kinderpädagogik und des bis zu 70 Beschäftigte gleichzei- ger als vorgesehen verwendet und Pfegeheimen Betten und 2 | ZAK direkt ZAK direkt | 3

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