ZAK_Oktober 2020

Beruf & Recht Zähmung der Natur G efährlich wird es, wenn im Sommer ein Adriatief Rich- tung Norden zieht. Die feuchten Luftmassen bleiben über dem oststeirischen Hügelland hängen. „Da kommen pro Gewitter schnell einmal 100 und mehr Liter Regen pro Quadratmeter herunter“, weiß Armin Schirlinger, Bauleiter der Wildbach- und Lawinenver- bauung und mit dem Projekt Gasenbach betraut. Die Gewit- terregen füllen binnen Minuten den sonst harmlos plätschernden Gasenbach und seine Zubringer, Mit ihrem ganzen Know-how versuchen die Männer der Wild- bach- und Lawinenverbauung, die Kräfte der Natur zu zäh- men. Im oststeirischen Gasen wird in mehrjähriger Bauzeit versucht, das Siedlungsgebiet vor Hochwasser zu schützen. der betriebsrat die firma Moderne Arbeitsmittel Max Pöllinger, Sektionsleiter Steiermark Max Pöllinger ist studierter Forst- wirt, der zusätzlich Spezialausbil- dungen gemacht hat. Er pflegt ei- nen freundlichen Umgang mit den Arbeitern und schaut darauf, dass moderne Arbeitsmittel zur Verfü- gung stehen. Kürzlich wurde die Werkstatt in Bruck auf neuesten Stand gebracht. Unterstützung finden die Arbeiter, wenn es um bezahlte Aus- und Weiterbildun- gen geht. Jeder solle die Chance auf einen betrieblichen Aufstieg haben, sagt Pöllinger. Markus Schweighofer ist vom guten Arbeitsklima begeistert. Manuel Grießauers Großvater war schon bei der Wildbachverbauung. Bauleiter Armin Schirlinger begut- achtet das Gestein des Baugrundes. die über die steilen Hänge herab- stürzen. Schwere Überschwem- mungen sind die Folge. 2005 gab es zwei Tote. „Ab diesem Zeit- punkt begannen die ersten Stu- dien und Kartierungen und Pla- nungen, nach dem zweifachen Katastrophenalarm im Jahr 2018 mit mehr als 200 Schadensfällen danndie konkretePlanung für den Baubeginn im Vorjahr. “ Staatlich organisiert „Die Wildbach- und Lawinenver- bauung ist Teil des Ministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus“, sagt der steirische Sektionsleiter Max Pöllinger. Er hat während seines Forstwirt- schaftstudiums hier mehrere Fe- rialjobs gehabt und ist geblieben. „Unsere Aufgaben sind vielfältig: Information über Naturgefahren, Sachverständigentätigkeit, Gefah- renzonenausweisen, Maßnahmen planenundumsetzen sowie Inves- titionsmanagement.“ Die Männer vom Bautrupp Rund 150 Beschäftigte sind in der steirischen Sektion der Wild- bach- und Lawinenverbauung tätig. Knapp 100 davon arbeiten auf den Baustellen. „Wir machen eigentlich alles selber“, sagt Pöl- Die Arbeit bei der Wildbach- und Lawinenverbauung ist extrem viel- fältig. Links die Baustelle in Gasen, wo mit Beton und Stahl gearbeitet wird. Oben die Lawinenverbauung aus Stahl und oben rechts ein Bau- werk aus Beton und Holz. Stefan Dieber kann sich auf seine Kollegen verlassen. Wolfgang Haubenwaller arbeitet gerne, er ist seit drei Jahren dabei. Johannes Posch ist Spezialist für das Arbeiten in luftiger Höhe. Maurer Christian Gaulhofer ist für eine Baustelle verantwortlich. Arbeiten unter extremen Bedin- gungen: Martin Ellmair linger, „nur die Großgeräte wie Bagger oder LKW mieten wir.“ Geachtet wird darauf, dass dabei und beim Materialkauf lokale Firmen zum Zug kommen. Das fördere die Akzeptanz der Projek- te, die manchmal Grundablösen und andere Beeinträchtigungen notwendigmachen. Pöllinger und sein Bauleiter Schirlinger loben übereinstimmenddie Zusammen- arbeit mit den lokalen Autoritäten und der Bevölkerung: „Durch die vielen Unwetter der letzten Jahre mit den zahlreichen Schäden war wohl der Leidensdruck sehr hoch.“ Der eiserne Rechen Etwas oberhalb der Ortseinfahrt von Gasen steht ein riesiger eiser- ner Rechen imGasenbach. Dieses Bauwerk war eine der ersten Maßnahmen, es wurde im Herbst des Vorjahres fertig und kostete 600.000 Euro. Bis in einigen Jahren auch der letzte Zubringerbach gesichert ist, werden 8,5Millionen Euro investiert sein. Zahler sind im Normalfall zu 50 bis 60 Prozent der Bund, das Land zu 15 Prozent und den Rest zahlen öffentliche und private Nutznießer der Schutz- bauten wie Gemeinden, ÖBB, ASFINAG oder die Bundesforste. Absicherung vor Lawinen Hoch hinaus geht es bei der Lawi- nenverbauung. „Es ist oft so, dass es dort oben keine Zufahrt zu den Baustellen gibt“, berichtet Peter Oswald,Vorsitzender des Betriebs- rates in der Steiermark. Derzeit gebe es etwa eine Baustelle, zuder die Arbeiter eine dreiviertel Stun- de Anmarsch haben.„Die Männer schlafen dann auch oben amBerg in Bauhütten. In diesen Fällen gibt es bei uns die Vier-Tage-Woche.“ Die Vielfalt der Arbeiten bedingt auch eine Vielfalt der Berufe und Spezialisierungen, sagt Oswald. Vor demEinrichten einer Baustelle in den Bergen werde oberhalb loses Gestein abgeklopft, sagt der Betriebsrat: „Diese Leute sind Fachkräfte in Seil- und Siche- rungstechnik und werden oft von anderen Stellen angefordert, etwa wenn es ums Baumfällen in extremen Lagen geht.“ SH Gute Zusammenarbeit Peter Oswald, Betriebsratsvorsitzender Im Unternehmen werde auf eine gute Sozialpartnerschaft geachtet, lobt Peter Oswald die Zusammen- arbeit mit der Führungsspitze. Er ist Betriebsratsvorsitzender in der Steiermark und Stellvertreter des Zentralbetriebsrates für Ös- terreich. Die Wildbach- und Lawi- nenverbauung hat einen eigenen Kollektivvertrag, der an jenen der Bauarbeiter angelehnt ist. Ihm ist wichtig, dass die Männer eine gute Ausrüstung zur Verfügung gestellt bekommen. Anton Zink leitet als Partieführer mehrere Baustellen. Wildbach- und Lawinenverbauung (3), Temel | AK (11) 8 | ZAK ZAK | 9

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