20210225_ZAK_direkt_Februar_2021
Schwerpunkt Landesspitäler: Die Luft ist nach einem Jahr Stress draußen Werner Stieber Graf-Putz | AK Corona-Prämie, die in steirischen Pflegeheimen gezahlt wurde, in einen Tag zusätzliche Freizeit kränkte viele KAGes-Beschäf- tigte. Die Beschäftigten in den steirischen Spitälern haben ein Jahr lang Großartiges geleistet. Aber jetzt ist die Luft draußen, die Dauerbelastungen fordern körperlichen und psychischen Tribut. Schwerpunkt In den Krankenhäusern des Landes gärt der Unmut: Egal ob im Grazer Klinikum oder in den Bezirksspitälern, überall hinterlässt die Covid-Pandemie Spuren bei den 18.000 Beschäftigten: Sorge um die eigene Gesundheit, Dauerbelastungen, zu wenig Zeit für Pausen, unbesetzte Stellen, einsame Entscheidungen der Füh- rung. E s ist gespenstisch: Auf den Corona-Stationen und in vielen anderen Bereichen in den steirischen Landeskrankenhäu- sern sieht man keine Gesichter mehr. Alle Beschäftigten sind von oben bis unten verhüllt mit Schutzanzug, Haube, Schutzbril- le undMaske, egal ob Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfeger oder das Hilfs- und Reini- gungspersonal. Die strengen Si- cherheitsmaßnahmen belasten Patientinnen und Patienten wie das Personal gleichermaßen. Die Corona-Erkrankten sehen nur verhüllte Gestalten, ein Aufbau einer Beziehung zu den Pfege- kräften ist kaum möglich. Die Beschäftigten tragendieAusrüs- tung bis zu sechs Stunden lang am Stück, schwitzen und leiden unter Kopfschmerzen und aus- getrockneten Schleimhäuten. Sorge um Gesundheit Dazu kommt die Sorge, sich selbst mit dem heimtückischen Virus zu infzieren. Eine Umfrage unter Betriebsräten an zehn KAGes-Standor- ten hat ein alar- mi e rende s E r - gebnis gebracht: „Über Sorgen um die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen be- richten 90 Prozent der Betriebsräte“, berichtet Ge- org Maringer, Betriebsratsvor- sitzender LKHMurtal/Knittelfeld. Geklagt wird demnach unter den Beschäftigten auch über unzumutbare Dauerbelastun- gen, versäumte Pausen und zu wenig planbare Freizeit zur Erholung. Insgesamt fehle vom Dienstgeber und der Gesell- schaft die Wertschätzung der eigenen Arbeit, sagt Maringer. Die Umwandlung der 500-Euro- „Ein großer Dank geht an die Beschäftigten in den Spitälern. Aber nach einem Jahr Dauerstress braucht es endlich mehr Personal.” Josef Pesserl, AK-Präsident Toller Zusammenhalt Die Patientinnen und Patienten werden bestmöglich versorgt, trotz der erschwerten Bedin- gungen. Auf vielen Stationen herrscht ein toller Zusammen- halt. Doch in vielen Bereichen ist nach einem Jahr extremer Anspannung die Luft draußen. Das oftmalige Einspringen für erkrankte Kolleginnen und Kol- legen belastet zusätzlich. Die Personaldecke in den KAGes- Häusern ist nicht erst seit Corona zu dünn und für Ausfälle nicht vorbereitet. Die zu sparsame Personalberechnung „wurde jetzt auch außerhalb der Spi- talsmauern sichtbar“, sagt Ang- ZBRV Michael Tripolt. Unver- ständnis herrscht auch, warum noch immer an Sparplänen festgehalten wird, etwa am LKH Murtal und an anderen Stand- orten, kritisiert Georg Maringer. Wenig Gestaltungsmöglichkeit Am Klinikum und auch an den einzelnen Standorten in den Bezirken kritisieren die Beleg- schaftsvertretungenmangelnde Möglichkeiten zur Mitsprache. Sowohl Maringer als auchTripolt kritisieren die fehlende Einbin- dung in die Entscheidungen des größten Unternehmens der Steiermark. Schlechte Kommunikation Auchbei der Informationder Be- legschaftsvertretungen haperte es. Die Entscheidungen vor Ort waren oft sehr schnelllebig, sagt Betriebsrätin Limburger: „Was an einem Tag am Vormittag beschlossen wurde, war am nächsten Nachmittag bereits obsolet.“ Tripolt bestätigt den Verbesse- rungsbedarf in Sachen Kom- munikation: „Speziell im ersten Lockdown wäre ein besserer Informationsfluss von Vorteil gewesen. Die fehlende Kommu- nikation hat die Lage zusätzlich erschwert.“ „Große Sorgen um die Gesundheit“ „Schwachstellen wurden sichtbar“ D ie tägliche Arbeit der 7.000 Beschäftigtenwährend der D er Vorsitzende des Ange- stelltenbetriebsratsMichael zeitnah mit qualifiziertem sehr viele Sorgen um ihre Ge- Kollegen tagtäglich Großartiges Schwachstellen bei der Perso- privat privat Pandemie im LKH-Klinikum war ausreichend vorhanden. Aber Mit Stand Ende Jänner wer- Hofer Tripolt nahm Stellung zur Situa- lichem Risiko. Im Bereich der Pflege waren Thema des ZAK-Interviews mit Probleme durch dasTragenwur- den allein am Klinikum sieben tionder 18.000Mitarbeiterinnen Fühlen sich die Beschäftigten sie schon vorher ofensichtlich, den Klinikum-Betriebsrätinnen den ignoriert. Viele Kolleginnen DGKP, eine Pfegeassistentinund und Mitarbeiter in Pandemie- ausreichend geschützt? jetzt wurden sie auch außerhalb Sandra Hofer und Brigitte Lim- bekommen durch das ständige eine Stationsleitung gesucht. Zeiten. In einer Pandemie macht sich der Spitalsmauern sichtbar. Wir burger. Tragen der Maske Kopfschmer- Das Fehlen dieser Pflegeper- jeder um seine Gesundheit fordern seit Jahren, sowohl in zen, einen trockenen Hals oder sonen wird sichtbar durch die Können die Erholungszeiten Sorgen. Der ArbeitnehmerIn- einem eigenen Maßnahmen- Können die Pausenzeiten ausgetrocknete Nasenschleim- Krankenstandshäufgkeiten des eingehalten werden? nenschutz wurde mit demVirus paket als auch mit der „Ofen- Betriebsrä- Es ist eine große Herausfor- zur Herkulesaufgabe. Beim Ein- sive Gesundheit“ nachhaltige Betriebsrä- Zentralbetriebsratsobmann Michael Tripolt:„Der Arbeit- nehmerschutz wurde mit dem Virus zur Herkulesaufgabe.“ von verbesserten Ausbildungs- bedingungen ist unumgänglich. Derzeit können nicht alle Plan- posten zeitnah mit qualifzier- tem Personal besetzt werden. ZAK direkt | 3 Personal besetzt werden? sundheit. Schutzkleidung war –mit vollemEinsatz und persön- nalberechnung offen? tin Sandra halten, weitere Erholungs- und Ruhezeiten gab es nicht. Fühlen sich die Beschäftigten ausreichend geschützt? Die Beschäftigten machen sich 2 | ZAK direkt nalberechnung offen? Das könnenwir nicht beurteilen, wir waren nicht in diese Gesprä- che involviert. Können alle Planposten körperlichen Reserven hinaus. Qualifziertes Personal ist für die Zukunft generell ein Thema, die Pandemie hat die Situation noch verschärft. reichen gelingt es, aber an vorderster Front geht es oftmals an die Belastungsgrenze und zeitweise auch darüber hinaus. Hier leisten die Kolleginnen und nicht ausreichend Impfdosen lieferbar.Wir als Betriebsrat ach- ten, immer den aktuell bestmög- lichen Schutz sicherzustellen. Legt die Covid-Pandemie eingehalten werden? häute. Personals. Durch das ständige tin Brigitte Legt die Covid-Pandemie Einspringen arbeiten die Kolle- Die gesetzliche Pause von einer derung, die Arbeitszeitregeln trefen der ersten Welle waren Veränderungen. Eine adäquate Limburger Schwachstellen bei der Perso- ginnen und Kollegen über ihre halben Stunde wurde einge- sicherzustellen. In vielen Be- zuwenig FFP2-Masken und jetzt Personalausstattung als Folge
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