ZAK Dezember 2020

Bildung &Wissen Leseecke www.scherzundschund.at DVD: Lassie – eine abenteuerliche Reise. Deutschland 2020. Regie: Han- no Olderdissen. Für den zwölfjährigen Florian, genannt Flo, bricht eine Welt zu- sammen: Er muss seine geliebte Collie-Hündin abgeben, weil die Familie in eine kleinere, tierfreie Wohnung ziehen muss. Lassie kommt in die Obhut des Grafen von Sprengel und dessen Enkelin Priscilla, die die Hündin mit an die Nordsee nehmen. Doch dort ergreift Lassie die Flucht und macht sich auf eine abenteuerli- che Reise quer durchDeutschland, zurück zu Flo. Tolles Familienkino ohne Altersbeschränkung in einer Neuverfilmung des Klassikers mit Publikumsliebling Sebastian „Eberhofer“ Bezzel. Hörbuch: John Ironmonger – Der Wal und das Ende der Welt. Gelesen von Johann von Bülow. 2 Mp3-CDs. Laufzeit 603 Minu- ten. Eines Morgens retten die Bewoh- ner des idyllischen Fischerdorfs St. Piran in Cornwall einen jungen Mann aus dem Wasser. Alle Dorf- bewohner kümmern sich um den rätselhaften Gast, ohne zuwissen, dass die Gemeinschaft durch ihn existenziell bedroht ist. Denn Joe ist aus London geflohen, wo er als Banker und Software-Entwickler ein Programm entwickelt hat, dass das Ende der Menschheit prophezeit. Und dann ist da noch der Wal in der Bucht, der viel zu nah am Strand schwimmt. Eine unterhaltsame Dystopie, die zum Nachdenken anregt. lesen sehen hören www.akstmk.at/bibliothek G eschichte wiederholt sich nicht“: Dieser Satz ist einer der ersten, den angehende Histo- rikerinnen und Historiker an der Uni hören. Dennoch zeigt ein Blick zurück manchmal erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit auf. Vor exakt 100 Jahren stand Ös- terreich vor einer Situation, die in mancherlei Hinsicht an die aktu- elle Situation erinnert. 1920 hatte man mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu kämp- fen. Dazu kam eine weltweite Pandemie mit zig Millionen To- desopfern: Die„Spanische Grippe“ war zwar 1920 bereits am Abklin- gen, hatte in den beiden Jahren davor allerdings auch inÖsterreich schätzungsweise 21.000Todesfäl- le und ein teilweises Erliegen des öffentlichen Lebens verursacht. zeitreise ein blick zurück Vor 100 Jahren stand Österreich vor einer gewaltigen Herausforderung: Die Folgen des ErstenWeltkriegs und die weltweit grassierende „Spanische Grippe“ sorgten für eine schwere Krise des Gesundheits- undWirtschaftssystems. 1918 bis 1920: Kampf gegen Virus und Wirtschaftskrise NATIONAL MUSEUM OF HEALTH AND MEDICINE, CC BY 2.5 AK-Bibliothek: Hanuschgasse 3, 8020 Graz, Tel. 05 7799-2371. Öffnungszeiten: Mo 10–16 Uhr, Di 10–19 Uhr, Mi 10–16 Uhr, Do 10–19 Uhr, Fr 10–13.30 Uhr Sachbuch: Tina Veit-Fuchs – Genießen in der Oststeiermark & Vulkanland. Unterwegs zu Wein, Kulinarik und Lebensfreude. Styria 2020. 189 Seiten. Zwischen unzähligenApfelreihen, erlesenenWirtshäusern und edlen Manufakturengedeihen inGärten, Küchen und Kellern der Ost- steiermark und des Vulkanlands Wein, Kulinarik, Handwerk und Lebenskraft. Kleinräumige Land- wirtschaft, sanfter Tourismus und multikulturelle Vergangenheit prägenhier Landschaft, Menschen und Miteinander. Entschleuni- gung und Erholung pur! Mit rund 300 ausgewähltenAdres- sen führt TinaVeit-Fuchs zu Streu- obstwiesen und Almen, Weingär- ten und heilenden Quellen in die Grenzregion Südoststeiermark und in den GartenÖsterreichs, die Oststeiermark. Sachbuch: Heimo Halbrainer – Sepp Filz. Walz, Widerstand, Wiederaufbau. CLIO 2020. 334 Seiten. Am 8. Mai 1945 übernahmen Wi- derstandskämpfer rund um den späteren Donawitzer Betriebsrat Sepp Filz die Macht im Bezirk Le- oben. Diese weithin unbekannte Geschichte des Widerstands ge- gen denNationalsozialismus steht auch im Mittelpunkt dieses Bu- ches. Daneben gibt das Buch aber auch einen Überblick über die Ge- schichte von Leoben-Donawitz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- derts: dem Hunger und der Not, dem Aufschwung und den Krisen der Zwischenkriegszeit, den po- litischen Auseinandersetzungen Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre. Ein packendes Stück steirische Zeitgeschichte. argon Warner Bros CLIO Graz Styria Verlag Krise durch den Krieg Freilich:Währenddie heutigeWirt- schaftskrise der Corona-Pandemie bzw. den Maßnahmen dagegen geschuldet ist, war die ökono- mische Misere um 1920 in erster Linie auf den Ersten Weltkrieg zurückzuführen. Den Krieg hatte Österreich-Ungarn vor allemüber Kriegsanleihen finanziert, nach dem Zusammenbruch und Zerfall der k.u.k.-Monarchie blieb ein schwer verschuldeter Kleinstaat ohne nennenswerte Wirtschafts- leistung über. Die Arbeitslosigkeit war hoch, die Inflation erreichte bald astronomische Höhen von mehreren tausendProzent jährlich. Überforderte Behörden Das vom Krieg erschütterte Euro- pa wurde 1918 von einer starken Grippewelle heimgesucht, die zahlreiche Todesopfer in der von den Kriegsentbehrungen ge- schwächten Bevölkerung forderte – das erste Auftreten der „Spa- nischen Grippe“. Im Spätherbst 1918 wurde Österreich von der zweiten, viel schlimmeren Welle getroffen: DerViruswütete, anders als heute Covid-19, vor allemunter jungenMenschen. Zehntausende Österreicher starben, darunter Prominente wie der Maler Egon Schiele. Das Gesundheitssystem war bald völlig überlastet, díe Behörden der untergehendenDo- naumonarchiewaren überfordert: Maßnahmenwurdennur teilweise bzw. halbherzig umgesetzt oder scheiterten an der Bürokratie oder demWiderstand von Betroffenen. ZwarwurdenSchulengeschlossen und frühere Sperrstunden für die Gastronomie verhängt. Man- cherorts waren auch Kinos und Theater gesperrt. Für öffentliche Verkehrsmittel gab es Anordnun- gen, die Fahrzeuge regelmäßig zu lüften und desinfizieren. Das alles blieb jedoch Stückwerk, ein einheitliches Vorgehen gegen die Pandemie gab es nicht. Das Ende der Pandemie 1920 war der Schrecken der„Spa- nischen Grippe“ vorüber. Laut medizinischen Fachleuten hatte das vor allem zwei Gründe: Viele Menschen hatten eine Immunität gegen den Erreger aufgebaut. Zugleich war der Virus so mutiert, dass er weniger gefährlichwar. Die Wirtschaftskrise war indes noch lange nicht vorüber. DW Weltweit starben mindestens 50 Millionen Menschen durch die „Spanische Grippe“. Das Bild zeigt ein Militärnotfallkrankenhaus während der Grippepandemie im US-Bundesstaat Kansas. 24 | ZAK ZAK | 25

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