ZAK Dezember 2020

Beruf & Recht Von Voitsberg in die ganze Welt Maschinenbautechniker Martin Truschnigg macht die Abend-HTL. Daniel Stangl hat die Meisterprü- fung, er leitet die Materialwirtschaft. Michael Jursche, Metallbearbei- tungstechniker, ist seit Jänner dabei. Z wei Drittel des weltweit ge- nutzten Wassers geht in die Landwirtschaft, überwiegend zur Bewässerung der Äcker. Erst Wasser macht die Erde fruchtbar. Nur 20 Prozent des weltweit be- wirtschafteten Landes werden bewässert, geerntet werden auf diesen Flächen aber 40 Prozent des gesamten Ertrages. „Wir sind Spezialisten bei allen Formen von Bewässerungssystemen“, sagt Andreas Schitter. Er ist kaufmän- nischer Leiter der Bauer Group mit ihremStammsitz inVoitsberg: „Produkte zur Bewässerung ma- chen 44 Prozent unseres Umsatzes aus, bei weiteren 39 Prozent des Umsatzes geht es um Abwasser- technik.“ Die erste Güllepumpe Gegründet wurde das Unterneh- men von Rudolf Bauer vor genau 90 Jahren. Die Idee dazu kam ihm, Die BAUER Group mit Sitz in Voitsberg lässt es reg- nen, und zwar weltweit. Das früher als Pumpen Bauer bekannte Unternehmen ist einer der Weltmarktführer für Beregnungsanlagen für die Landwirtschaft. Die Corona-Krise hat keinen Einbruch verursacht, denn die Aufträge der Bauern hängen eher mit der Agrarförde- rung zusammen. als er sah, wie mühsam Landwirte die Gülle aus den Ställen mit Kü- beln auf den Feldern austrugen. Das müsste man mechanisie- ren, dachte er. Mit der ersten Hochdruck-Güllepumpe war die junge Firma bald wirtschaftlich erfolgreich. 1947 legte Bauer mit Erfindung einer Kupplung für Be- wässerungsrohre den Grundstein für den zweitenGeschäftsbereich: die Beregnung. Schitter zu dieser bahnbrechenden Entwicklung: „Der Name Bauer wurde zum Na- men eines Produktes. Jeder weiß was gemeint ist, wenn man von einer Bauer-Kupplung spricht.“ Wechselvolle Jahre Dieser Gründungs- und Innova- tionsgeist blieb dem Unterneh- men erhalten – nicht aber der wirtschaftliche Erfolg. Man hatte auf einen Großauftrag zur Be- wässerung aus dem Irak gesetzt, die firma Corona-Prämie Andreas Schitter Kaufmännischer Leiter Ein dickes Lob spricht Andreas Schitter der Belegschaft aus. Trotz Corona, Lockdown und Schwie- rigkeiten bei Materiallieferungen sei die Produktion nie ins Stocken geraten. Der kaufmännische Lei- ter der Bauer Group kündigt des- halb einen Corona-Bonus für alle an. Das Führungsgeheimnis für das sichtlich gute Betriebsklima? „Wir haben gute Abteilungsleiter, die sehr teamorientiert arbeiten und viel selbstständig entschei- den können“, sagt Schitter. Das Unternehmen sei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, verweist der Manager auf den Fir- menerfolg, erst kürzlich wurde die dritte Schicht eröffnet. der betriebsrat 24 Jahre BR-Vorsitz: „Für gutes Leben sorgen mit planbaren Arbeitszeiten“ Matthias Zitzenbacher Arb. BRV Mit Matthias Zitzenbacher geht mit Jahreswechsel ein Urgestein der betriebsrätlichen Vertretung in den Ruhestand. 24 Jahre lang führte er den Vorsitz im Be- triebsrat. Sein Anliegen war immer, dass „die Mitarbei- ter in der Firma ein gutes Leben haben mit planbaren Arbeitszeiten für die Freizeit.“ Nachfolger in seiner Funktion wird Wolfgang Maier, der sich als „Bindeglied zwischen den Beschäftigten und der Firma“ sieht. Als Vermittler sieht sich auch Ang. BRV Herbert Gratzer. In- nerbetriebliche Probleme oder Konflikte gab es in den vergangenen Jahren aufgrund der guten wirtschaftli- chen Entwicklung kaum. Herbert Gratzer Ang. BRV Wolfgang Maier Arb. BR Martin Brunner ist Schlosser und über eine Leihfirma angestellt. Waltraud Bäuchler arbeitet als Industriekauffrau im Bestellwesen. Lukas Klug will nach der Lehre im Unternehmen bleiben. doch der Golfkrieg 1991 ließ das Geschäft kurz vor der Auslieferung derWaren platzen. Einer Insolvenz mit drastischem Personalabbau folgte im Jahr 2003 ein Manage- ment Buy-out, alsodieÜbernahme des Unternehmens durch die Ma- nager Otto Roiss, Andreas Schitter und HeimoWiesinger und Kapital- beteiligungsgesellschaften. Seither fährt die Röhren- und Pumpenwerk Bauer GmbH in ruhigerem Fahrwasser. „Es geht seit Jahren aufwärts, wir haben mehrere passende Firmen über- nommen und weltweit sechs Produktionsstandorte und acht Verkaufsbüros aufgebaut“, sagt Finanzchef Schitter. Hauptsitz in Voitsberg Das rund umdieWelt tätigeUnter- nehmen, das mit 650 Beschäftig- ten 135 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet, wird nach wie vor vomweststeirischenVoitsberg aus geleitet. Im Stammwerk sind 220 Beschäftigte fix angestellt, weitere 50 über Leiharbeitsfirmen. Exportiert wird in 100 Länder. Tolle Lehrausbildung Das Thema Bildung und Lehre wird beim Unternehmen groß- geschrieben. Erst kürzlich wurde am Firmenareal ein Ausbildungs- zentrum mit Schulungs- und Veranstaltungsräumen eröffnet, wo Kunden und Händler auf den Maschinen eingeschult werden. Um genügend Fachkräfte zu ha- ben, setzt die Firma seit Jahren auf die Lehrausbildung. Dafür gibt es eine eigene Lehrwerkstätte. Der- zeit werden 18 junge Menschen in vier Berufen ausgebildet. Die meisten von ihnen hoffen, dass sie nach ihrer Ausbildung im Un- ternehmen bleiben können. Kein Corona-Einbruch Die Corona-Pandemie hat zwar kurzfristig die Lieferketten be- einträchtigt, aber nicht die Auf- tragslage, versichert Schitter. Der Manager sagt, in der Land- wirtschaft herrschen durch den hohen Subventionsanteil eigene Gesetze. Investitionen der Bauern seien stark abhängig von Förder- programmen. Bisher sei man innerhalb der Belegschaft auch gesundheitlich gut durch die Krise gekommen. Es gibt innerbetrieblich umfang- reiche Maßnahmen gegen eine Verbreitung der Infektion. SH Im Unternehmen wird auf Fachkräftenachwuchs großenWert gelegt: Fabio Farmer (oben links) und Ausbildner Andreas Palmstingl in der Lehrwerkstätte, Erwin Ebner- Oswald (oben rechts) zeigt Dominik Traussnigg die neue Bearbeitungsmaschine. Beruf & Recht Temel | AK (11) 8 | ZAK ZAK | 9

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