ARBEITSRECHT & LESEECKE
SERIE
Das Archiv als Spiegel
der Arbeiterbewegung
FRISCH
GEPRESST
AUS DER AK-BIBLIOTHEK
Online Bücher suchen unter
Ingrid Brodnig:
Lügen im Netz.
Wie Fake News, Populisten
und unkontrollierte Technik
uns manipulieren. Brandstät-
ter Verlag 2017. 206 Seiten
Der Betrug ist allgegenwärtig.
Mit Falschmeldungen und mani-
pulierten Bildern wird im Internet
Stimmung gemacht – und Wäh-
ler werden beeinflusst. Politische
Manipulation wird zur realen Ge-
fahr. Online-Expertin Ingrid Brod-
nig erklärt, weshalb „alternative
Fakten“ so stark wirken, welche
neuen Methoden der Irreführung
entstehen und wie intransparen-
te Technikkonzerne das Problem
noch weiter vergrößern. Aber das
muss nicht so bleiben: Wir kön-
nen die Mechanismen der Mani-
pulation durchschauen.
Mediengeschichte(n)
in weiß-grün
Karlpeter Elis (Hg.)
Edition Strahalm 2017,
248 Seiten
Der doppelsinnige Titel ist
Programm: Im ersten Teil
des Buches führt Heraus-
geber Karlpeter Elis mit der
Geschichte der steirischen
Printmedien und des ORF-
Landesstudios die Leserinnen
und Leser in ein Medienzeital-
ter, in dem Internet und Social
Media noch nicht erfunden
waren. Im umfangreicheren
Teil erzählen prominente stei-
rische Journalistinnen und
Journalisten von prägenden
Ereignissen ihres Berufsle-
bens.
25 Jahre Rechtsschutz:
Eine Milliarde Euro für AK-Mitglieder
Brandstätter Verlag
Ein Spiegel der Jahrzehn-
te
aus der Sicht der steiri-
schen Beschäftigten ist das
Archiv der Arbeiterkammer.
Wissenschafter und Studie-
rende werden darin fündig,
aber auch an Geschichte(n)
interessierte Laien.
S
eit beinahe 100 Jahren gibt
es die Arbeiterkammer,
unterbrochen nur von den
Zeiten des Austrofaschismus
und des Nationalsozialismus.
In all diesen Jahren war die
Arbeiterkammer eine per Ge-
setz eingerichtete Institution,
die von ihren Mitgliedern
bei Wahlen demok rat isch
legitimiert war. Ihre Leitung
und die Ausrichtung ihrer
Tätigkeiten fußen auf Mehr-
heitsbeschlüssen der gewähl-
ten Gremien. „Das AK-Archiv
bewahrt alle bedeutenden
Unterlagen schon aus Grün-
den der Rechtssicherheit der
Institution auf“, sagt Anja
Grabuschnig. Sie ist mit der
Edition Strahalm
Kostenlose Rechtsbera-
tung
und Vertretung vor Ge-
richt: Den AK-Rechtsschutz
gibt es seit 25 Jahren, er
brachte den Mitgliedern bis-
her eine Milliarde Euro.
A
ls einen „Meilenstein für
die Rechte der Beschäftig-
ten und für Konsumentinnen
und Konsumenten“ bezeich-
nete AK-Präsident Josef Pesserl
die Einführung des kostenlo-
sen AK-Rechtsschutzes vor 25
Jahren. Es gehe dabei in erster
Linie um Fairness: Um Fair-
ness für AK-Mitglieder, die
ohne den Rechtsschutz um
ihre Ansprüche für ihre
Arbeit gebracht worden
wären. Im Bereich des
Konsumentenschut-
zes geht es um Fair-
ness bei den größeren
und kleineren Rechts-
geschäften, also um faire
Preise und faire Leistungen.
Der AK-Präsident machte kürz-
lich bei der Festveranstaltung
zum 25-Jahre-Jubiläum auch
darauf aufmerksam, dass der
Rechtsschutz zu mehr Fairness
in der Wirtschaft insgesamt
geführt habe: „Jene Unterneh-
men werden vor unlauterer
Konkurrenz geschützt, die ihre
Beschäftigten ordentlich be-
handeln und
die nicht ver-
s u c h e n ,
Konsumen-
tinnen und
Konsumenten über den Tisch
zu ziehen.“
Recht haben
Die hohe Zahl an jährlichen
Gerichtsverfahren und die
enormen erstrittenen Sum-
men zeigten den Erfolg des
AK-Rechtsschutzes, sagte AK-
Direktor Wolfgang Bartosch:
„Der Weg vom Recht-Haben
zum Recht-Bekommen führt
über die Arbeiterkammer.“
Eine Milliarde
In den 25 Jahren seit der
Einführung des kostenlosen
Rechtsschutzes ist es den Ex-
pertinnen und Experten der AK
Steiermark gelungen, allein
im Arbeitsrecht 290 Millionen
Euro für ihre Mitglieder herein-
zubekommen. 700 Millionen
Euro bekamen mit Hilfe der AK
jene 92.000 Beschäftigten, die
wegen der Pleite ihrer Unter-
nehmen um ihr Entgelt umge-
fallen waren. Nicht in Geld
bezifferbar sind die 60.000
Sozialrechtsverfahren, bei
denen es überwiegend
um einen früheren Pen-
sionsantritt ging, weil das
lange Arbeitsleben schwere
körperliche und psychische
Spuren hinterlassen hat.
SH
Geschicht(n)
AK-Magazin ZAK
Bis weit ins vorige Jahrhundert reichen die
Ausgaben des Mitgliedermagazins ZAK. Es
hatte sich aus einer Zeitschrift für Funktio-
närinnen und Funktionäre entwickelt.
Große und kleine Anfragen
Die Anfragen im AK-Archiv sind bunt gemischt. Eine
Dame wollte etwa wissen, ob es von der ersten steiri-
schen Judo-Meisterschaft in den 1950er-Jahren im
Kammersaal Fotos gibt. Eine andere Frage betraf die
Architektur der heutigen Otto-Möbes-Akademie im
Stiftingtal, die 1905 erbaut wurde (siehe Foto rechts).
Führung des Archivs beauf-
tragt und entspricht so gar
nicht dem Bild einer verstaub-
ten und etwas verschrobenen
Person, die in einem Keller
alte Akten hütet.
Sichten und sichern
Grabuschnig ist studierte His-
torikerin und amPuls der Zeit,
etwa bei der Digitalisierung
des Bestandes. Das Sichten,
Sichern und Katalogisieren
des Bestandes in einer Da-
tenbank ist das eine große
Anliegen der Archiva rin:
„Wir entfernen zum Beispiel
Heft- und Büroklammern, die
zumTeil schon rosten und das
Papier angreifen.“ Mindestens
ebenso wichtig ist ihr das
Zugänglichmachen des Ar-
chivbestandes: „Dadurch för-
dert die Arbeiterkammer die
Auseinandersetzung mit ihrer
eigenen Geschichte und der
Geschichte der Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer.“
Eine wahre Fundgrube über
die Sorgen und Nöte der stei-
rischen Beschäftigten über die
Jahrzehnte sind zum Beispiel
die Protokolle der Vollver-
sammlungen.
Forschung und Anfragen
Zusätzlich sammelt das AK-
Archiv aus historischen Grün-
den auch Themen zur Arbei-
tergeschichte und -bewegung
mit dem Schwerpunkt Stei-
ermark, sagt Grabuschnig.
Die im Archiv verwahrten
Archivalien stehen für die
wissenschaftliche Forschung
zur Verfügung.
Daneben kommen aber auch
Anfragen Interessierter. Gra-
buschnig: „Immer können
wir nicht helfen, wir haben
etwa keine Originalquellen
zur Hitlerjugend, weil die AK
zu der Zeit aufgelöst war.“
Anf ragen gab es auch zur
Geschichte des Puchwerks
oder zu Alfred Wickenburg,
von dem die Fresken im tra-
ditionsreichen Kammersaal
stammen.
SH
Kontakt:
Archiv der AK Steiermark,
Hans-Resel-Gasse 8-14,
8020 Graz,
Anja Grabuschnig,
05/7799-2536,
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„Mir geht es ums
Sichern des Materials
und darum, dass
das Archivgut für
die Forschung und
für Interessierte
zugänglich ist.“
Anja Grabuschnig
AK-Archivarin
Privat
Graf | AK
Graf | AK
Alle Fotos: AK
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