Links: Der erste ÖGB-
Präsident Johann Böhm
beim Gewerkschaftstref-
fen 1950 in Neuberg an
der Mürz.
Rechts das steirische
ÖGB-Präsidium mit
Geburtstagstorte: (v.l.)
Andreas Martiner, AK-
Präsident Josef Pesserl,
LAbg. Helga Ahrer,
ÖGB-Vorsitzender Horst
Schachner, Franz Haberl,
Norbert Schunko und
Wolfgang Waxenegger.
(Fotos: ÖGB-Verlag, ÖGB/
Katarina Pashkovskaya)
ÖGB: Aus 16 wurden 7
Mitglieder. Übrigens stieg
seit 1981 der Frauenanteil
von 30 auf mittlerweile 35
Prozent. Im Zuge des ersten
ÖGB-Bundeskongresses 1948
konstituierten sich 16 Fachge-
werkschaften, durch Fusionen
sind es mittlerweile sieben
Fachgewerkschaften:
GPA-djp (277.792 Mitglieder),
Öffentlicher Dienst (236.891),
Produk t ionsgewerkscha f t
PRO-GE (229.776), GdG-KMS-
fB (150.394), Verkehrs- und
Dienstleistungsgewerkschaft
v ida (137.553), Bau-Hol z
(116.657) sowie Post und Fern-
meldebedienstete (49.008).
Anteil am Wirtschaftswunder
Ab 1956 galt das unter Sozi-
alminister Karl Maisel ent-
standene Allgemeine Sozial-
versicherungsgesetz (ASVG).
Als das „Wirtschaftswunder“
anfing, sorgten Kollektivver-
träge dafür, dass die Arbeit-
nehmerInnen ihren Anteil
daran erhielten – durch bes-
seren Verdienst und durch
mehr Freizeit. 1959 wurde
ein Generalkollektivvertrag
über die 45-Stunden-Woche,
1964 einer über die Urlaubs-
verlängerung vereinbart. Als
Identitätsmerkmal der Zwei-
ten Republik entstand die
Sozialpartnerschaft, an der
der ÖGB führend mitwirkte.
Seit seiner Gründung hat
der ÖGB in Verhandlungen
und Gesprächen, aber auch
mit Aktionen, Protesten und
St reiks für seine Mitglie-
der viel erreicht: Geregelte
Arbeitszeiten, jährlich stei-
gende Löhne, Gehälter und
Lehrlingsentschädigungen,
Urlaubs- undWeihnachtsgeld,
Mitbestimmungsrechte in den
Betrieben, Mindesturlaub und
ArbeitnehmerInnenschutz.
Sechs Präsidenten
In 70 Jahren hatte der ÖGB
insgesamt sechs Präsidenten.
Dem aus ärmsten Verhältnis-
SERIE
Die jahrelangen Aushängeschilder der Sozialpartnerschaft: Anton Benya
und Rudolf Sallinger im Jahr 1986.
(Robert Jäger/APA/picturedesk.com)
sen in einemWaldviertler Dorf
stammenden Johann Böhm
folgte Franz Olah. Fast ein
Vierteljahrhundert prägte der
Metallarbeiter Anton Benya
(bis 1987) den Kampf um faire
Chancen für die arbeitenden
Menschen. Bekannt ist die
nach ihm benannte „Benya-
Formel“ zur Lohnfindung,
nach der sich die Lohner-
höhung an Inf lations- und
Produktivitätserhöhung orien-
tieren solle. Nach Fritz Verzet-
nitsch und Rudolf Hundstorfer
folgte 2008 der bis heute am-
tierende Erich Foglar nach.
Ebenfalls sechs Vorsitzende
leiteten bisher den ÖGB in
der Steiermark: Fritz Matzner,
Eduard Schwarz, Franz Ile-
schitz, Hans-Joachim Ressel,
Walter Pöschl sowie derzeit
Horst Schachner.
„Der Wiederauf bau ist ein
Erfolg der arbeitenden Men-
schen, der Betriebsräte und
Gewerkschaften“, erklärte
Landesvorsitzender Schach-
ner beim Festakt zum 70. Ge-
burtstag des ÖGB in Graz. Mit
der Steuerreform habe man
„wieder ein Stück Geschichte
geschrieben“, erinnerte er
an die knapp 900.000 Unter-
schriften, die sich für eine
Lohnsteuersenkung eingesetzt
haben. Sein Vize Franz Haberl
betonte die überfraktionelle
Zusammenarbeit: „Der ÖGB
ist überparteilich, aber nicht
unpolitisch.“
LH-Stv. Hermann Schützen-
höfer unterstrich als beson-
deren österreichischen Weg,
dass „Konflikte am Verhand-
lungstisch und nicht auf der
Straße ausgetragen werden“.
Schließlich bezeichnete LH
Franz Voves den ÖGB als „eine
tragende und unverzichtbare
Säule unseres Gemeinwe-
sens“. Durch das Miteinander
stünde Österreich im europäi-
schen Vergleich viel besser als
andere Länder da.
Rudolf Willgruber
ZAK
21