ZAK_Juli 2015_ES_screen - page 11

KONSUMENT
D
ie ganzeWahrheit ist, dass
manche Finanzdienst-
leister eine saftige Honorar-
note schicken, wenn es aus
verschiedensten Gründen zu
keinem Kreditvertrag kommt.
Im AK-Konsumentenschutz
häufen sich Akten über Fi-
nanzberater, die ohne Vor-
liegen einer schrif tlichen
Vereinbarung nach geplatzten
Geschäften abkassieren wol-
len. In einem Fall forderte ein
der Familie bekannter Makler
576 Euro für zwei Stunden
Beratungstätigkeit, in einem
weiteren Fall belief sich die
Forderung auf knapp 2.000
Euro. „In beiden Fällen gab es
keine schriftliche Vereinba-
rung über ein Beratungshono-
rar“, erklärt AK-Experte Peter
Jerovschek. Deshalb wurde
den Konsumenten geraten,
nichts zu zahlen, und für
den Fall einer Klage passiver
Rechtsschutz durch die AK
angeboten.
Hohe Nebenkosten
Zu denken gibt grundsätzlich,
wasmanche Finanzberater un-
ter Dienstleistung verstehen.
So liegen Nebenkosten der
Finanzierung, wie 3,5 Prozent
Bearbeitungsgebühr, deutlich
über dem Marktniveau. Da
der Finanzberater nur ein
Angebot vorlegte, erkundig-
te sich die Familie selber
bei ihrer Bank nach einem
Hypothekarkredit. „Konsu-
menten sollten von vornher-
ein kostenlose Angebote von
Banken einholen, weil man
sich dadurch ein bis zwei
Prozent Bearbeitungsgebühr
ersparen kann, ruft Jerovschek
zu einem Tarifvergleich auf.
Unzulässige Klausel
Ein obersteirischer Finanz-
Vier Betroffene haben sich bei
der Arbeiterkammer gemeldet.
Sie hätten einen „Raumhar-
monisierer“ gekauft, der aber
keine Wirkung habe. Alle Ge-
schädigten kommen aus dem
Raum Leibnitz und haben ihn
bei Norbert Siebenhofer um
500 Euro gekauft.
Die AK hat a llen Rechts-
schut z gegeben und zwei
Fälle bei Gericht eingeklagt.
Der Beklagte war weder bei
der Verhandlung noch hat
er Einspruch erhoben. Es
wurde ein Versäumnisurteil
ausgesprochen. Das ist eine
Zahlungsaufforderung, die
in einem Fall auch versucht
wurde zu exekutieren.
Keine Rückzahlung möglich
Doch der Mann besitze nichts
und somit ist auch keine Rück-
zahlung von ihm zu erwarten.
Mag. Bettina Schrittwieser,
Leiterin des AK-Konsumen-
tenschutzes, dazu: „Wir ver-
stehen, dass bei Krankheit al-
les versucht wird, um wieder
gesund zu werden. Aber seien
Sie sehr vorsichtig, mit wem
Sie es zu tun haben.“ Auch
wenn es ein Rückgaberecht
gibt, heißt es nicht, dass auch
das Geld rückerstattet werden
kann. „Im Zweifelsfall sollte
man lieber nicht kaufen.“ Im
Fall „Raumharmonisierer“
gilt: Alles, was investiert wur-
de, ist leider verloren.
Wenn Kreditvermittler
eine kostenlose Beratung versprechen, da sie ohnehin eine Provi-
sion beim Abschluss eines Kreditvertrages bekämen, ist das nur die halbe Wahrheit.
Zwei von vier Fällen
hat die
Arbeiterkammer eingeklagt.
Verkäufer kann nicht zahlen
– Expertin rät zur Vorsicht.
dienstleister wurde kürzlich
verurteilt, weil er in seinen
Vertragsformularen drei un-
zulässige Klauseln verwen-
dete. Der gravierendste Punkt
betraf die Zahlung einer Pau-
schalgebühr bei Nichtinan-
spruchnahme einer durch den
Berater erwirkten Finanzie-
rungszusage – und zwar „aus
welchen Gründen auch im-
mer“, hält der Beratungsver-
trag forsch fest. Dafür wurden
0,5 Prozent der beantragten
Kreditsumme, mindestens je-
doch 500 Euro plus MwSt., als
Aufwandshonorar verlangt.
AK-Experte Mag. Rainer See-
wann hatte in der Bestim-
mung, jeden Finanzierungs-
vorschlag akzeptieren zu müs-
sen oder eine Pauschalgebühr
zu bezahlen, eine grobe Be-
nachteiligung gesehen und
den Verein für Konsumenten-
information (VKI) beauftragt,
Saftige
Honorare für
Kreditberatung
den Finanzdienstleister abzu-
mahnen. Da die Fohnsdorfer
Firma aber nur eine unzurei-
chende Unterlassungserklä-
rung abgab, fällte das Landes-
gericht Leoben kürzlich ein
Versäumnisurteil, mit demdie
Verwendung dieser unzulässi-
gen Klauseln untersagt wurde.
Provisionshöhe
Bleibt die Frage, wieso solche
negativen Konditionen bei
der Vermittlung eines Hy-
pothekarkredits überhaupt
unt e r s ch r ieben we rden?
Seewann appelliert an den
Hausverstand, weil Banken
Standa rdkonditionen ver-
rechnen, die je nach Bonität
verhandelbar seien. „Bei ei-
nem Kreditvermittler muss
aber auch die Frage erlaubt
sein, was er dafür an Provi-
sion von der Bank erhält.“
„Harmonisierer“
regt auf
Bei Hypothekarkrediten eine Bank zuerst um Konditionen fragen,
bevor ein Kreditvermittler eingeschaltet wird.
(goodluz/Fotolia)
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