ZAK Mitgliederjournal der AK im Dezember 2016 - page 18-19

INS SCHWARZE
Ich, das Letzte
Willi Tell
Junge Journalistinnen reiben
mir in flotten Artikeln und
Blogs unter die Nase, dass
ich so ziemlich das Letzte
bin: nämlich ein weißer alter
Mann. Nun, das hat sich bei
der Geburt ergeben. Ich hätte
ein Mädchen werden können,
stimmt, aber drei Jahre nach
mir ist eh meine Schwester
gekommen. Das andere hat
damit zu tun, dass sich meine
Mama mit keinem Schwarzen
eingelassen hat, sondern mit
Papa. Die haben ihre ganze
Ehe lang ein Verhältnis mitei-
nander gehabt. Der Rest hat
mit dem Geburtsjahr zu tun,
wofür ich nicht viel kann. Kann
man sich das Geburtsjahr aus-
suchen? Ich bin älter als ein
Justin Bieber, aber wesentlich
jünger als ein Konrad Adenau-
er, als er älter war. Dabei war
der auch einmal in meinem
Alter, sogar im Alter von Justin
Bieber.
Junge Journalistinnen, die
jeden Tag einen Tag älter
werden, benutzen die Floskel
„alter weißer Mann“ gern als
blanke rassistische, diskrimi-
nierende und populistische
Denunziation, wofür auch im-
mer, so als Sättigungsbeilage
auf dem Teller jeder Unterstel-
lung. Sie funktioniert medial
so erfolgreich wie das stän-
dige Behaupten, dass Frauen
für gleiche Arbeit weniger ver-
dienten als Männer. Alljährlich
kommt das Kräh-kräh-kräh
um den Equal-Pay-Day.
Und weil ich ein alter weißer
Mann bin, wird mir nun wohl
unter die Nase gerieben, dass
ich ein alter weißer Mann bin.
Stimmt.
Einstein & E nfalt
Ein satirisches Doppel
von
Berndt Heidorn
Müller:
Jössas, Huber, haben
Sie mich erschreckt. Sind Sie
auch schon unter die Horror-
clowns gegangen?
Huber:
Frechheit, ich hab nur
eine neue Brille. Findens nicht
auch, dass ich mit der aus-
schau wie der Johnny Depp?
Müller:
Teilweise gelungen.
Huber:
Wieso teilweise?
Müller:
Na, wie ein Depp
schauens damit schon aus …
Huber:
Sagens Müller, müssen
Sie mich eigentlich dauernd
beleidigen?
Müller:
Jetzt seiens halt nicht
so empfindlich, Huber.
Huber:
Überhaupt, diese Hor-
rorclowns, die hamma grad
noch braucht.
Müller:
Im Zeitalter der asozi-
alen Medien gibts halt keinen
Trend, der nicht so blöd ist,
dass nicht ein paar intellek-
tuell Benachteiligte drauf
aufspringen würden.
Huber:
Intellektuell Benach-
teiligte?
Müller:
Na, Depperte halt.
Obwohl, so neu ist der Trend
ja gar nicht, sich unter einer
Maske zu verstecken, um sich
unerkannt wie ein Vollidiot
aufführen zu können.
Huber:
Wie meinens das?
Müller:
Na denkens an den
Krampus oder die Schiach-
perchten. Die treiben ja gerade
in diesen Tagen wieder ihren
Unfug.
Huber:
Sie wollen doch am
End nicht unsere schönen
Traditionen in Frage stellen,
Müller!
Müller:
Schöne Tradition? Ich
seh meine Kinder heut noch
vor mir, wie sie aus lauter
Angst vorm Krampus weinen.
Huber:
Und was ist mit dem
Nikolo?
Müller:
Vor demhaben sie sich
auch gfürchtet.
Huber:
Na und, sollen sich
n i c h t s o a n s t e l l en , d i e
Gschrappen!
BI LDUNG
SATIRE
Martina Wendt | Fotolia
ihr Unwesen ja vor allem
rund um Halloween.
Huber:
Halloween? Schon
wieder so ein Schmarrn, den
wir den Amerikanern zu ver-
danken haben.
Müller:
Nicht ganz, ursprüng-
lich wa r das ein i r ischer
Brauch, den Einwanderer in
die USA eingeschleppt haben.
Huber:
Aber warum assozi-
iere ich dann Horrorclowns
automatisch mit den USA?
Müller:
Ich bin ja nicht Ihr
Psychotherapeut, aber viel-
leicht hat das ja was mit den
dortigen Präsidentschafts-
wahlen zu tun.
Huber:
Kann sein. Die waren
ja echt zum Gruseln.
Müller:
Und die Invasion der
Polit-Horrorclowns ist noch
lange nicht vorbei.
Huber:
Hilfe!
Müller:
Genau, was sie nicht
umbringt, macht sind nur
härter! Net bös sein, Huber,
aber das sind Methoden von
vorgestern.
Huber:
Aber gehns, ich hab
noch a g sunde Wa t s chn
kriegt, wenn ich nicht pariert
hab. Und, hats mir vielleicht
gschadet?
Müller:
Ist das eine rhetori-
sche Frage oder wollens das
wirklich wissen?
Huber:
Und was, bitte, ist
eine rhetorische Frage?
Müller:
Eine Frage, auf die
man gar keine Antwort er-
wartet. Wie es ja umgekehrt
auch Antworten auf Fragen
gibt, die gar nicht gestellt
wurden.
Huber:
Aha.
Müller:
Aber zurück zu den
Horrorclowns: Die treiben
D
ie Menschen in Österreich
sind gut gebildet. 85 Pro-
zent haben bis 18 Jahre gelernt
und können einen Abschluss
vorweisen (Sekundarstufe II).
Verantwortlich dafür sind die
vielen Zugänge zur Matura
und das international gelobte
System der Lehrausbildung
in Schule und Betrieb. Diese
85 Prozent sind im Vergleich
der 35 OECD-Staaten ein sehr
guter Wert, ergab jüngst die
Studie „Bildung auf einen
Blick 2016“.
Der Anteil junger Menschen
zwischen 20 und 24 Jahren,
die weder in Ausbildung sind
noch einen Job haben, liegt in
Österreich unter zwölf Pro-
zent, im OECD-Schnitt sind
es hingegen 17 Prozent.
Kaum Bildungsaufsteiger
Leider bestätigt die Studie
auch ein Problemfeld, das von
der Arbeiterkammer immer
wieder aufgezeigt wird: Die
Bildungsmobilität ist gering.
Gemeint damit ist das Aufstei-
gen der Kinder in eine höhere
Bildungsstufe als jene der El-
tern. Vor allem die Durchläs-
sigkeit Richtung Hochschule
ist in Österreich schlecht.
Mit anderen Worten: Geringe
Bildung wird an die Kinder
vererbt.
Gesamtschule
Wissenschaftlich gut abge-
sichert ist, dass die f rühe
Bildungswegentscheidung
mit zehn Jahren einen Bil-
dungsaufstieg behindert. Die
Arbeiterkammer fordert daher
weiter eine Gesamtschule für
6- bis 15-jährige. Auf dem
richtigen Weg sei man beim
Ausbau ganztägiger Schul-
formen. Auch der Versuch
der Stärkung der Elementar-
pädagogik durch ein zwei-
tes Kindergartenjahr wird
begrüßt. Jedes Kind müsse
seine Chance bekommen, egal
welcher Herkunft die Eltern
sind. Eine gute Schule ist nur
jene, die hilft, wo die Eltern es
nicht können.
Studieren heißt nicht nur
über Büchern sitzen, sondern
auch nebenbei arbeiten. Alles
über die Zuverdienstgrenzen
weiß die AK.
S
tudieren kostet. Zwar nicht
das Studium selbst, aber
alles rundherum: vom Woh-
nen über Lernmaterialen und
Büchern, bis zu Kleidung, Ver-
pflegung und dem einen oder
anderen Freizeitspaß. 70 Pro-
zent aller Studierenden kön-
nen sich das ohne Nebenjobs
nicht leisten. Im Schnitt wird
so die Hälfte des monatlichen
Einkommens erwirtschaftet.
Jedes Kind ist einzigartig.
Weil die Schule darauf nicht
immer eingehen kann, gibt es
Förderlehrerinnen und -lehrer
sowie andere Unterstützung.
S
onderpädagogischer För-
derbedarf nennt sich das
Programm für Kinder, die
Unterstützung in der Schule
brauchen. „Eltern brauchen
keine Scheu zu haben, wenn
die Schule einen Förderbedarf
vermutet“, sagt AK-Expertin
Katrin Hochstrasser. Bevor
der Landesschulrat entschei-
det, können auch von Eltern
bestellte Gutachten vorgelegt
Die Studierendenmüssen aber
nicht nur die Termine von
Vorlesungen, Seminaren oder
Übungen mit der Arbeitszeit
vereinbaren. Auch die Ein-
kommensg renzen müssen
beachtet werden, um Studien-
und Familienbeihilfe nicht
zu verlieren. Alles über diese
Verdienstgrenzen wissen die
Fachleute der AK-Bildung.
Sollte es im Nebenjob zu Pro-
blemen kommen, hilft die AK
ebenfalls weiter. Jeden ersten
Mittwoch imMonat zwischen
11 und 12 Uhr gibt es auf der
Uni-ÖH eine kostenlose AK-
Arbeitsrechtsberatung.
werden. Die AK hilft bei Fra-
gen gerne weiter.
Die Ursachen für den be-
sonderen Förderbedarf sind
meist Lernschwierigkeiten,
Entwicklungsverzögerungen,
körperliche, geistige sowie
Sinnesbeeinträchtigungen.
Je nach Bedarf kann die För-
derung sehr unterschiedlich
ausfallen. Besonders ausge-
bildete Förderlehrerinnen
und -lehrer etwa versuchen,
Lernsituationen zu schaffen,
in denen grundlegende Be-
reiche der Lernentwicklung
(z. B. Motorik, Wahrnehmung)
gefördert werden.
Nach der Uni
zum Nebenjob
Gute Förderung
für
besondere Kinder
Geringe
Bildung
wird vererbt
Die Schule soll Kinder fördern,
wenn deren
Eltern es nicht können, fordert die Arbeiterkam-
mer. Denn eine neue Studie zeigt erneut, dass
geringe Bildung vererbt wird.
Wer kennt schon mit zehn Jahren seine Talente? Diese frühe Entschei-
dung über den Bildungsweg verhindert oft eine gute Wahl und damit
einen Bildungsaufstieg.
contrastwerkstatt | Fotolia
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