ZAK Mitgliederjournal der AK im Dezember 2016 - page 4-5

GESUNDHEIT
GESUNDHEIT
In einer aktuellen Studie
geht die AK Steiermark der
Frage nach, ob gesunde
Ernährung wirklich teurer
istals die für uns übliche bzw.
„ungesunde“.
Die Fach- und Koordinations-
stelle Ernährung des Gesund-
heitsfonds Steiermark berech-
nete gemeinsam mit der AK
die Kosten für Wochenspei-
sepläne. Damit wurden die
Kosten der gesunden Ernäh-
rung mit denen der üblichen
verglichen. Die Grundlage für
die gesunde Ernährung bzw.
die Abweichung davon, stellt
die österreichische Ernäh-
rungspyramide dar. Auswärts
in Restaurants essen zu gehen
wurde nicht berücksichtigt.
Wir essen „ungesund“
Festzuhalten ist, dass die mo-
mentane Durchschnittsernäh-
rung der Österreicher nicht
den Empfehlungen entspricht.
Wir essen viel zu wenig Obst
und Gemüse. Bei Fleisch- und
Wurstprodukten kennen wir
jedoch kein Halten und liegen
weit über den Empfehlungen:
So essen laut dem österrei-
chischen Ernährungsbericht
Frauen im Durschnitt 1,5 Mal
und Männer 3,5 Mal so viel
davon wie empfohlen. Unsere
Energie holen wir uns zu 20
Prozent von geduldeten Le-
bensmitteln wie Backwaren
und Süßigkeiten.
Die wichtigsten Ergebnisse
Eine gesunde Ernährung kann
ungefähr gleich viel kosten
wie eine übliche Ernährung.
Es g ibt zwa r Mehrkosten
durch die größeren Mengen
an Gemüse und Obst sowie
an Milch-, Getreideprodukten
und Fisch, diese können aber
durch eine Reduktion bei
Fleisch und Wurst sowie bei
den Getränken und den Süßig-
keiten ausgeglichen werden.
Gesund ist leicht teurer
Konkret kostet die berechnete
gesunde Ernährung für einen
Erwachsenen imDurchschnitt
um acht Prozent mehr als die
berechnete übliche Ernährung
und kommt auf durchschnitt-
lich 186 Euro pro Monat pro
Person. Die durchschnittli-
chen Kosten der angenom-
menen üblichen Ernährung
belaufen sich auf 172 Euro pro
Monat pro Person.
Die Preistreiber
Softdrinks, Wellnessgetränke
und Energydrinks weisen im
Durchschnitt den höchsten
Literpreis imVergleich zu den
anderen Getränken der Erhe-
bung auf, nämlich 2,07 Euro/
Liter. Die in der Erhebung be-
findlichen Vollkornprodukte
sind im Durchschnitt um 112
Prozent teurer. Die höchsten
Mehrkosten bereitet die Wahl
von Vollkornbrot. Hier konnte
eine Preisdifferenz von 188
Prozent ermittelt werden.
Hier liegt das Sparpotenzial
Die Erhebung zeigte, dass Obst
und Gemüse, wenn es in der
Saison gekauft wurde, durch-
wegs günstiger ist. So war
Gemüse, das im Juni Saison
hatte, imDurchschnitt im Juni
auch um 14 Prozent günstiger
als im Februar. Beim Obst
zeigte sich, dass Erdbeeren
im Juni um etwa 22 Prozent
weniger kosten als im Februar.
Hülsenfrüchte sind die güns-
tigsten Proteinlieferanten. Sie
sind billiger als Fleisch (-76
Prozent), Wurst und Schinken
(-62 Prozent) und Fisch (-85
Prozent).
Tipps für günstigen Einkauf
Laut der Studie kann der
Einkauf günstiger ausfallen,
wennman den Speiseplan, das
Den größten Kostenanteil bei der üblichen Ernährung haben:
1. Fleisch und Wurst mit ca. 26 %
2. Alkoholfreie Warm- und Kaltgetränke mit ca. 18 %
3. Fettes, Süßes und Salziges mit ca. 11 %
Den größten Kostenanteil bei der gesunden Ernährung haben:
1. Gemüse und Hülsenfrüchte mit 19 %
2. Milch und Milchprodukte mit ebenfalls ca. 19 %
3. Getreide und Kartoffeln mit ca. 14 %
Kostenvergleich gesunde Ernährung mit üblicher Ernährung
Einkaufsverhalten oder die
Vorratshaltung überdenkt. So
wird empfohlen, Leitungswas-
ser als Durstlöscher Nummer
1 anzusehen, Filterkaffe an-
stelle von Kapseln zu verwen-
den, die Speiseplanung an den
Saisonen auszurichten oder
die Resteküche zu etablieren.
Sich an den Einkaufszettel zu
halten, Preise zu vergleichen
oder nicht mit leerem Magen
einkaufen zu gehen, sind wei-
tere Tipps. Die Organisation
imKühlschrank – wie schnell
verderbende Produkte nach
vorne zu stellen – ist ebenso
eine Hilfe wie die richtige
Lagerung der Produkte. Ein
Haushaltsbuch hilft ebenso
beim Kostenüberblick – das-
wussten auch schon unsere
Großmütter.
Voll
tal V
Ernährungstipps
von
Dr. Michaela Felbinger
ISS GUT:
Die Ernährungspyramide –
Orientierungshilfe für den Alltag
Welche Lebensmittel
ge-
hören zur ausgewogenen Er-
nährung, welche Orientierung
gibt es für das „richtige“ Maß?
Unentwegt werden neue
Ernährungsempfehlungen
kolportiert. Oft verwirrend,
widersprüchlich, nicht selten
falsch. Die Ernährungsmedi-
zinerin Michaela Felbinger im
ZAK-Interview über den Weg
zur bewussten Ernährung.
ZAK: Manchmal ist es gar
nicht so leicht, den roten Faden
imDschungel der Ernährungs-
empfehlungen zu finden. Gibt
es eine Orientierungshilfe, die
es leichter macht, sich gesund
zu ernähren?
Ganz klar ja. Die österreichi-
sche Ernährungspyramide.
Sie vermittelt einfach und all-
tagstauglich Grundlagen einer
vielseitigen Ernährung. Viel-
seitigkeit und Ausgewogenheit
sind ein wichtiger Eckpunkt
beim richtigen Essen. Wis-
senschaftlich fundiert, vom
Bundesministerium für Ge-
sundheit entwickelt, wird mit
„richtigen Empfehlungen am
richtigen Platz“ anschaulich
gezeigt, wie gesunde Ernäh-
rung aussehen sollte.
Die Anwendung ist einfach:
Lebensmittelgruppen an der
Pyramidenbasis reichlich,
jene an der Pyramidenspitze
sparsam essen. Mit viel Frei-
raum für die Gestaltung des
Speiseplans und ohne Verbote
können Essgewohnheiten mit
diesem Leitfaden leichter in
die „gesunde“ Richtung ver-
schoben werden.
ZAK: Übergewicht ist heut-
zutage ein beherrschendes
Thema. Gibt es auch Mengen-
angaben zur Ernährungspy-
ramide?
Ja, auch „wie viel vonwelchem
Lebensmittel“ berücksichtigt
die Pyramide.
Beispielsweise die Kohlenhy-
drate. Getreideprodukte wie
Brot, Müsli, Nudeln, Reis oder
Kartoffeln sind wichtige Ener-
gielieferanten, notwendig,
um Leistungsfähigkeit und
Konzentration zu erhalten.
Außerdem sind sie ein guter
„Sattmacher“. Kohlenhydrate
sollten bevorzugt als Vollkorn
gegessen werden. Nur das gan-
ze Korn enthält die wichtigen
Vitamine und Mineralstoffe.
Vieles davon ist in den Weiß-
mehlen nicht mehr enthalten.
Empfohlen werden täglich
drei bis vier Portionen. All-
tagstauglich ist auch die Be-
schreibung der Portionsgrö-
ße: Wie etwa beim Brot, da
nimmt man die Handfläche
als Größenmaß. Müsli, also
Getreideflocken, werden mit
einer Handvoll angegeben. Für
gekochten Reis oder Nudeln
und Kartoffeln gelten zwei
Fäuste als Mengenangabe.
ZAK: Drei Mal Kohlenhyd-
rate pro Tag. Gerade diese
Nahrungsmittelgruppe ist
doch als „Dickmacher“ im
Gespräch?
Ein Gerücht, das sich hart-
näckig hält. Erst die fett-
reiche Zubereitung macht
beispielsweise Kartoffeln zur
Kalorienbombe. Konkret: 100
Gramm Kartoffeln enthalten
circa 70 kcal, gerade einmal
so viel wie ein Apfel. Im Ver-
gleich dazu die gleiche Menge
Pommes frites: ca. 300 kcal.
Aber es geht noch drastischer:
100 Gramm Kartoffelchips ca.
500 kcal! Weniger Butter und
fettreiche Wurstsorten aufs
Brot, sparsam mit Schlag,
Crème f raîche und fettem
Käse beim Kochen von Nu-
deln, Kartoffeln oder Reis.
Insgesamt einfach fettärmere
Varianten wählen, das macht
den Unterschied aus.
ZAK: Obst und Gemüse wer-
den besonders oft empfohlen.
Warum?
Obst und Gemüse sind voll-
gepackt mit Vitaminen, Mi-
neralstoffen und sekundären
Pflanzenstoffen. Stoffe, die
für den reibungslosen Ablauf
vieler Körperfunktionen un-
entbehrlich und somit lebens-
notwendig sind. Die Ernäh-
rungspyramide zeigt, optimal
wären täglich fünf Portionen,
konkret drei Portionen Gemü-
se und zwei Portionen Obst.
Übrigens: Die Hand ist das
Maß, als jeweilige Portions-
größe wird eine „Handvoll“
empfohlen. Und beim Ein-
kaufen an das saisonale und
regionale Angebot denken!
E-Mail:
Gina Sanders | Fotolia
Was kostet es,
sich gesund
zu ernähren?
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