ZAK_4_Juli_2017_WEB - page 8-9

REPORTAGE
REPORTAGE
Fotos: Graf | AK, TONDACH Gleinstätten
Die F rma
Der Betr ebsrat
In Gleinstätten sind 164 Men-
schen beschäftigt. Seit vielen
Jahren werden Lehrlinge aus-
gebildet, die meisten bleiben in
der Firma. Karl-Heinz Zirngast
ist gemeinsamer Betriebsrats-
vorsitzender für die Angestell-
ten und die Arbeiterinnen und
Arbeiter sowie Konzern- und
EU-Betriebsrat. Mit Betriebslei-
ter Oswald habe er ein gutes
Einvernehmen. Viele Beschäf-
tigte sind seit Jahren dabei.
Tondach Gleinstätten gehört
nach vielen Jahrzehnten im
Familienbesitz seit drei Jahren
zu Wienerberger. Der Konzern
hatte schon lange ein Auge auf
den Spezialisten für Dachziegel
geworfen, besitzt nun 82 Pro-
zent der Anteile. Die bekannte
Marke TONDACH bleibt be-
stehen. Man sei auf dem Weg,
mit dem Mutterkonzern zu-
sammenzuwachsen, Dach und
Wand aus einer Hand.
Vor Jahrmillionen
lag die
Weststeiermark im Meer.
Damals entstand jener Ton,
der heute zu einem dauerhaf-
ten Schutz für Hausdächer
gebrannt wird. Bei Tondach
Gleinstätten ist alles aus
einer Hand – vom Lehmab-
bau über das Formen und
Brennen der Ziegel bis zur
Auslieferung.
F
ranz Oswald ist sichtlich
stolz, als er zu erzählen
beginnt. „Hier werden seit
mehr als 130 Jahren Ziegel her-
gestellt“, sagt der Produktions-
leiter von Tondach Gleinstät-
ten. Während anderswo kleine
Ziegeleien nach und nach
aufgeben mussten, wurde die
Produktion amStandort in der
Weststeiermark nahe Leibnitz
ständig vergrößert: „Dafür gibt
es mehrere Gründe: engagierte
Eigentümer, gute Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter, stetig
weiter entwickelte Produkte.“
Als Lehrling gestartet
Oswald selbst hat seine Be-
rufslaufbahn hier begonnen:
„Ich war 1986 der zweite Lehr-
ling, der damals aufgenom-
men worden ist.“ Es folgten
viele Wanderjahre, als er die
Expansion des Unternehmens
nach der EU-Osterweiterung
begleitete. „In die übernom-
menen Ziegeleien brachten
wir unser Know-how ein, und
auch bei der Arbeitsmoral war
viel Motivation notwendig.“
Seit drei Jahren ist Oswald
verantwortlich für die Werke
in Gleinstätten und Pinkafeld.
15 Millionen Jahre
Erzeugt werden hunderte un-
terschiedliche Produkte. Mit
der Jahresproduktion lassen
sich 1.800 Einfamilienhäuser
mauern und 9.000 Dächer de-
cken. Das Ausgangsmaterial
für alle Produkte ist Lehm,
der sich aus Ablagerungen
im Thetys-Meer gebildet hat,
das sich vor 15 Millionen
Jahren bis an den Rand der
Koralm ausgebreitet hatte. Der
Ton ist eisenhaltig, was den
Dach- und Mauerziegeln nach
dem Brennen die schöne rote
Farbe verleiht, und vor allem
kalkarm, was wichtig für die
Qualität der Produkte ist.
Lehmgruben
Der Ausgangspunkt für das
Naturprodukt, wie Oswald
betont, sind die Lehmgruben
direkt am Werksgelände und
im nahen Pistorf. „Die Vorräte
reichen noch für Jahrzehnte.“
Arbeiter in mächtigen Bag-
gern und Dumper tragen und
transportieren den Ton ab,
Radlader bringen ihn in die
Auf bereitung, wo er durch
riesige Maschinen zerkleinert
und gemahlen wird.
1.000 Grad Celsius
Dann beginnt der eigentliche
Produktionsprozess. Der Ton
wird mit Wasser und Dampf
gemischt, geknetet und entwe-
der in Endlosstränge gepresst
oder in Formen gedrückt.
„Ich bin auch schon 33 Jahre
dabei“, sagt Johann Gstarz,
während er die Presse beim
Werk II bedient, wo aus einem
Strang Dachziegel geschnitten
werden. Die Ziegel werden 30
Stunden lang getrocknet, die
Oberflächen veredelt. Dann
geht es für weitere 30 Stunden
in den über hundert Meter lan-
gen Tunnelofen, wo bei mehr
als 1.000 Grad Celsius aus der
einstigen Meeresablagerung
Alois Garber ist schon seit 27
Jahren dabei.
Er kontrolliert die Verpackung:
Gerhard Maier.
Kontrolle jedes Ziegels mit Aug´
und Ohr: Daniel Gosch
Carina Schweinzer arbeitet im
Prüflabor.
Karl Schöninger stellt die Gips-
formen für die Presse her.
ein dauerhaft haltbarer und
wasserdichter Ziegel entsteht.
Pling, Pling, Pling
Während des Rundgangs wird
ein rhythmisches Geräusch
immer lauter. Dann sehen wir
Daniel Gosch bei der Quali-
tätskontrolle. Alle am Band
vorbeiziehenden Dachziegel
werden mit einem Hammer
angeschlagen. „Jedes Pro-
dukt hat einen charakteristi-
schen Klang, Fehler werden
Wienerberger-Konzern Gutes Einvernehmen
Prokurist Betriebsleiter Franz Oswald und BRV Karl-Heinz Zirngast
Walter Koppin liefert die Ware
aus.
Die Lehmgruben vor
Ort reichen noch für
Jahrzehnte.
Jährlich werden Dachziegel
für 9.000 Häuser gebrannt.
gehört“, sagt Oswald. In der
eigenen Qualitätsabteilung
werden weiter e Unter su-
chungen durchgeführt. Hier
sind Patrick Hirt und Carina
Schweinzer, Österreichs erste
Indust riekeramikerin, be-
schäftigt: „Die Berufsschule
habe ich vor 20 Jahren noch in
Deutschland besucht.“
Die Firma hat noch einen
eigenen Fuhrpark. Beliefert
wird der überwiegend lokale
Groß- und Einzelhandel.
SH
Das Meer
am Dach
Michael Gstallnig hat trotz vieler
Jahre in der Produktion den Spaß
an der Arbeit nicht verloren.
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