ZAK_Nr_09_Okt_2017_Ansicht - page 6-7

GESUNDHEIT
GESUNDHEIT
Keine Enteignung mehr:
Wenn wer Pflege in einem
Heim braucht, darf die Be-
hörde nicht mehr auf das
Ersparte, Verschenkte oder
Vererbte zurückgreifen. Viel
politische Pflege brauchen
die weiterhin offenen Stellen
in der Betreuung alter Men-
schen.
7.000 Euro durf ten bisher
steirische Bewohnerinnen
und Bewohner vom eigenen
Vermögen behalten, wenn
Pension und Pflegegeld für die
Kosten des Heimplatzes nicht
ausreichten. Auf das Geld von
bereits Verstorbenen wurde
bis zu drei Jahre lang bei den
Erben zurückgegriffen, und
auch auf verschenktes Vermö-
gen hatte die Behörde Zugriff.
Finanzierung klären
Damit ist mit Beginn nächsten
Jahres Schluss, per Verfas-
sungsgesetz wurde österreich-
weit der Pf legeregress bei
einem Heimaufenthalt abge-
schafft. Das Ende des Pflegere-
gresses ist sozial gerecht und
entspricht einer langjährigen
Pflegeregress:
Es
bleiben offene Wunden
Gute medizinische
Versorgung vor Ort
In Eisenerz
hat nach Maria-
zell das zweite steirische Ge-
sundheitszentrum geöffnet.
Viele weitere sollen folgen.
Dafür wird das Angebot in
den Spitälern kleiner.
W
er mit einem Wimmerl
in die Universitätskli-
nik komme, sei fehl am Platz,
sagt Hannes Bauer. Er ist einer
von zwei Ärzten im neuen
zentral gelegenen Eisenerzer
Gesundheitszentrum. Zusam-
men mit einer Ordinations-
assistenz und Pflegepersonal
und eingebettet in ein Netz-
werk weiterer Angehöriger
von Gesundheitsberufen si-
chert das Zentrum die Grund-
versorgung der Eisenerzer
Bevölkerung.
Wundversorgung
Das Beispiel mit dem Wim-
merl ist vielleicht extrem,
Tatsache aber sei, dass „viele
Patienten ganz oben in der dia-
gnostischen Pyramide einstei-
gen“ und so für überlaufene
Ambulanzen und hohe Kosten
sorgen. Einfache Wundversor-
gung, eine erweiterte Diagnos-
tik mit einem eigenen Labor
und weitere Leistungen wer-
den seit Mitte Juni imGesund-
heitszentrum angeboten. „Ich
mache jetzt wieder Wundver-
sorgung, operiere Abszesse
und führe andere kleinere
Eingriffe durch“, sagt Bauer.
Er bringt, wie er sagt, 31 Jahre
Berufserfahrung in das Zent-
rum ein, sein junger Kollege,
der nicht mit ihm verwandte
Uwe Bauer-Schartner, frische
wissenschaftliche Erkennt-
nisse. Das modern ausgebaute
Kostenloser
Workshop:
So geht Pflege
Beim kostenlosen Workshop „So
geht Pflege“ bekommen Ange-
hörige wertvolle Tipps für die
Pflege ihrer Nächsten und lernen
unter anderem, mit welchen Mit-
teln die häusliche Pflege wesent-
lich erleichtert werden kann. Der
Workshop gliedert sich in drei
Teile: rechtliche Informationen,
Kinästhetik (körperschonendes
Heben) und Demenzerkrankte
begleiten.
Der Workshop findet am Freitag,
13. Oktober 2017, von 13 bis
17.30 Uhr in der OMAK (Stifting-
talstraße 240, 8010 Graz) statt.
Anmeldung erforderlich unter
05/7799-2577.
Forderung der Arbeiterkam-
mer, sagt AK-Präsident Josef
Pesserl. „Jetzt geht es im Bund
darum, dass die Finanzierung
der Pflege auf tragfähige Beine
gestellt wird. Und im Land
wird es im Bereich der Pflege
und Betreuung höchste Zeit,
eine zeitgemäße und leistbare
Versorgung sicherzustellen.“
Fünf Prozent
Die Versorgung der knapp
12.000 Menschen in den stei-
rischen Altenheimen kostet
derzeit etwa 450 Millionen
Euro. Die Eigenleistung der
Bewohnerinnen und Bewoh-
ner macht 44 Prozent oder
196 Millionen Euro aus. Etwa
21 Millionen Euro, also fünf
Prozent der Ausgaben, kamen
bisher über den Zugriff auf das
Hab und Gut der alten Men-
schen herein. Der Pflegefonds
des Bundes, der einen Teil der
öffentlichen Kosten abdeckt,
wurde wegen der Abschaf-
fung des Regresses um 100
Millionen Euro aufgestockt.
Ob das für alle Bundeslän-
der reicht, ist fraglich. Die
nächste Regierung wird um
eine gerechte und tragfähige
Finanzierung der Pflege nicht
herumkommen.
Zeitgemäße Versorgung
Bis es so weit ist, hat die Steier-
mark noch viele Hausaufgaben
zu machen. Derzeit wird an
einer eigenen gesetzlichen
Regelung für das gesamte
Leistungsangebot gefeilt. Die
Arbeiterkammer hat in einer
Resolution die wichtigsten
Eckpunkte festgelegt.
Es geht um die Ausweitung
der mobilen Dienste mit ein-
heitlichen und günstigen Leis-
tungen, die auch während der
Nacht angeboten werden. „Das
wäre nach der Abschaffung
des Regresses ein wichtiger
Beitrag, damit der vom Land
befürchtete Sog in die Heime
ausbleibt“, sagt AK-Pflegeex-
perte Alexander Gratzer.
Tagesbetreuung
Auszubauen seien auch der
Zugang und das Angebot für
betreutes Wohnen und für Ta-
gesbetreuungszentren. Gratzer:
„Das ist billiger als ein Heim-
platz und entspricht den Wün-
schen vieler alter Menschen.“
SH
Graf | AK
Ein Teil des Teams
im Eisenerzer
Gesundheitszentrum:
Dr. Hannes Bauer,
DGKS Gudrun Franzl
und Dr. Uwe Bauer-
Schartner
Das Eisenerzer Gesundheitszentrum direkt im Zentrum: lange Öffnungszeiten, ein eigenes Labor und moderne Behandlungsräume
Zentrum nützen will auch die
dritte lokale Hausärztin.
Eisenerz schließt
Der Auf bau des Gesund-
heitszentrums geht auf eine
Initiative des steirischen Ge-
sundheitsfonds zurück, der
auch die Basisfinanzierung
des Zentrums bis zumindest
2020 übernimmt. Das Zent-
rum ist, wie Gesundheitslan-
desrat Christopher Drexler
kürzlich sagte, Voraussetzung
gewesen, um den LKH Stand-
ort Eisenerz zu schließen.
Bis Mitte nächsten Jahres sind
alle Abteilungen in Eisen-
erz in die zwei verbliebenen
Standorte des LKH Hochstei-
ermark in Bruck und Leoben
übersiedelt.
30 Gesundheitszentren
Sowohl das Gesundheitszen-
trum als auch die Schließung
des LKH-Standortes sind Teil
des Regionalen Strukturpla-
nes Gesundheit Steiermark.
Demnach sind bis zu 30 re-
gionale Primärversorgungs-
zentren als erste Anlaufstel-
len für alle medizinischen
Fragen vorgesehen. Gleich-
zeitig werden die einzelnen
Krankenhäuser in Verbünden
organisiert. Das Spital, das
alles macht, gibt es außer in
Graz nicht mehr. Jeder Stand-
ort wird spezielle Aufgaben
übernehmen, um mit hohen
Fallzahlen Qualität zu garan-
tieren.
Neues Gesetz
Die steirischen Gesundheits-
zentren bekommen durch ein
neues Bundesgesetz, das im
Sommer beschlossen wurde,
einen passenden rechtlichen
Rahmen.
75 Primärversorgungszentren
sollen in ganz Österreich bis
2021 entstehen, 200 Millionen
Euro sind dafür als Anschub-
finanzierung von den Ländern
und den Sozialversicherungen
zweckgewidmet.
SH
„Mit einem Wimmerl
ist man in der
Universitätsklinik
am falschen Platz.
In unserem neuen
Gesundheitszentrum
machen wir vieles
gleich vor Ort.“
Hannes Bauer, All-
gemeinmediziner
Alle Fotos: Graf | AK
Fortbildung für
Gesundheits-
und Sozialberufe
2017
Beschäftigte in einem Gesund-
heits- und Sozialberuf sind zum
Teil gesetzlich verpflichtet, sich
regelmäßig fortzubilden. Die AK
Steiermark hat erneut ein auf die
Berufsgruppe der Gesundheits-
und Sozialberufe zugeschnitte-
nes Fortbildungsprogramm mit
rund 30 neuen Seminaren erar-
beitet. Die Herbstkurse für 2017
sind bereits ausgebucht, Anmel-
dungen werden auf die Wartelis-
te gesetzt. Das Kursprogramm
2018 wird voraussichtlich bis
Ende Oktober erscheinen.
Informationen unter
Graf | AK
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