ZAK_06_Oktober_2018_Ansicht - page 16-17

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FRAUEN
FRAUEN
V
äter, die anlässlich der Geburt
ihres Kindes die Erwerbstä-
tigkeit zwischen 28 und 31 Tagen
unterbrechen, haben einen An-
spruch auf einen Familienzeitbo-
nus von rund 700 Euro monat-
lich. Der Antrag ist innerhalb von
91 Tagen ab dem Tag der Geburt
beim Krankenversicherungsträger
zu stellen. Ein Rechtsanspruch dar-
auf besteht nicht undman ist nicht
kündigungsgeschützt. Es muss ein
gemeinsamer Hauptwohnsitz mit
dem Kind und dem anderen El-
ternteil vorliegen und der Vater in
den letzten 182 Tagen vor Bezugs-
beginn durchgehend über der Ge-
ringfügigkeitsgrenze erwerbstätig
gewesen sein. Achtung: Bei einer
Geburt im Krankenhaus kann der
Bezug frühestens am Tag der Ent-
lassung des Kindes beginnen.
Birgit Klöckl
AK-Frauen
ZAK
TIPPS
Was bedeutet
der „Papamonat“?
I n manchen Beru f en
kommt der überwiegende
Teil der Beschäftigten kaum
oder gar nicht mit dem Ein-
kommen aus.
I
n der Gastronomie zählen 10
Prozent zu den prekär Be-
schäftigten. In der Textilbran-
che sind es 18, in sonstigen
wirtschaftlichen Dienstleis-
tungen 24 Prozent. Beinahe ein
Viertel der Berufsneulinge mit
abgeschlossener Ausbildung
befindet sich in einer prekären
Arbeitssituation. Das zeigt der
Arbeitsklima Index der AKOÖ.
Wer kann gut leben?
16 Prozent der Reinigungskräf-
te geben an, dass ihr Einkom-
men nicht ausreicht, weitere 59
Prozent sagen, dass es gerade
ausreicht. In Summe können
drei Viertel von ihnen schwer
von ihremLohn leben. Ähnlich
Lohn reicht
kaum fürs Leben
den Verdienst des Partners ab
1. Juli 2018 bei der Berechnung
des Anspruchs auf Notstands-
hilfe beiseitezulassen – eine
langjährige Forderung der AK.
Frauen profitieren
Nun beziehen laut AMS 5.900
Betroffene doch Notstandshil-
fe; mehr als 17.000 erhalten
sie neuerdings in voller Höhe.
„Die Situation war vor allem
für Frauen prekär, denn die
Erfahrung zeigt, wie schnell
gerade sie in Abhängigkeits-
verhältnisse geraten“, betont
AK-Gleichstellungsreferentin
Bernadette Pöcheim.
Wenig Grund für Jubel
Die amtierende Regierung
plant für die Zukunft, die
Notstandshilfe gänzlich ab-
zuschaffen und Menschen in
Phasen länger andauernder
Arbeitslosigkeit zu Mindest-
sicherungsbeziehenden zu
degradieren.
JF
Notstandshilfe neu:
Frauen profitieren
Schwer heben,
Stress und
gefährliche Arbeiten – all das
schadet einer Schwangeren
und dem ungeborenen Kind.
Deshalb sind derartige Tätig-
keiten für sie verboten.
W
ann eine werdende Mut-
ter ihren Vorgesetzten
ihre Schwangerschaft meldet,
liegt in ihrem Ermessen. „Es
macht aber Sinn, es unverzüg-
lich zu melden, da ab diesem
Zeitpunkt die Schutzbestim-
mungen gelten“, erklärt AK-
Frauenexpertin Bernadette
Pöcheim. Wenn nicht klar
ist, ob die Tätigkeiten weiter
ausgeführt werden dürfen,
kann sich die Schwangere an
die Mutterschutzreferentin-
nen des Arbeitsinspektorats
(
oder die AK Steiermark, die
über Merkblätter verfügt, wen-
den.
Kein finanzieller Nachteil
Laut Mutterschutzgesetz muss
eine Dienstnehmerin trotz der
Änderung bzw. Einschränkung
ihrer Beschäftigung das Ent-
gelt erhalten, das dem Durch-
schnittsverdienst der letzten
13 Wochen vor Änderung
der Beschäftigung entspricht.
Aufgrund einer Entscheidung
des Obersten Gerichtshofs
sind auch Sonn- und Feiertags-
zuschläge, die vor Meldung
der Schwangerschaft bezahlt
wurden, beim Wochengeld zu
berücksichtigen.
JF
• Heben und Tragen
schwerer Lasten
• Arbeiten, die überwiegend
im Stehen verrichtet werden
• Arbeiten unter Zeit- und
Leistungsdruck (Akkord,
Fließband)
• Arbeiten mit gesundheitsge-
fährdenden Stoffen
• Arbeiten bei Hitze, Kälte
oder Nässe
• Arbeiten mit
Berufskrankheitsgefahr
• Arbeiten auf
Beförderungsmitteln
• Arbeiten mit besonderer
Unfallgefährdung
• Arbeiten in Räumen mit
Tabakrauch
• Nachtarbeit (20 bis 6 Uhr)
• Überstunden
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nfo
Was muss unterlassen werden:
Seit 1. Juli 2018
haben
auch jene Langzeitarbeitslo-
sen Anspruch auf Notstands-
hilfe, deren Partnerin oder
Partner gut verdient – und
sind damit eigenständig finan-
ziell abgesichert.
J
ahrzehntelang war die Büro-
kauffrau Karin G. berufstätig
gewesen, bevor sie im Juli 2017
ihren Job verlor. 52Wochen Ar-
beitslosengeld standen ihr zu,
weil sie bereits über 50 Jahre
alt ist und in den vergangenen
15 Jahren mehr als neun Jahre
vollversichert erwerbstätig ge-
wesen war. Da sie keine neue
Stelle fand, wäre sie nach altem
Recht ganz ohne eigenes Geld
dagestanden, weil ihr Mann
als leitender Angestellter gut
verdient. Andere Betroffene
konnten früher aufgrund des
hohen Partnereinkommens nur
eine verminderte Notstandshil-
fe beziehen. Doch die alte Re-
gierung hat noch beschlossen,
Werdende Mütter
müssen
nicht jede Arbeit machen
hohe Anteile finden sich bei
Kellnerinnen und Kellnern (74
Prozent), bei Kassiererinnen
und Kassierern (77 Prozent)
oder Friseurinnen und Friseu-
ren (79 Prozent). Am besten
kommen Lehrerinnen und Leh-
rer mit ihren Einkommen aus:
85 Prozent von ihnen sagen, sie
könnten sehr gut davon leben.
Bei Frauen reicht es nicht
Frauen geben doppelt so häufig
wie Männer an, dass ihr Ein-
kommen nicht reicht (siehe
Grafik). Das liegt unter ande-
rem daran, dass sie häufiger
niedrig bezahlte Tätigkeiten im
Dienstleistungssektor verrich-
ten und wesentlich öfter gering
bezahlte Teilzeitstellen haben
als Männer. 2017 arbeiteten 48
Prozent der Frauen, aber nur 11
Prozent der Männer in Teilzeit;
Frauen besetzen 80 Prozent der
vorhandenen Teilzeitjobs.
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mit Migrationshintergrund
max. Pflichtschul-
abschluss
5
0
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20
arbeitslos in den letzten 12 Monaten
durchgehend in Beschäftigung
in den letzten 12 Monaten
Männer
ohne Migrationshintergrund
verheiratet / inPartnerschaft
Matura/Studienabschluss
Frauen
ledig
Alleinerzieherinnen
Österreich-Durchschnitt 6%
13%
9% 9% 8%
11% 23%
6% 5% 5% 5% 4%
Roland M¸hlanger / picturedesk.com
©FotoAndalucia - stock.adobe.com
Mit geschliffener Sprache
der alltäglichen Diskrimi-
nierung von Frauen auf der
Spur: Elfriede Hammerl war
anlässlich des Equal Pay Day
für eine Lesung in der Grazer
Arbeiterkammer.
O
b sie sich alt fühle, frag-
te Moderatorin Claudia
Gigler Elfriede Hammerl vor
ihrer Lesung. Die Journalistin,
Autorin und Wegbereiterin
der Emanzipation sagte, sie
wisse, dass sie alt ist: „Aber
ich werde mit den Jahren nicht
altersmilde, sondern immer
radikaler.“ So aufgewärmt
bekam das überwiegend weib-
liche Publikum feine Passagen
aus Hammerls Buch „Alte
Radikal
statt altersmilde
Geschichten“ zu hören. Die
durch ihre Kolumnen im profil
bekannte Journalistin seziert
auch in ihrem jüngsten Werk
Lebenssituationen und -wege,
um den großen und kleinen
Benachteiligungen von Frauen
auf die Spur zu kommen.
Sorgende Arbeit
In der Diskussion ging es um
familiäre und gesellschaftliche
Zwänge, die Frauen an einem
freien und selbstgewählten
Leben hindern. „Frauen bür-
den sich als Mutter, Tochter,
Großmutter oder Gattin ständig
Versorgungsarbeit auf“, stellte
Hammerl fest und forderte
mehr institutionelle Angebote
von der Kinderbetreuung bis
zur Pflege.
SH
Graf | AK
Profil-Autorin Elfriede
Hammerl war anläss-
lich des Equal Pay Day
für eine Lesung in der
Grazer Arbeiterkam-
mer.
Bevölkerungsgruppen, die mit ihrem Einkommen schlecht auskommen
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