wird
D
as Handy k lingelt bei
Klaus A. (Namen geän-
dert), die Stimme am Telefon
spricht von einem tollen Job-
angebot und ob nicht Zeit
für ein Bewerbungsgespräch
sei: So ähnlich laufen derzeit
viele unerwartete Anrufe ab.
Verantwortlich dafür sind
selbstständige Vermögensbe-
rater, die unter dem Dach der
Grazer Firma Ertrag & Sicher-
heit Kunden und Anwerber
für weitere Kunden suchen.
Multi-Level-Marketing
Die Firma Ertrag & Sicherheit
Vermögensberatung mit Sitz
in Graz hat wenig Personal,
aber einen breiten Wirkungs-
kreis: Gerade 40 Beschäftigte
kümmern sich darum, dass
sich die laut Firmenhome-
page 1.200 selbstständig tä-
tigen Vermögensberater nur
um Kunden- und Teampflege
kümmern müssen und ihnen
die administrative Arbeit ab-
genommen wird. Dafür sind
natürlich monatliche Gebüh-
KONSUMENT
Wer plötzlich ein tolles
Jobangebot bekommt, sollte miss-
trauisch sein: Es könnte ein Strukturvertrieb dahinterstehen,
der neue Verkäuferinnen und Verkäufer sucht.
Mit Sicherheit
für
wenige ertragreich
ren zu bezahlen.
Multi-Level-Marketing nennt
sich dieses System, das in den
USA erfunden wurde. Eines
der bekanntesten Unterneh-
men mit dieser Verkaufsme-
thode ist die Putzmittelfirma
Amway. Dieses System –auch
a l s Net zwerk-Ma rket i ng,
Empfehlungsmarketing oder
Strukturvertrieb bezeichnet
– basiert darauf, dass die Un-
ternehmen selbstständig tätige
Verkäufer anwerben und für
abgeschlossene Verträge Teile
der Gesamtprovisionen an die
Verkäufer vergeben. Der Ver-
käufer wiederum kann selbst
Verkäufer an sich binden und
somit ebenfalls Teile der Pro-
visionen für sich kassieren.
„Sie können sich ihr eigenes
Vertriebsteam aufbauen und
profitieren so von den Leistun-
gen ihres gesamten Teams“,
heißt es in der Broschüre der
se maximal zwei Jahre Zeit. Es
gilt hier aber, je früher man
sich meldet, umso glaubhafter
ist auch die Beschwerde. „Da
hier rechtlich sehr komple-
xe Abläufe dahinterstehen,
empfiehlt es sich, mit einem
Reiserechtsexperten abzu-
klären, welche Ansprüche
in welcher Höhe bestehen“,
sagt AK-Experte Mag. Herbert
Erhart. „Im Falle einer Preis-
minderung muss übrigens
ein Gutschein vom Reisever-
anstalter nicht akzept ier t
werden, bei der Preisminde-
rung besteht ein Rechtsan-
spruch auf eine Auszahlung in
bar“, so Erhart abschließend.
Michael Fabian
firmeneigenen E&S Akademie,
deren Angebote kostenpflich-
tig gebucht werden können.
Natürlich kann auch diese
dritte Ebene weitere Verkäufer
anwerben und mitkassieren
und so weiter.
Seminar um 140 Euro
Anna U. ließ sich ebenfalls zu
einem Vorstellungsgespräch
überreden und – im Gegen-
satz zu Klaus A. – auch zum
Einsteigerseminar, für das 140
Euro zu zahlen waren. „Es
war ein dichtes Programm
mit sehr vielen Infos, aber bis
zum Schluss konnte ich nicht
erkennen, warum ich geeignet
für diesen Job sein sollte“, sagt
die Studentin. „Ich hatte den
Eindruck, die haben jeden
genommen, egal ob Verkäufer,
Hilfsarbeiter, Jobhopper, Jung
oder Alt.“ Letztlich will sich
die junge Frau doch auf ihr
Studium konzentrieren, denn
„wenn das so einfach ist, war-
um macht es nicht jeder?“
Keine Anstellung
Nur indirekt wurde Anna U.
darüber informiert, dass ihre
Arbeit auf selbstständiger
Basis aufgebaut ist. Es wurde
zwar von freier Zeiteinteilung
gesprochen, aber nicht davon,
dass ein Gewerbe anzumel-
den ist und davon, dass vom
Einkommen auch Steuern
und Sozialversicherung zu
zahlen sind. Ungeklärt blieb
auch, woher die Telefondaten
von Klaus A. und Anna U.
stammen.
Skeptisch sein
„Wer plötzlich ein tolles Job-
angebot bekommt, sollte skep-
tisch sein“, urteilt Mag. Betti-
na Schrittwieser, Leiterin des
AK-Konsumentenschutzes.
„Vor dem Einstieg ist etwas
zu zahlen und der Verdienst
ist ungewiss.“ Zudem warnt
die Expertin vor der Kommer-
zialisierung der Familie und
des Freundeskreises: „Es geht
darum, dass neue Mitarbei-
terInnen angehalten werden,
das persönliche Umfeld abzu-
grasen, um erste Abschlüsse
zu tätigen.“
Für einen verschmutzten Strand kann
man 10 bis 20 Prozent des Pauschalprei-
ses zurückfordern.
(fmarsicano – Fotolia)
ZAK
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