INS SCHWARZE
Willi Tell
Zu spät?
Beim Treff mit ehemaligen
Kollegen stelle ich erstaunt
fest, wie sie alle die Tage bis
zur „Pensi“ zählen. Früher sind
wir meist gern in die Arbeit ge-
gangen. Nun ist es für sie eine
regelrechte
Überwindung.
Was am meisten schmerzt, ist
nicht so sehr das gestiegene
Arbeitspensum – es ist das Kli-
ma unter der Kollegenschaft.
Das sei immer giftiger, bösar-
tiger, feindlicher geworden.
Man könne keinemmehr trau-
en. Als hieße die Parole „Jeder
gegen jeden!“ Man geht nach
Dienstschluss nicht mehr auf
ein Bier, man sucht das Weite.
Und als ich frage, wie das ge-
kommen und entstanden ist
und wieso sie gegen das Zer-
bröseln der Solidarität nicht
sofort was unternommen hät-
ten, gibt es Schulterzucken und
ein trauriges „Jetzt ist es zu
spät.“ Die Lehre: Man darf es
niemals so weit kommen las-
sen, dass es einmal zu spät ist.
Bundesheer | Markus Zinner
famveldman | Fotolia
22
ZAK
GESUNDHEIT
Voll
tal V
Ernährungstipps
von
Dr. Michaela Felbinger
Sind Superfoods
super?
Der Idee,
Batterien in stres-
Mögliche Risiken
verdünnender“ Medikamente Kräutern, vor allem aus Asien.
sigen Zeiten auch mit Er-
Prof essiona l i sier ung der (z. B. Marcumar) verstärken.
Denn diese können zu schwe-
Landwi r t scha f t aufg rund Der Abbau des Medikaments ren Darminfektionen führen.
nährung rasch und gezielt
steigender Nachfrage zwingt wird blockiert und damit ist Hervorgerufen werden sie in
aufzuladen, ist grundsätzlich
zu vermehrtem Einsatz von die Dosis zu hoch. Eine nicht erster Linie durch verunreinichts entgegenzusetzen.
Pflanzenschutzmitteln und ungefährliche Blutungsnei- nigtes Waschwasser und Dün-
Aber was steckt wirklich in
Dünger. Die Belastung mit gung kann die Folge sein. Hier gung mit Fäkalien (in Europa
den „Superfoods“?
nicht erlaubt).
I
mBioladen, Supermarkt und
Superfood als Heimspiel?
beim Discounter – das An-
Es muss nicht unbedingt exo
gebot der „Trendsetter“ steigt
tisch sein. Viele heimische Le
rasant. Laut einer aktuellen
bensmittel stehen ihren Ver-
Untersuchung stieg von 2011
wandten aus fernen Ländern
bis 2015 die Anzahl neu ein-
um nichts nach. Gemüse und
geführter Superfoods um 200
Obst aus der Region, saisonal
Prozent. Die Suche im Internet
verwendet, können hinsicht
zum Begriff ergibt Millionen
lich Nährstoffgehalt sehr wohl
von Treffern.
überzeugen. Heidelbeeren,
Von der Goji-Beere über den
Sauerkirschen, schwarze Jo-
Chiasamen bis zur Acero-
hannisbeeren oder Holunder
la-Kirsche. Meist exotische,
beeren sind tolle heimische
p anzliche Lebensmittel – in
Sommerfoods. Und imWinter
erster Linie Samen, Kräuter,
halten Grünkohl, Blaukraut,
Obst und Gemüse – mit hohem
rote Rüben, Kohlsprossen oder
Gehalt an Vitaminen, Mine-
Sauerkraut t.
ralstoffen und sekundären
P anzenstoffen. Von der Wer-
Heimisches ist gesund
bung als wahre Wundermittel
Dann gibt es noch die „klei
hochgejubelt.
nen“ Nährstoffpakete: Etwa
Walnüsse, Kürbiskerne, Lein-
Wirklich hochwertig?
samen, Hirse, Hafer – alles
Stimmt – frisch sind sie tat-
wertvolle Alternativen zu
sächlich Kraftpakete. Doch
Weitgereistem. Eine ausgewo
der Transportweg von den
gene, abwechslungsreiche Er-
meist weit entfernten Anbau-
nährung bleibt somit das Um
gebieten bis in den Supermarkt
und Auf. Die Konzentration
ist lang. Dazu viel zu frühe
auf einige wenige Superfoods
Ernte, intensive Verarbeitung,
reicht nicht aus, Vielfalt ist
wochenlange Lagerung. Fak-
gesund. Somit die gute Nach
toren, die den Vitamingehalt
richt: Es gibt Nahrungsmit
grundsätzlich vermindern.
Pestiziden und Schwermetal- gilt ein striktes Verbot, Goji- tel, die mit einer besonderen
Für Exoten gilt eben Gleiches len (etwa Arsen, Cadmium) Beeren in jeglicher Variation Ladung an Nährstoffen ver
wie für heimische Produkte,
wird zunehmend zumThema.
zu essen.
wöhnen. Und – viele davon
die weiter reisen. Wie viel Tatsächlich unterschätzt wird Auch die Hygiene kann zum wachsen bei uns.
also von den beworbenen In- eine mögliche Wechselwir- Problem werden. Beispiels
haltsstoffen tatsächlich beim kung mit Medikamenten.
weise ergeben Untersuchun-
Verbraucher ankommt, ist Goji-Beeren können etwa die gen immer wieder Belastun-
E-Mail:
fraglich.
Wirkung bestimmter „blut- gen mit Bakterien auf frischen
SATIRE
ZAK
23
Einstein & E nfalt
Ein satirisches Doppel
von
Berndt Heidorn
Müller:
Hallo, Huber! Wieso
schauens denn drein wie sie
ben Tage Regenwetter?
Huber:
Ich bin schockiert.
Müller:
Um Himmels willen,
worüber denn?
Huber:
Dass damals beim
Euro ghter-Kauf nicht alles
mit rechten Dingen zugegan
gen sein soll.
Müller:
Und das scho
ckiert Sie?
Huber:
Und wie! Haben
doch immer alle Beteilig
ten versichert, dass alles
supersauber ist.
Müller:
Also der Waffen
deal, bei dem alles super-
sauber ablauft, muss erst
erfunden werden.
Huber:
Echt jetzt?
Müller:
Also ehrlich, Hu
ber. Zu glauben, dass bei ei
nem Waffendeal keine Land
schaftsp ege betrieben wird,
ist aber schon naiv.
Huber:
Sagens, Müller: Was
verstehen Sie eigentlich unter
Landschaftsp ege?
Müller:
Unter Landschafts
p ege versteht man in diesem
Zusammenhang den Versuch,
Entscheidungsträger zu beein
ussen, um es einmal vorsich
tig zu formulieren.
Huber:
Ich kanns einfach
nicht glauben, dass sich Ent
scheidungsträger korrodieren
haben lassen.
Müller:
Korrumpieren mei
nens wohl, aber das wer
den wir im Interesse der Un
schuldsvermutung sicherlich
nicht behaupten, obwohl …
Huber:
Obwohl was?
Müller:
Naja, dass eine einem
Politiker einer damaligen
Regierungspartei nicht ganz
fernstehende Agentur dem
Euro ghter-Hersteller für eine
Pressekonferenz 96.000 Euro
verrechnet hat, kann einem
schon spanisch vorkommen.
Huber:
Ich erinnere mich,
die Pressekonferenz war aber
in einem teuren Hotel, da kann
ein Brötchen schon einmal ein
paar hundert Euro kosten.
Müller:
Und die Brötchen wa
renwohl ordentlich geschmiert.
Huber:
Gelungen!
Müller:
Was?
Huber:
Na „geschmierte Bröt
chen …“. Und sonst habens
kein Beispiel auf Lager?
Müller:
Naja, dass sich ein
dama l s amt ie r ende r Mi
nister, der einen anderen
Flugzeugtypen forciert hat,
quasi über Nacht von
den herausragenden Qua
litäten des Eurofighter
überzeugen hat lassen,
ist schon auch ein bissi
seltsam.
Huber:
Ein Schelm, der
etwas Böses denkt!
Mü l ler:
Sie sagen es,
Huber! Aber wie der le
gendäre Wortkünstler Heinz
Erhardt gesagt hat: Was bin
ich heute wieder f ür ein
Schelm!
Huber:
Was ich mich frage, ist,
za wos brauchma die sauteu
ren Flieger eigentlich?
Müller:
Gute Frage.
Huber:
Wenn es um die Sinn
haftigkeit des Eurofighter
kaufs gegangen ist, wurden
wir da nicht nach Strich und
Faden belogen?
Müller:
Aber woher denn. Uns
wurden lediglich alternative
Fakten präsentiert.