FRISCH
GEPRESST
AUS DER AK-BIBLIOTHEK
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© Wortreich
© Hanser
Sibylle Berg: Wunder-
bare Jahre. Als wir noch
die Welt bereisten.
Carl Hanser Verlag 2016.
185 Seiten.
Januar 2016. Sibylle Berg ist in
Tel Aviv, Familienbesuch, und
draußen gehen die Böller los.
Moment mal, Böller zu Neujahr
in Israel? Schreiende Menschen
kommen die Straße gelaufen. Sie
ducken sich, flüchten in Hausein-
gänge. Was sich unter dem Bal-
kon abspielt, ist kein Fest. Es ist
ein Anschlag. Sibylle Berg ist viel
auf Reisen gewesen, jetzt ist der
Spaß vorbei. Wollen wir wirklich
in einer Welt herumfahren, wo
der Strand zur Kampfzone wird,
der Konzertsaal zum Bunker, wo
neben demCafé die Bomben flie-
gen? Sibylle Berg erzählt, wie die
Welt war, als wir noch Fernweh
hatten: schön, abenteuerlich, ro-
mantisch. Und sagt, wie sie heu-
te, im 21. Jahrhundert, ist: zum
Weglaufen.
Aber wohin?
Erika Kronabitter:
La Laguna.
Roman.
Verlag Wortreich.
226 Seiten.
„Hier im Süden sind die Herzen
nicht so hart wie im Norden“,
schreibt der Vater auf eine An-
sichtskarte an Elena. Und dieser
Süden ist es, in dem sich die Spu-
ren ihres Vaters Beppo verlieren.
Eigentlich hatten sie einen Be-
such vereinbart, aber plötzlich
gibt es eine Todesmeldung.
Erika Kronabitter erzählt in die-
sem autobiografisch inspirierten
Roman nicht nur über verworre-
ne Liebes- und Lebensbeziehun-
gen und die Zwänge einer traditi-
onellen Ehe- und Familienmoral,
sondern auch eine eigene Versi-
on eines bis heute nicht geklärten
Mordfalls. Ein unsentimentales
Buch über den Konflikt zwischen
Liebe und Freiheit, Verantwor-
tung und Toleranz, und zugleich
ein fesselnder Roman über ein
mysteriöses Verschwinden.
Großer Flohmarkt
der AK-Bibliothek
Mike Hammer,
Kochbücher
und die E-Books
Franz Kraxner
ist der treu-
este Kunde der AK-Bibliothek.
Seit fast 60 Jahren liest
er sich quer durch die um-
fangreichen Bestände in der
Grazer Hanuschgasse.
E
r komme aus einer einfa-
chen Grazer Familie, sagt
Franz Kraxner. Sein Vater war
Brauereiarbeiter, seine Mutter
Hausfrau. Woher das Interesse
am Lesen stammt, kann er
nicht genau sagen, aber „seit
1956 lese ich und seit den
60er-Jahren nutze ich die AK-
Bibliothek.“ Schon während
der Hauptschule verschlang
Kraxner alle Bücher, die er in
die Finger bekam. Das blieb so,
als er im Warenhaus Kastner
& Öhler eine kaufmännische
Lehre machte. Damals waren
Krimis über Mike Hammer,
den hartgesottenen amerika-
nischen Großstadtschnüf er
aus der Feder von Mickey
Spillane, der große Renner.
„Ich kam leider nicht an diese
Bücher heran, die waren bis
Hunderte Bibliophile stöberten
im Vorjahr durch den Altbestand
der Bibliothek. Heuer ist der
Bücher ohmarkt am Nachmittag
des 28. April.
Nutzen Sie
die Gelegenheit,
Ihr Bücherregal aufzufüllen –
beim Bücherflohmarkt der
AK-Bibliothek am Nachmittag
des 28. April. Der Erlös dient
einem guten Zweck.
D
er jährliche Bücher oh-
markt ist eine Fundgrube
für alle Bücherfreundinnen
und -freunde: Mehr als 4.000
ausgemusterte Bücher, aber
auch Hörbücher auf CD und
Filme auf DVD stehen zur
Auswahl. Bibliothekchef Gün-
ther Terpotitz trennt sich nur
schwer von seinen Schätzen,
wie er gesteht: „Durch die
zahlreichen Ankäufe der ver-
gangenen Monate geht uns
leider der Platz aus. Ausge-
zum Alter von 18 Jahren ge-
sperrt“, erinnert er sich.
Kriminalpolizei
Ob Kraxner doch noch ein
Exemplar von Mike Hammer
ergattert hat? Er ließ näm-
lich seinen erlernten Beruf
links liegen und wechselte
zur Polizei: „Zuerst war ich
uniformierter Polizist, später
bin ich zur Kriminalpolizei
gewechselt.“ Während er Ga-
noven ausforschte, die Taten
quer durch das Strafgesetz-
buch gesetzt hatten, stieg er
die Karriereleiter hinauf bis
zum Koordinator beim Grazer
Polizeidirektor.
Schneller Leser
Immer in Griffweite waren all
die Jahre Bücher: „Ich bin ein
schneller Leser, ich glaube, ich
habe in meinem Leben schon
100.000 Bücher gelesen.“ Ob
diese Zahl etwas hoch gegrif-
fen ist, es wären immerhin
vier bis fünf Bücher täglich?
Egal, Kraxner hat sich quer
durch die Bibliothek gelesen:
von politischen Büchern über
Sachbücher bis zu Romanen.
Obwohl täglich mit Krimi-
nalität konfrontiert, wurde
er nie ein Freund von Krimi-
nalromanen: „Das war eher
nicht meins, vielleicht noch
die Polt-Krimis.“
Weltreisen
Als begeisterter Weltreisender,
der mit seiner Frau alle Kon-
tinente gesehen hat, stand für
Kraxner Reiseliteratur aus der
AK-Bibliothek hoch im Kurs.
„Wir waren oft bis zu fünf
Wochen unterwegs. Durch
Südamerika sind wir mit dem
Postbus, auch Brasilien habe
ich gut in Erinnerung.“ Alles
wurde fotogra sch dokumen-
tiert und später in langen
Nächten zu Diavorträgen für
Freunde gestaltet. Anfangs
war das Mitnehmen von Bü-
chern auf den Reisen wegen
des Gewichts ein schwieriger
Ausleseprozess. Seit demAuf-
kommen von E-Books ist das
Einpacken von Büchern kein
Problem mehr. Auf dem Le-
segerät sind dutzende Bücher
gespeichert, ideal zum Ent-
spannen unterwegs. „Leider
komme ich durch die E-Books
kaum noch hierher in die
Bibliothek.“
Kochen
Daheim hat Kraxner eine 200
Stück große Sammlung von
Kochbüchern. Er ist begeis-
terter Hobbykoch und hat die
meisten Rezepte selbst auspro-
biert. Die besten Gerichte hat
er zu einer Rezeptsammlung
zusammengefasst und als
Buch drucken lassen: „Davon
gibt es aber nur vier Stück.“
1969 wurde das System der
Freihandbibliothek eingeführt.
Franz Kraxner hat sich von Beginn
an durchgeschmökert, er zeigt
im modernen Büchersaal eine
Ansicht von damals.
Franz Kraxner erzählt über seine
vielen Jahre, in denen er treuer
Leser der AK-Bibliothek war.
Graf | AK
28. April 2017
Der Flohmarkt ndet am Frei-
tag, 28. April, zwischen 13
und 20 Uhr im Foyer der
Kammersäle in der Grazer
Graf | AK
mustert werden Bücher, die
schon durch viele Hände ge-
gangen sind oder die mittler-
weile an Aktualität verloren
haben.“
Strauchergasse statt. Die un-
terschiedlichen Medien kos-
ten zwischen 50 Cent und 2
Euro.
Der Erlös geht an die Lese-
höhle in der Bärenburg im
LKH Graz. Das ist eine mit
knappen Mitteln ausgestattete
Kinder- und Jugendbibliothek,
die Kindern und ihren Eltern
ein bisschen Abwechslung
zum Krankenhausaufenthalt
bietet. Das Bücherservice ist
sogar mobil – für alle, die ihr
Bett nicht verlassen dürfen.
Graf | AK
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ZAK
LESEECKE
SERIE
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