Bildung &Wissen
Willi Tell
ins
schwarze
Mathias Grilj
Eine Reklame für die Eisen-
bahn soll mit einem Witz
beginnen, den man sofort
nachvollzieht. „Oh, fahren wir
schon?“ – „Naaa, sie ziehen
für uns nur die Landschaft
vorbei.“ Es gibt auch Witze
über das Fliegen, aber mir
fällt nun einer ein, wo jemand
auf den Bahnsteig gehechelt
kommt und ruft: „Wo steht
der Zug nach Linz? Bitte!“
Und ein bedächtiger Alter
kratzt sich am Bart und fragt:
„Ähm, möchten Sie vielleicht
verreisen?“
Ich mag die Eisenbahn lieber
als die Fliegerei. Ich muss
mich da nicht wie ein Schaf
oder wie ein Verbrecher
behandeln lassen, den Ho-
sengürtel abnehmen, wo-
möglich die Schuhe auszie-
hen und mich scannen oder
begrabschen lassen. Keiner
verbellt mich mit „Anschnal-
len!“, ich muss nicht mit Plas-
tikbesteck in fadem Essen
stochern und nicht ewig lang
vor dem Einsteigen am Flug-
hafen herumlungern – und
nachher auf den inzwischen
ramponierten Koffer warten.
Und dann mit dem Taxi in die
Stadt fahren. Die Eisenbahn
fährt ja diretissima in die
Stadt.
Aber weil der Teufel nicht
schläft, kann da auch Missli-
ches passieren: Einer kommt
auf den Bahnsteig gerannt
und sieht den Zug nach Linz
abfahren. Fragt der ältere
Herr von vorhin: „Oje, haben‘s
den Zug versäumt?“ – „Naaa,
verscheucht werde ich ihn
haben!“
Gut vom Gleis
© jani schwob
Ein grüner Deal für Europa steht für die designierte Kommis-
sion an oberster Stelle ihrer Prioritätenliste. Was sich hinter
diesem Ziel tatsächlich verbirgt und welchen Einfluss dies
auf die großen österreichischen Tunnelprojekte am Semme-
ring, der Koralm und dem Brenner hat, werden wir wissen,
wenn die ersten Papiere vorgelegt werden. Vielleicht schon
nach den ersten 100 Tagen der neuen Kommission.
I
n den kommendenWochen ste-
hen zunächst die Hearings der
designiertenKommissarinnenund
Kommissare vor dem EU-Parla-
ment an. Doch bereits jetzt ist
klar: Ein „Neuer Grüner Deal für
Europa“ ist eines der großen Ziele
für die zukünftige Kommissions-
präsidentin Ursula von der Leyen.
Immerhin vertraute sie dieses
Thema niemand Geringerem als
dem ersten Vizepräsidenten der
Kommission, Frans Timmermans,
an. Dieser soll – wenn die neue
Kommission am 1. November
2019 ihre Arbeit aufnimmt – inner-
halb von 100 Tagen jenen„Neuen
Grünen Deal“ vorlegen. Das wäre
also spätestens bis zum8. Februar
2020.
EU-Politik:
Höchste Eisenbahn
Verkehr muss grüner werden
Gut lesen sich die Punkte, die die-
ser Grüne Deal umfassen soll: Bis
2030 sollen die CO
2
-Emissionen
der EU um 50 Prozent gesenkt
werden, bis 2050 sollen die Net-
to-Emissionen auf null sinken.
Alle Sektoren sollen dabei ihren
Beitrag leisten: von der Industrie
über die Landwirtschaft bis zu den
Haushalten. Vor allem auch der
Verkehr soll und muss in Europa
grüner werden.
Eisenbahn bevorzugen
Ob damit aber tatsächlich eine
Neuausrichtung der europäi-
schen Verkehrspolitik erfolgt,
bleibt abzuwarten. Diese war
bisher geprägt vom Prinzip des
gleichberechtigten Wettbewerbs
der Verkehrsträgerinnen und
Verkehrsträger auf der Straße, der
Schiene, den Gewässern und in
der Luft. Aber es wäre stattdessen
notwendig, umweltfreundliche
Verkehrsarten – vor allem die
Eisenbahn – aktiv zu bevorzugen.
Umweltschonend und sozial
Wenn die Basistunnel amSemme-
ring, Koralmund Brenner bis 2026
fertiggestellt werden, müssen die
Rahmenbedingungenhinsichtlich
Tarifen bzw. Fahrverboten passen,
damit es zu einer tatsächlichen
Verlagerung von der Straße auf
die Schiene kommt. Der Verkehr
soll nicht so billig wie möglich,
sondern so umweltschonend und
sozial wiemöglich sein – also ech-
te Kostenwahrheit widerspiegeln
und für die Menschen eine grüne,
aber auch praktikable Alternative
bringen.
PH
Lehrlinge können mit dem„Erasmus+“-Förderprogramm
der Europäischen Union ein mehrwöchiges Praktikum im
Ausland machen. Sie verbessern dadurch nicht nur ihre
Fremdsprachenkenntnisse, sondern sammeln auch zusätzli-
che Berufserfahrung.
F
ür eine Dauer von drei bis vier
Wochen haben steirische Lehr-
linge im Zuge des „Erasmus+“-
Programms die Möglichkeit, in
einemBetrieb imAuslandmitzuar-
beiten. Als Praktikumsländer ste-
hen IrlandoderMalta zur Auswahl.
„Erasmus+ ist für Lehrlinge neben
der beruflichen Praxis auch eine
tolle Möglichkeit, um interkultu-
relle Kompetenzen zu erwerben“,
so Alexandra Hörmann, Leiterin
der AK-Bildungsabteilung: „Inter-
nationale Kontakte und Erfah-
rungen sind außerdem in jedem
Lebenslauf ein großer Pluspunkt.“
Was sind die Voraussetzungen?
Grundsätzlich können sich Bur-
Erasmus+ für Lehrlinge:
„Fünf Zentimeter größer zurück“
schen und Mädchen ab dem
dritten Lehrjahr bewerben. „Das
Mindestalter beträgt 16 Jahre,
volljährige Lehrlinge werden aber
aufgrund der Jugendschutzbe-
stimmungen bevorzugt“, erklären
Cornelia Maas und Tamara Marzi
vom Verein Auxilium, der die
Praktika organisiert.
Der Lehrberuf sollte sich einemder
folgenden Bereiche zuordnen las-
sen: Fertigungstechnologie, Han-
del, öffentliche Verwaltung oder
Tourismus. In der Vergangenheit
haben Lehrlinge aus steirischen
UnternehmenwieMagna, Jugend
am Werk oder dem LKH-Univ.
Klinikum am Programm teilge-
nommen.
Vom Praktikum bis zur Bleibe
Die Planung rund um das Prak-
tikum übernimmt der Grazer
Verein Auxilium.„Wir organisie-
ren den Praktikumsplatz sowie
die Unterkunft – zu zweit in einer
irischen Gastfamilie oder einem
gemeinsamen Apartment auf
Malta“, so Maas. Pro Termin wer-
Cornelia Maas (l.) und Tamara Marzi
vomVerein Auxilium, der die Prakti-
ka organisiert
den sechs Lehrlinge ins jeweilige
Land geschickt. Ebenso kümmert
sich der Verein um die Flüge und
den Transport vor Ort.
Kostengünstige Chance
Das Förderprogramm Erasmus+
trägt rund 75 Prozent der Gesamt-
kosten. Zusätzlich unterstützt die
AK Steiermark die teilnehmenden
Lehrlinge mit bis zu 300 Euro. Je
nach Praktikumsland, Aufent-
haltsdauer, Flugkosten etc. variiert
laut Maas der Selbstbehalt für die
Lehrlinge und beträgt zwischen
150 und 250 Euro. „Sehr oft über-
nehmen die Lehrbetriebe diesen
Selbstbehalt, da sie das Auslands-
praktikum als tolle Investition in
ihre Lehrlinge sehen“, sagt Marzi.
Die Anmeldungen für die Aus-
landspraktika steigen jährlich, das
Feedback sei durchwegs positiv.
„Das meiste tut sich auf persön-
licher Ebene: Sie kommen alle
fünf Zentimeter größer zurück“,
resümiert Maas.
ID
Wohin? Wann?
Wie lange? Anmeldung bis Infotage*
Malta
03.02.-22.02.2020 3 Wochen
02.12.2019
16.03.-04.04.2020 3 Wochen 15.01.2020
08.11.2019, 16 Uhr
Limerick Mai 2020
3 Wochen März 2020
zak
info
* Anmeldung zu den
Infotagen unter
Diese finden im Verein
Auxilium am Geidorfplatz
2, 8010 Graz statt.
Es war eine
aufregende
Erfahrung, nicht
nur auf Urlaub
zu sein, sondern
wirklich im Ausland
zu wohnen und zu
arbeiten. Im Betrieb
durfte ich total viel machen und
wurde sofort ins Team und die Arbeit
eingebunden. Ich würde es auf jeden
Fall noch einmal machen und es jedem
empfehlen, der die Möglichkeit dazu
hat.
Lisa Marie Schlegl (16),
Lehre zur Verwaltungsassistentin
am LKH Graz
Für mich war es
sehr aufregend
und interessant,
in einem Betrieb
im Ausland
mitzuarbeiten.
Besonders
gefallen hat mir,
dass ich während meines Praktikums
andere Arbeitsweisen kennengelernt
und mit freundlichen Kollegen
zusammengearbeitet habe. Diese Zeit
hat auf jeden Fall auch die Reiselust in
mir geweckt.
Jakob Sima (18), überbetrieb-
liche Lehre zum Einzelhandels-
kaufmann bei Jugend amWerk
Umweltfreundliche Verkehrs-
arten wie die Eisenbahn sind
zu bevorzugen.
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AK
13.12.2019, 16 Uhr
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