ZAK_06_2019 - page 14-15

Beruf & Recht
I
n Österreich kennt sie fast jedes
Kind: die Wasserfarben, Bunt-
und Filzstifte derMarke Jolly. Nicht
ganz so verbreitet ist allerdings
das Wissen darüber, wo die Stifte
hergestellt werden. Dabei passiert
das schon seit beinahe 100 Jahren
am Firmenstandort im Nordwes-
ten von Graz.
Lange Geschichte
„Seit 1923 sind wir hier am Stand-
ort – damals noch als Bleistiftfabrik
Zeus“, erzählt Werksleiter Walter
Rabitsch. Später firmierte das Un-
Österreichs bekannteste Buntstifte werden in Graz-Gösting
produziert. Das Werk, in dem die Stifte der Marke Jolly her-
gestellt werden, existiert bereits seit 1923. Und noch immer
wird hier auf Hochtouren gearbeitet.
Peter Eisenberger ist mit einer„Pau-
se“ seit 1989 im Unternehmen.
Bekim Balaj arbeitet an der Kartu-
schenpresse für die Buntstiftminen.
DasMarken-Maskottchen Jolly ist im
Werk allgegenwärtig.
ternehmenunter demNamenBre-
villier Urban, überstand nicht nur
den Zweiten Weltkrieg, sondern
auch einen Konkurs zu Beginn
der 1980er Jahre – allerdings kam
es in dessen Folge zu mehreren
Eigentümerwechseln und Um-
strukturierungen. Mittlerweile
ist der Betrieb in der Hand der
österreichischen Unternehmerfa-
milie Hromatka, seit 2009 lautet
der Firmenname offiziell Brevillier
Urban& Sachs Gmbh&Co KG.Was
sich nicht geändert hat: Stifte und
Wasserfarben sowie diverse Schul-
utensilien werden immer noch in
Graz produziert – hauptsächlich
unter der Marke Jolly, aber auch
für andere Kunden wie etwa Ikea.
An einem zweiten Standort im
burgenländischen Hirm werden
Künstlermaterialen und Kunst-
stoffteile gefertigt. „Wir sind ein
österreichisches Familienunter-
nehmen und regional verankert“,
sagt Rabitsch stolz.
BIs zu 35 Millionen Stifte
Je nach Auftragslage werden in
Graz laut Rabitsch „zwischen 30
und 35 Millionen Stifte pro Jahr“
hergestellt. Dafür werden rund
150 Tonnen Minenmaterial und
13 Millionen Stück Holzbrettchen
verarbeitet. Die „Hauptsaison“ für
Günter Peterle und seinTeamhalten
die Maschinen in Schuss.
Isabella Filzmoser mit frisch abge-
packter Buntstifte-Box.
Die Metall- und Kartonverpackungen für die verschiedenen Stifte werden
extern produziert, verpackt wird aber alles im Grazer Jolly-Werk.
Im Grazer Bezirk Gösting, in direkter Nachbarschaft zur Bulme, befindet sich das Jolly-Werk mit seinen aktuell 36
Beschäftigten. Auch Schreibwaren anderer Kunden werden hier in Auftragsfertigung hergestellt.
die Produktion der Schulsachen
seien Frühjahr und Spätherbst
– hier sei besonders viel zu tun,
erklärt Betriebsrat Kurt Volmann,
der selbst in der Abteilung arbei-
tet, die fürs Lackieren der Stifte
verantwortlich ist. Das Unterneh-
men exportiert in 97 Länder, der
internationale Wettbewerb ist
groß. Firmen aus Osteuropa und
Asienwürden zu Niedrigstpreisen
produzieren, seufzt Rabitsch.
Treue Beschäftigte
In Graz sind derzeit 36Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter beschäf-
tigt. Volmann ist „seit über 30
Jahren in der Firma“. Damit ist er
keine Ausnahme:„Bis auf vier, fünf
Mitarbeiter sinddiemeisten schon
länger als 25 Jahre da. Wir haben
ein Durchschnittsalter von 48
Jahren im Betrieb,“ sagt Volmann.
Als weitere Beispiele können Peter
Eisenberger und Isabella Filzmoser
gelten, beide sind schon lange da-
bei: Eisenberger, der an der Presse
für die Buntstiftminen werkt, hat
hier „1989 angefangen, dann
unterbrochen“, und ist „seit 1999
wieder da“. Kollegin Filzmoser – sie
ist für die Endfertigung und das
Verpackender Produkte zuständig
– ist seit einemVierteljahrhundert
im Unternehmen.
Selbstversorger
Das Jolly-Werk ist in vielerlei
Hinsicht Selbstversorger. So wird
ein großer Teil des Wärmebedarfs
durch das Verbrennen der bei der
Stiftproduktion entstehenden
Holzabfälle gedeckt. Auch Pflege
und Reparatur der ebenso zahl-
reichen wie unterschiedlichen
Produktionsmaschinen passiert
intern – dies ist der Job des tech-
nischen Leiters Günter Peterle
und seines vierköpfigen Teams:
„Wir warten alle unserer 70 bis 80
Maschinen selbst.“
DW
der
betriebsrat
die
firma
Familiäre Atmosphäre
Walter Rabitsch leitet das Jolly-Werk
in Graz-Gösting.
WerksleiterWalter Rabitsch schätzt
insbesondere die familiäre Atmo-
sphäre in der Grazer Jolly-Fabrik:
„Es ist sehr persönlich und auch
sehr überschaubar. Ich kenne hier
wirklich alle persönlich.“ Und auch
zu den Eigentümern habe man ei-
nen guten Draht.
Gutes Verhältnis
Betriebsrat Kurt Volmann an sei-
nem Arbeitsplatz.
Arbeiter-Betriebsrat Kurt Volmann
kann nur Positives über die Zu-
sammenarbeit mit der Unterneh-
mensleitung berichten:„Wir haben
ein sehr gutes Verhältnis, wir reden
über alles.“ Ein wichtiger Punkt für
Volmann: „Sicherheit wird groß-
geschrieben.“ Das Unternehmen
kümmere sich sehr um den Schutz
der Beschäftigten.
Zwischen 30 und 35 Millionen Stifte
werden jährlich produziert.
wird die Welt
ein Stückchen bunter
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