INS SCHWARZE
Vom Umgang
Willi Tell
Was war das für ein Bild voll
Übermut und Heiterkeit und
Freude! In der Sommerhit-
ze – erinnern Sie sich an die
verschwitzten
Hundstage?
– dreht die Freiwillige Feu-
erwehr Feldkirchen im Park
– „Wasser marsch!“ – den
Schlauch auf, extra für Flücht-
lingskinder. Die hüpfen dann
durch das Sprühen, genießen
das Nass und sind beglückt.
Das Bild steht im Internet. Und
wird wie folgt voller Hass kom-
mentiert: „Ein Flammenwerfer
wäre besser gewesen!“ Das
hat ein 17-Jähriger geschrie-
ben, ein Lehrling. Und weil
dies Ekelhafte im Internet ist
und seine Firma auch unter
dem Druck der Internetkund-
schaft steht, ist der Poster am
nächsten Tag auch schon sei-
nen Lehrplatz los, bei Porsche.
Was hätte ich gemacht? Hätt‘
ich ihn hinausgeschmissen?
Nein. Ich hätte ihm links und
rechts ein paar Dachteln auf-
gelegt und gesagt: „Jetzt
denk nach, du Depp, was du
Grauenhaftes tippst! Weißt du
überhaupt, was ein Flammen-
werfer ist? Willst du Kinder vor
dem Flammenwerfer sehen?“
Dann hätte er blöd herumge-
druckst und sich geschämt.
Und noch eine gefangen.
Ja, ich weiß, für die Pädago-
gen ist meine Links-rechts-
Kombination gewalttätiger als
der Umstand, dass man einem
dummen Buben vor lauter po-
litisch korrekter Selbstgewiss-
heit die Zukunft verbaut. Ich
bin da anders gebaut, etwas
schroffer und spontaner. Und
bei aller Härte etwas deppen-
freundlicher.
Einstein & E nfalt
Ein satirisches Doppel
von
Berndt Heidorn
Müller:
Habe d‘Ehre, Huber.
Na, was sagens: Kaum ein Jahr
nach der Steuerreform geht die
Regierung schon die nächste
Reform an!
Huber:
Jössas, das verheißt
nichts Gutes.
Müller:
Jetzt seins nicht so
pessimistisch, Huber. Bei der
Steuerreform ist ja immerhin
auch was Gscheites herausge-
kommen.
Huber:
Na schön, was soll
denn diesmal reformiert wer-
den?
Müller:
No, am 29. Februar
will uns die Regierung ihre
Überlegungen zum Pensions-
system darlegen.
Huber:
Am 29. Februar? Wär
vielleicht gar keine schlechte
Idee, Reformen in Zukunft
nur noch in Schaltjahren zu
präsentieren.
Müller:
Meinens das jetzt
sarkastisch?
Huber:
Nein, realistisch.
Müller:
Sie sind ein Miesepe-
ter. Sie werden doch zugeben
müssen, dass das Pensionssys-
tem der gestiegenen Lebens-
erwartung angepasst werden
muss.
Huber:
Und wer sagt, dass
meine Lebenserwartung ge-
stiegen ist?
Müller:
Nicht Ihre persönliche
Lebenserwartung, die statis-
tische.
Huber:
Aha, und was hilft
mir die statistische Lebenser-
wartung, wenn ich vorher ein
Bankl reiß‘?
Müller:
Das fällt dann in die
Kategorie Einzelschicksal.
Huber:
Na, da bedank ich
mich aber.
Müller:
Was regen Sie sich
überhaupt auf, Huber? So wie
Sie aussehen, sind Sie doch
längst in Pension.
Huber:
Sehr witzig, das muss
grad einer sagen, der mit sei-
ner schiachen Brille selbst
aussieht wie ein Uhu nach
SATIRE
David Dagley | Rex Features | picturedesk.com
über 50-, geschweige denn die
über 60-Jährigen wachsen auf
den Bäumen? Oder bringt die
der Weihnachtsmann?
Müller:
Sie müssen aber auch
überall ein Haar in der Suppe
finden, Huber. Da müssen die
Leut‘ dann halt ein bisschen
flexibler sein!
Huber:
Genau, so flexibel, dass
es ihnen wurscht ist, wenn sie
ein paar Jahrln vor der Pension
arbeitslos werden und vom
Notstand leben.
Müller:
Aber Sie müssen doch
einsehen, dass das Pensions-
system nicht mehr finanzier-
bar ist!
Huber:
Wenn das so ist, bleibt
nur noch die ultimative Pen-
sionsreform.
Müller:
Und wie sieht die aus?
Huber:
Ab 65 dürfen‘s bei Rot
über die Kreuzung gehen, ab
70 müssen‘s.
dem siebentenWaldbrand. Wo
habens die überhaupt her? Bei
ebay ersteigert oder einfach
aus dem Restmüllcontainer
gefischt?
Müller:
Frechheit, das ist eine
Designerbrille!
Huber:
Und was entwirft der
Designer sonst so? Klobrillen?
Müller:
Jetzt reichts aber!
Vernichten Sie lieber ihre
Dokumente, gehens zur Pen-
sionsversicherung und las-
sen Sie sich schätzen. Mit
etwas Glück bekommen Sie
die Pension fünf Jahre nach-
gezahlt!
Huber:
Schön wär‘s. Aber
sagen‘s, Müller: Das Pensi-
onssystem an die gestiegene
Lebenserwartung anpassen,
heißt dann auf Deutsch wohl
später in Pension gehen.
Müller:
Na, was denn sonst!
Huber:
Und die Jobs für die
ZAK
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