Heimo Potzinger, Barbara Balldini, Dolores Schmidinger, Marion Maier, v. l.
(Gabriel Pall)
INS SCHWARZE
Ach, Alte/r!
Willi Tell
Einmal, ich war so um die 25,
bin ich als Reporter in der
Obersteier herumgezauselt. Es
ging um Mord oder Totschlag,
jedenfalls was Garstiges. Dann
wollten der Fotograf und ich
nach der langen Hetzerei und
Recherche etwas zur Ruhe
kommen, ein Gulasch essen
und ein Bier nehmen. Da war
aber nur eine Disco offen. Kein
Gulasch, aber Bier und Strobo-
skop. Na, gut. Dann kommt die
eingeborene Jugend herein,
und eine Schönheit – was sage
ich, eine Göttin! – flötet in un-
sere Richtung: „Aha, heute ist
wohl Seniorenabend!“
Wenn ich jetzt über den Dau-
men rechne, ist diese kecke
Schönheit heute um die 50.
Wie es ihr wohl geht? Was hat
sie seit jenem Abend so alles
erlebt und durchgemacht?
Und was sieht sie im Spiegel?
Gerät sie gelegentlich noch
in jene Disco, in die sie so mit
15-16-17 gegangen ist und da-
mals voller Eleganz und Pfiff
greise 25-jährige Reporter
verspottet hat? Oder hat sie
inzwischen Angst vor flapsi-
gen Bemerkungen junger und
selbstbewusster
Göttinnen,
die so um die 15-16-17 sind?
„Aha, heute ist wohl Mumien-
tag!“
Was lernen wir aus dieser Ge-
schichte? Gar nichts, was wir
nicht schon wüssten. Das war
immer schon so. Solange wir
jung sind, halten wir jeden Äl-
teren für seltsam. Und – selber
älter geworden – sagen wir,
die Jugend sei nicht mehr, wie
sie sein soll. Das Kuriose dabei
ist seit Jahrtausenden: Beides
stimmt.
Einstein & E nfalt
Ein satirisches Doppel
von
Berndt Heidorn
Müller:
Ja, der Huber! Lang
nicht mehr gesehen! Sagn‘s,
was machens denn mit den
großen Kanistern?
Huber:
Na, Benzin einkaufen
und horten. So billig kriegen
wir’s nie mehr. Super!
Müller:
Von wegen super!
Aus ökologischer Sicht ist der
niedrige Benzinpreis genau
das Verkehrte!
Huber:
Ja, und? Wenns un-
bedingt teuer tanken wollen,
fahrens halt zu einer Auto-
bahn-Tankstelle. Die holen
Ihnen eh das Weiße aus den
Augen!
Müller:
Sagens, Huber, ist
Ihnen der Klimawandel voll-
kommen wurscht?
Huber:
Geh, bitte. Was hat
denn der Klimawandel mit
dem billigen Benzin zu tun?
Müller:
Dazu brauchens aber
nur eins und eins zusammen-
zählen, falls Sie damit nicht
überfordert sind. Je billiger
das Benzin, desto weniger ach-
tens auf den Verbrauch und
desto mehr CO
2
stoßens aus.
Huber:
Also bin ich am angeb-
lichen Klimawandel schuld?
Müller:
Nicht Sie allein natür-
lich. Aber was heißt überhaupt
angeblich?
Huber:
Weil es doch gar nicht
erwiesen ist, dass sich das
Klima ändert.
Müller:
Frage: Können Sie
sich eigentlich noch an die
letzten weißen Weihnachten
erinnern?
Huber:
Dafür gibt’s eh immer
öfter weiße Ostern. Auch nicht
schlecht.
Müller:
Aber Sie müssen doch
zugeben, dass sich die Skige-
biete fast den ganzen Winter
mit Kunstschnee duchgfretten
müssen, weil Naturschnee nur
mehr im März oberhalb von
1.500 Metern fällt.
Huber:
Kompaktschnee, schön
sprechen. Kunstschnee klingt
so künstlich, dabei ist das
AK- INTERN
SATIRE
lassedesignen | Fotolia
Huber:
Jetzt wird er auch noch
ausfällig!
Müller:
Echt jetzt: Was soll
mir die Scheiß-Hitz‘ bringen?
Huber:
Beispielsweise brau-
chens gar nicht mehr nach
Italien oder Kroatien fahren,
wenns an ordentlichen Son-
nenbrand kriegen wollen.
Müller:
So gesehen habens
gar nicht so unrecht. Weil,
wenn unsere Regierung so
weitermacht, kommen wir eh
nicht mehr ohne stundenlange
Staus nach Hause.
Huber:
Eben. Und außerdem
möchte ich an die weisen
Worte eines US-Republikaners
erinnern.
Müller:
Also Weisheit und
Republikaner ist wohl das,
was man einen Widerspruch
in sich nennt. Wenn ich da nur
an den Donald Trump denk …
Huber:
Lassens den Trump aus
dem Spiel und hörens mir zu!
Müller:
Also was hat der Re-
publikaner so Gscheites zum
Klimawandel gsagt?
Huber:
Wenn es heiß wird,
gehen wir in den Schatten.
ein reines Naturprodukt.
Müller:
Eh klar, und zwar
eines, das mit einem enormen
Energieaufwand hergestellt
wird.
Huber:
Und wenn schon. Au-
ßerdem: wer sagt denn über-
haupt, dass der CO
2
-Ausstoß
am angeblichen Klimawandel
schuld ist?
Müller:
Der Großteil der damit
befasstenWissenschafter, zum
Beispiel.
Huber:
Alles Lobbyisten der
Hersteller von Alternativ-
Energien.
Müller:
Und die Klimawandel-
Leugner? Alles Lobbyisten der
Erdölindustrie.
Huber:
Ich seh‘ schon, in der
Frage werden wir auf keinen
grünen Zweig mehr kommen.
Müller:
Solang es noch grüne
Zweige gibt.
Huber:
Jetzt übertreibens aber,
Müller. Freuen Sie sich lieber
auf den Sommer! Endlich auch
bei uns mediterranes Klima!
Müller:
Eh klar, dass Ihnen
das gefällt. Dodeln habens ja
gern warm.
Das Autorenduo Marion
Maier und Heimo Potzin-
ger
traf die Stars der öster-
reichischen Kabarettszene.
In persönlichen Gesprächen
ließen sich die Künstlerinnen
und Künstler tief in die Seele
blicken.
D
ie Texte in den Porträts
in dem Buch „Wissen.
Schmäh. Kabarett – Österrei-
chische Kabarettstars haut-
nah“ fungieren aber nicht
nur als O-Ton-Archiv für die
besten Szenen, die spekta-
kulärsten Sager und die ver-
traulichsten Erlebnisse der
Kabarettistinnen und Kaba-
S
eit dem Osterwochenende
ist die neue AK-Gerechtig-
keits-Bim im Grazer Stadtbild
fest verankert. Sie fährt für ein
Wissen.
Schmäh und Kabarett
rettisten. Das Autorenduo hat
im wahrsten Sinn des Wortes
noch mehr auf Lager: Marion
Maier und Heimo Potzinger
haben selbst den eloquenten
Bühnenstars private und per-
Jahr kreuz und quer durch die
Stadt. „So erfahren die Men-
schen täglich, wie wichtig es
ist, jemanden an seiner Seite
sönlich signierte Schätze ab-
schwatzen können – oder sie
sogar zum Malen überredet.
Jetzt wollen die Autoren im
Rahmen einer Buchpräsenta-
tion und Lesung die Kostbar-
zu haben, der für Gerechtig-
keit sorgt“, so AK-Präsident
Josef Pesserl. Rund 900 Bera-
tungen werden von den Mit-
keiten für den guten Zweck
versteigern. Im Fundus des
Autorenduos befinden sich
etwa ein Setfoto aus dem
Film „Wanted“ von Alfred
Dorfer, ein „echter Niavara-
ni“ oder etwa Viktor Gernots
originales Bühnensakko aus
dem Programm „2 Muster-
knaben“. Thomas St ipsits
wiederum musste sich von
einem hölzernen Schachbrett
aus seiner großen Sammlung
trennen. Auf die Fans warten
Unikate von allen zwölf pro-
minenten Interviewpartnern.
Der karitative Gedanke ist
Motto zugleich: Tun Sie sich
selbst und anderen etwas
Gutes!
arbeitern der Arbeiterkammer
Steiermark pro Jahr durchge-
führt. Die Straßenbahn ist Teil
einer Kampagne, bei der die
Mitglieder der AK ermutigt
werden, Gerechtigkeit am Ar-
beitsplatz einzufordern.
Das Autorenduo
MarionMaier
und
Heimo Potzinger
liest am
12. Mai 2016mit Beginn um
19 Uhr in der Bibliothek der
AK Steiermark, Hanuschgasse
3, 8020 Graz. AmEnde der
Lesungwerden die „Kostbar-
keiten“ der heimischen Kaba-
rettszene unter den Gästen
versteigert.
ZAK
nfo
HEIMO POTZINGER,
geb. 1973, lebt in
Fehring, Steiermark. Der
Autor und Journalist
ist Redaktionsleiter bei
Österreichs größter
Wochenzeitung. Ferner
Trainer in der Akademie
der Regionalmedien
Austria AG.
Privat
MARIONMAIER(Mag.),
geb. 1976, lebt in
Bad Gleichenberg.
Die Historikerin und
Germanistin ist Lehrerin
an einer höheren
Schule, Mutter von
drei Söhnen, Autorin,
Kulturredakteurin und
Lektorin bei Österreichs
größter Wochenzeitung.
Privat
Die beiden Autoren haben bislang gemeinsam drei Bücher veröffentlicht,
davon zwei Romane im Albatros Verlag. Das Buch „Wissen. Schmäh.
Kabarett“ ist im September 2015 bei „Styria Premium“ erschienen.
Die Gerechtigkeits-Bim
AK | Graf
18
ZAK
ZAK
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