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RECHT
KONSUMENTENSCHUTZ
„Es ist ein Machtgefälle wie
bei einem Verhör“, weiß Paul
Part, Sekretär der Produkti-
onsgewerkschaft. Auf der ei-
nen Seite der Vorgesetzte und
auf der anderen der Beschäf-
tigte, der sich rechtfertigen
muss, weil er krank
war. Part: „Mit
b e d r ä n g e n -
den Fragen,
die tief in die
Privatsphäre
gehen, wird
d e n L e u -
Fürs Kranksein
rechtfertigen?
Neben der Vermittlung älterer
Arbeitsloser („in enger Ab-
stimmungmit demAMS“) will
Tatkraft als Zeitarbeitsfirma
für ältere ArbeitnehmerIn-
nen agieren und als Anbieter
bestimmter Dienstleistungen
– wie etwa gewerbliche Buch-
haltung und Lohnverrechnung
oder Veranstaltungsorgani-
sation – auftreten. Genossen-
schaftlich organisiert, versteht
sich „Tatkraft“ als „Social
Business“, so Gründer und Ge-
schäftsführer Alfred Strasseg-
ger: „Genossenschafternwinkt
neben dem finanziellen auch
ein sozialer Gewinn“, wirbt
Strassegger um größere und
kleinere Investoren. Nähere
Informationen im Internet
unter
Die Wiedereingliederung
älterer Arbeitsloser in den
Arbeitsmarkt hat sich die
Genossenschaft „Tatkraft“
zum Ziel gesetzt.
I
m Mittelpunkt der Tätig-
keit von „Tatkraft“ stehen
Arbeitslose der Generation
50+. Eine Problemgruppe auf
dem Arbeitsmarkt, wie AMS-
Geschäftsführer Karl Heinz
Snobe erläutert: „Während die
Jugendarbeitslosigkeit sinkt
und die Arbeitslosigkeit bei
25- bis 50-jährigen stagniert,
ist der Anstieg bei älteren Ar-
beitslosen hauptverantwort-
lich für die seit vier Jahren
steigende Arbeitslosigkeit
insgesamt.“
„Tatkraft“
gegen Arbeitslosigkeit
und den angestellten Regi-
onalsekretären an den vom
Land ausgerufenen sieben
Großregionen. Graz kommt
als weitere gesondert betreute
Region dazu. Für das ortsna-
he Mitgliederservice bleiben
die 16 bestehenden Büros in
den Bezirken erhalten.
K
onzentration der Kräfte
auf Großregionen und
trotzdem nahe an den Mit-
g l iedern – diesen Spagat
versucht der steirische Ge-
werkschaftsbund mit einer
St r uk t u r r eform, d ie von
Landesvorsitzendem Horst
Schachner und seinem Stell-
vertreter Franz Haberl vor-
gestel lt wurde. Demnach
orientiert sich der ÖGB mit
seinen Funktionärsgremien
ÖGB-Struktur
Neu
ten auf den Zahn gefühlt.“
Sogenannte Krankenstands-
rückkehrgespräche sind ein
Instrument des betrieblichen
Fehlzeitenmanagements, das
hart an die Grenze des Er-
laubten geht und manchmal
darüber hinaus, sagt DDr. Wer-
ner Anzenberger. Er ist AK-
Bereichsleiter für Soziales und
verurteilt diese Gespräche
scharf: „Aus unserer Sicht ist
das eine reine Kontrollmaß-
nahme. Und genauso sehen
es auch die Beschäftigten, die
oft sogar krank arbeiten gehen,
umdiesen belastenden Situa-
tionen mit den Vorgeset-
zen auszuweichen.“
Generalverdacht
Der Experte sieht
einen Sinn in einem
Rückkehrgespräch
n u r n a c h l a n g e r
Krankheit: „Da sollte es um
Unterstützung für die Wieder-
eingliederung in den betriebli-
chen Ablauf gehen.“ Meist aber
Cello Armstrong | Fotolia
Daniel Schweinert | Fotolia
Um Fehlzeiten der Beleg-
schaft zu reduzieren,
gibt
es in manchen steirischen
Firmen verpflichtende Ge-
spräche nach einem Kranken-
stand. AK und Gewerkschaft
verurteilen diese Praxis als
Kontrollmaßnahme.
erfolgen diese Gespräche nach
kurzen Krankenständen und
erzeugen ein Klima des Miss-
trauens: „Die ganze Belegschaft
wird unter den Generalver-
dacht des Krankfeierns gestellt.
Das ist kontraproduktiv und
demotivierend.“
Keine Diagnose
Der Experte weist darauf hin,
dass Fragen nach der Diagnose
verboten sind. Einzig ob es ein
Unfall oder eine Krankheit
war, muss mittgeteilt wer-
den. „Man kann dem Chef
aber anbieten, eine ärztliche
Krankenstandsbestätigung
zu bringen.“ Besteht der Ver-
dacht, dass eine Kündigung
nur deshalb erfolgte, weil An-
gaben über den Grund eines
Krankenstandes verweigert
wurden, ist diese vor Gericht
anfechtbar: „Ein derartiges
verpöntes Motiv muss gericht-
lich nicht bewiesen, sondern
nur glaubhaft gemacht wer-
den.“
Der Reiseversicherer Ber-
lin direkt
verlängert die Ver-
sicherungsverträge automa-
tisch um ein Jahr, wenn man
nicht von sich aus kündigt.
Der AK-Konsumentenschutz
schlägt Alarm, denn Versi-
cherungsverlängerungen
sind nur möglich, wenn diese
vorher angekündigt werden.
B
ei den ExpertInnen des
AK-Konsumentenschut-
zes häufen sich Anf ragen
von Versicher ten, die vor
Beginn einer Reise, gebucht
im Internet, einen Versiche-
rungsschutz bei Berlin direkt
vereinbart haben und jetzt auf
einmal mit einer Vertragsver-
längerung konfrontiert sind.
AK stellt Fehler fest
Bei der Überprüfung der Ver-
sicherungsbedingungen sind
die AK-ExpertInnen auf eine
Reiseversicherung
zu Unrecht verlängert
Klausel gestoßen, nach der
Berlin-direkt-Reiseversiche-
rungen automatisch um ein
Jahr verlängert werden, wenn
nicht fristgerecht schriftlich
gekündigt wird. „Dies ist
rechtswidrig. Denn das Ver-
sicherungsinstitut muss den
Versicherungsnehmer dar-
auf hinweisen, dass der Ver-
trag automatisch verlängert
wird, wenn keine schriftliche
Kündigung erfolgt“, so AK-
Versicherungsexperte Peter
Jerovschek.
Erfolgreich interveniert
Berlin direkt versendet diese
Schreiben nach Intervention
der AK an seine Versicherten.
Allerdings nur per E-Mail. Die
AK-Experten raten den E-Mail-
Eingang besonders sorgfältig
durchzusehen, E-Mails von
Berlin direkt durchzulesen
und fristgerecht zu kündigen.
Marcel Pollauf
Riegel, Schlösser und Bandsicherungen
sollen Woh-
nungstüren sicherer machen. Bei etlichen Modellen haben
Einbrecher aber leichtes Spiel.
Leichtes
Spiel
D
er Schock ist groß.
Die
Wohnungstür ist aufge-
brochen, die Räume sind
durchwühlt, etliches wurde
gestohlen, und nicht zuletzt
wurde auch die Privatsphäre
massiv verletzt. Der daraus
resultierende Verlust des Si-
cherheitsgefühls in den eige-
nen vier Wänden ist oft nur
schwer zu verkraften.
Sicherheitstüren.
Wohnungs-
türen werden in der Regel
mit einfachen Werkzeugen
aufgehebelt. Sicherheitstüren
bzw. erkennbar gesicherte
Türen schrecken Einbrecher
oft schon von vornherein ab.
Normgerechte Sicherheits-
türen bieten guten Schutz.
Sicherheitstüren mit Wider-
standsklasse 3 gelten für Pri-
vatwohnungen als ausrei-
chend; sie müssen einem An-
griff mit einem Kuhfuß fünf
Minuten standhalten. Eine
einf lügelige Sicherheitstür
kommt auf etwa 2.500
bis
3.500
, eine zweiflügelige Si-
cherheitstür auf rund 5.000
.
Kostengünstiger als eine Si-
cherheitstür.
Als kostengüns-
tigere Alternative bieten sich
Riegel und Schlösser zum
nachträglichen Sichern der
Eingangstür an.
Praxistest.
Drei Minuten soll-
ten die Sicherungen fingierten
Einbruchversuchen stand-
halten.
Von den 14 Türsicherungen
waren 8 rasch (meistens nach
weniger als einer Minute)
geknackt.
Zusatzsicherung muss passen.
Beim Nachrüsten von Türen
ist es wichtig, Türelemente
und Zusatzsicherung aufei-
nander abzustimmen. Nicht
jede Zusatzsicherung passt zu
jeder Tür. Ob ein gutes zusätz-
liches Schloss eine Wohnung
tatsächlich sicherer macht,
hängt von den Gegebenheiten
vor Ort ab (Tür, Türstock,
Mauerwerk). So lässt sich bei-
Bitte umblättern
Franz Pflügl | Fotolia
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