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WISSEN
REPORTAGE
REPORTAGE
Mit Werkzeug,
das Heim-
werker aus dem Baumarkt
kennen, haben die Produkte
der Knittelfelder Firma Pro-
motool nichts zu tun. Es geht
um hochpräzise Werkzeuge
für den Druck- und Spritz-
guss. Jetzt wird mit einer
Großinvestition der Standort
weiterentwickelt und langfris-
tig abgesichert.
B
einahe jedes Auto in Öster-
reich fährt mit Teilen, die
mithilfe von Werkzeugen des
Alle Fotos: Graf | AK
Der Betr ebsrat
Betriebsleiter Gerhard Reisner
Vorsitzender des Betriebsrates
ist Harald Wiesler. Er bestätigt
den Eindruck, dass das Be-
triebsklima im Unternehmen
gut sei. Man könne mit dem Be-
triebsleiter gut reden und auf-
tauchende Probleme aus der
Welt schaffen.
Probleme regeln
BRV Harald Wiesler
Knittelfelder Unternehmens
Promotool hergestellt wurden.
Die heimische Autozuliefer-
industrie setzt bei ihrer Pro-
duktion auf die hochpräzise
gefertigten Spezialwerkzeuge
für Aluminiumdruckguss und
Kunststoffspritzguss.
Auch für die Medizintechnik
werden Formen zur Teilepro-
duktion angefertigt. Selbst
alltägliche Gegenstände wie
Griffe von Rasierern werden
in millionenfacher Anzahl
mit Promotool-Werkzeugen
hergestellt.
Tausende Bestandteile
Die Werkzeuge sind hochkom-
plex, mehrere tausend Teile
können verbaut sein. Von der
Entwicklung am Bildschirm
über die Fertigung der Einzel-
teile bis zum Zusammenbau
und der Auslieferung vergehen
zwölf bis 24 Wochen. Jedes
Werkzeug wird individuell
angefertigt, sagt Betriebsleiter
Gerhard Reisner beim Rund-
gang durch die Hallen. Pro Jahr
werden etwa 100 Werkzeuge
überwiegend an heimische Un-
ternehmen ausgeliefert. Kosten
pro Stück: zwischen 20.000
und 300.000 Euro.
Konzentriertes Arbeiten
Beim Rundgang und in den
kurzen Gesprächen spürt man,
dass in dieser Firma ein guter
Umgangston herrscht und das
Betriebsklima passt. Es wird
konzentriert gearbeitet, aber
zwischendurch ist auch Zeit
für eine kleine fachliche Ein-
führung oder einen Scherz.
Tolle Entwicklung
Die Firma ist im Besitz der
steirischen Unternehmer Franz
und Frank Pichler und Teil der
deutschen Rudi Göbel Grup-
pe. An vier Standorten – drei
in Deutschland und einer in
Österreich – werden von rund
600 Beschäftigten ganzheitli-
che Lösungen für technische
Bauteile angeboten.
Der heimische Standort hat
eine wechselvolle Geschichte
hinter sich. Die vor rund 50
Jahren gegründete Firma ging
1980 an Actual-Fenster. Nach
der Übernahme durch die
Familie Pichler im Jahr 2004
Betriebsleiter von Promotool
Formenbau in Knittelfeld ist
Gerhard Reisner. Derzeit wer-
den 65 Menschen beschäftigt,
darunter neun Lehrlinge. Reis-
ner setzt auf flache Hierarchien
und fördert ein gutes Arbeits-
klima.
Flache Hierarchie
Die F rma
Melina Roschenk hat eine Lehre
als Industriekauffrau begonnen.
Werkzeugmacher Uwe Eich-
berger beim Zusammenbau.
Rene Maier steht kurz vor der
Lehrabschlussprüfung.
Burgi Trettenbrein ist für den
Office-Bereich verantwortlich.
wurde alles daran gesetzt,
durch beste Qualität amMarkt
zu bestehen. „Seither geht es
stetig bergauf“, sagt der Be-
triebsleiter.
20 neue Arbeitsplätze
Die Ergebnisse waren so gut,
dass ständig in denMaschinen-
park investiert wurde. Diesen
Sommer erfolgt der nächste
große Schritt. Dann wird die
gerade in Bau befindliche Pro-
duktionshalle eröffnet. „Wir
werden künftig nicht nur die
Werkzeuge fertigen, sondern
Ausbildner Kurt Bacher ist stolz
auf seine neun Lehrlinge.
Promotool-Werkzeuge
aus tausend Teilen
Roman Flössl besucht in seiner
Freizeit die HTL Zeltweg.
Gerd Eichberger bringt ein
schweres Teil an seinen
Platz. Von der Konstruktion
bis zur Auslieferung des
hochpräzisen Werkzeugs
vergehen bis zu
24 Wochen.
Beim Guss wird ein unförmiges
Material vom Werkzeug in Form
gebracht. Der eingebrachteWerk-
stoff muss erstarren, bevor er ent-
nommen wird. Beim Abkühlen
wird das Werkstück etwas kleiner.
Dieser Schwund muss bei der
Konstruktion der Form berück-
sichtigt werden.
Beim Spritzgießen wird ge-
schmolzenes Kunststoffgranulat
unter Druck in den Hohlraum
eines Werkzeugs eingespritzt. Der
Hohlraumbestimmt die Formund
die Oberflächenstruktur des ferti-
gen Teils. Die Kunststoffschmelze
verfestigt sich im Hohlraum und
das gespritzte Teil kann der Form
entnommen werden.
Der Spritzguss ist das am häufigs-
ten eingesetzte Verfahren zum
vollautomatischen
Herstellen
von Kunststoffteilen. Das Verfah-
ren ist nur für große Stückzahlen
wirtschaftlich sinnvoll, denn die
Kosten für das Werkzeug machen
einen großen Teil der Investitio-
nen aus. Dafür können die Werk-
zeuge für die Herstellung von Mil-
lionen Teilen verwendet werden.
auch dieWerkzeuge bemustern
und fertig abgestimmt auslie-
fern“, kündigt Reisner an. 20
neue Arbeitsplätze wird das
der Region bringen.
Eigener Nachwuchs
Um den Nachwuchs kümmert
sich die Firma selbst. Derzeit
werden neun Lehrlinge aus-
gebildet, drei davon stehen
kurz vor dem Abschluss. Kurt
Bacher betreut die jungen
Menschen: „Das sind alles
gute Leute, die wollen etwas
im Leben erreichen.“
SH
Konstrukteur Rene Kahlbacher
hat Werkzeugmacher gelernt.
Werkstattleiter Rene Kiegerl
muss vieles im Blick haben.