vatspekulation und Auktio-
nen statt Fließhandel auf den
Finanzmärkten umfasst. Als
langfristige globale Strategien
schlägt der Ökonom neben
einer Finanzt ransaktions-
steuer Stabilitätsbänder für
die wichtigsten Wechselkur-
se, ein stetiges Stabilisieren
der fossilen Brennstoffpreise
sowie einen koordinierten
Klimaschutz vor.
Auf nationaler Ebene empfahl
der Ökonom unter anderem
Umweltinvestitionen (bei-
spielsweise in die thermische
Sanierung) und „innovati-
ve Arbeitszeitmodelle“, die
langfristig (Jugend-)Arbeits-
losigkeit und prekä re Be-
schäftigung abbauen sollen
(Umverteilung von Arbeits-
stunden von den Älteren zu
den Jungen).
VOLLVERSAMMLUNG
Der bekannte Ökonom Stephan Schulmeister
skizzierte als Gastreferent die Trieb-
kräfte des Verfallsprozesses in Europa und forderte Maßnahmen für einen Kurswechsel.
V
ergleicht man die Bedin-
gungen in Europa vor
etwa 40 Jahren mit jenen der
Gegenwart, so wird das Aus-
maß des gesellschaftlichen
Verfalls deut lich. Damals
konnten junge Menschen ei-
nen guten Arbeitsplatz und
eine Wohnung bekommen,
also leicht „flügge“ werden.
20 Jahre lang war die Wirt-
schaft stabil, es dominierte ein
Grundgefühl von Sicherheit
und Vertrauen, der soziale
Zusammenhalt war stark.
Heute ist das BIP in Europa
fast dreimal so hoch wie 1970,
aber Millionen junge Men-
schen sind arbeitslos, weitere
Millionen müssen sich mit
prekären Jobs zufrieden ge-
ben, „flügge“ werden gelingt
immer weniger jungen Men-
schen. Gleichzeitig dominie-
ren Hektik, Unsicherheit und
Zukunftsangst, das Bedürfnis
nach „Sündenböcken“ stärkt
Ausländerfeindlichkeit und
Nationalismus. Diese Krise
ist für Schulmeister syste-
mischer Natur, wesentliche
Komponenten seien daher
auch die Verschlechterung
der Umweltbedingungen und
die epidemische Ausbreitung
seelischer Krankheiten.
Die Eliten können diesen sys-
temischen Charakter der Krise
nicht begreifen. Denn die von
ihnen vertretene neolibera-
le Weltanschauung und die
daraus abgeleitete „Navigati-
onskarte“ bilden die Grund-
lage des Prozesses, der in die
Krise führte. Statt der Politik
Leitlinien für ein aktives Be-
kämpfen der größten Probleme
zu liefern, fordert die neolibe-
rale Theorie die Anpassung
an „den Markt“, der alles zum
Besten lenken würde.
Regulierung
der
Finanzwirtschaft
Für einen Kurswechsel hält
der Wirtschaftsforscher die
Regulierung der Finanzwirt-
schaft als vordringlich: „Die
Politik muss den Versuch, aus
Geld mehr Geld zu machen,
unterbinden.“ Die derzeiti-
ge kapitalistische „Spielan-
ordnung“ verschlechtere die
Lebenschancen junger Men-
schen.
Langer Weg aus der Krise
„Der Weg aus der Krise wird
lange und schwierig“, befürch-
tet Schulmeister, weil Arbeits-
losigkeit und Staatsverschul-
dung durch die Finanzwirt-
schaft steigen. In seinem „New
Deal für Europa“ fordert er
eine gründliche Neuordnung
des Finanzsektors, was u. a.
eine Finanztransaktionssteu-
er, Beschränkung der Deri-
ZAK
nhalt
dell - Fotolia
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Stephan Schulmeister fordert eine gründliche Regulierung der Finanz-
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(Marija Kanizaj)
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ZAK