ZAK Sept 2015_ES - page 6

JUGEND
Nur 40 Prozent eines Jahrganges
machen eine Lehre.
In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Lehrlinge in
der Steiermark um 33 Prozent geschrumpft. Höchste Zeit,
über eine Reform nachzudenken.
M
it 16.737 Lehrlingen in
der Steiermark wurde
2014 der absolute Tiefststand
erreicht“, erklärt die Leiterin
der Bildungs- und Jugendabtei­
lung, Mag. Ursula Strohmayer.
Nur 4.774 Jugendliche haben
mit demersten Lehrjahr begon­
nen, was einen Rückgang um 7
Prozent zum Vorjahr bedeutet.
Gleichzeitig werden bereits 7
Prozent der LehranfängerInnen
in der Überbetrieblichen Lehr­
ausbildung geschult.
Wirkungslose Gießkanne
An den Förderungen kann es
nicht liegen, dass die Lehre an
Attraktivität verliert. Allein
2014 erhielten die steirischen
Betriebe über 22,5 Mio. Euro
Förderungen, fast 90 % davon
wurden als „Gießkannenförde­
rungen“ ausbezahlt. Dennoch
bieten die Betriebe nur wenige
Lehrstellen an, im März 2015
gerade einmal 347 Stellen.
Fast jeder fünfte Lehrling in
Österreich fällt bei der Ab­
schlussprüfung durch. Zu den
„Sorgenkindern“ zählen die
Lehrlinge in Gewerbe- und
Handwerksberufen, im Tou­
rismus und den technisch
anspruchsvollen Lehren wie
Elektroinstallationstechnik,
Kfz-Technik und Metalltech­
nik. Ohne Lehrabschluss steigt
das Risiko der Arbeitslosig­
keit: Die Arbeitslosenquote
bei Personen, die nur über
einen Pflichtschulabschluss
verfügen, lag zuletzt im Juli bei
23,1 Prozent, bei Personen mit
Lehrabschluss dagegen bei nur
6,6 Prozent.
Fachkräftemilliarde
AK-Präsident Josef Pesserl for­
dert anstelle der herkömmli­
chen Förderung eine Fachkräf­
temilliarde. „Die Betriebe selbst
sollten in einen Fonds einzah­
len, aus dem jene Betriebe, die
qualitätsvoll Lehrlinge ausbil­
den, Förderungen erhalten.“
Abgekoppelt vondenLehrlings­
Lehre
ohne Stellen
Neuer Lehrberuf Hotelkauffrau bildet in kundenorientierter Gästebetreuung aus. (
pio3 – Fotolia)
stellen derWirtschaftskammer
sollte sich eine Qualitätsagen­
tur um die Sicherung der be­
trieblichen Lehrausbildung
kümmern. NebenMaßnahmen,
Lehrberufspaket 2015
Die vier neuen Lehrberu-
fe sind: Hotelkaufmann/-frau;
Medizinproduktekaufmann/-
frau; Ofenbau- und Verlegetech-
nik und Zimmereitechnik.
Ausgebildete Hotelkaufleute
beraten und betreuen Gäste,
bewältigen
kundenorientiert
Reklamationen und Beschwer-
den in Deutsch und Englisch,
führen Verkaufs- und Bera-
tungsgespräche, arbeiten z. B.
mit
Reservierungssystemen,
virtuellen Reiseplattformen und
erledigen die Büroorganisation.
Medizinproduktekaufleute wer-
ZAK
nfo
den in Betrieben des Medizinpro-
duktefachhandels ausgebildet.
OfenbauerInnen und Verle-
getechnikerInnen planen und
erstellen Öfen und Heizungsanla-
gen, bauen in diese Mess-, Steu-
er- und Regelsysteme ein und
betreuen KundInnen.
ZimmereitechnikerInnen wer-
den vor allem im Bereich von
Holzbauunternehmen und im
Fertigteilhausbau ausgebildet.
Mit der Labortechnik und Me-
chatronik wurden zwei neue Mo-
dullehrberufe geschaffen.
Modernisiert werden schließ-
lich zwölf Lehrberufe: Einzelhan-
del,
Geoinformationstechnik,
Gold- und SilberschmiedIn und
JuwelierIn, HafnerIn, Land- und
Baumaschinentechnik, Metal-
lurgie- und Umformtechnik,
Platten- und FliesenlegerIn, Pro-
zesstechnik, Reinigungstechnik,
StuckateurIn und Trockenaus-
bau, Textilgestaltung und Zim-
merei.
Infos zu den Lehrberufen, Rech-
ten und Pflichten in der Lehre,
Lehrlingsentschädigung
und
vieles mehr erhält man in der
AK unter Tel. 05 77 99-2427 oder
sowie auf http://
top-lehrberufe.akstmk.net/
das Image der Lehre zu heben,
wünscht die Arbeiterkammer
auch die Anrechnung von
Schulzeit auf Lehrzeit und
umgekehrt.
Vier neue Lehrberufe
Durch das Lehrberufspaket
werden vier neue Lehrberufe,
zwei Modullehrberufe einge­
führt und 12 Lehrberufe adap­
tiert. In die Ausbildungen kann
sofort eingetreten werden, nur
die Medizinkaufmann/-frau
-Lehre tritt erst mit 1.1.2016 in
Kraft (siehe Infobox).
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