ZAK Sept 2015_ES - page 9

WIRTSCHAFT
W
ährend Crowdfunding –
also die Schwarmfinan­
zierung – im Künstlerbereich
eher als Spende oder Support
zu verstehen ist, wird es im
Investmentbereich auch als
Alternative zu anderen Spar­
produkten gesehen. Die Rah­
menbedingungen haben sich
dafür mit Juli 2015 geändert.
Bislang mussten Wirtschafts­
treibende ab einem Crowdin­
vestment von 250.000 Euro
einen Kapitalmarktprospekt
erstellen. Dieser führt sehr
umfangreich detaillierte In­
formationen über ein Unter­
nehmen, dessen wirtschaft­
liche Situation sowie über
alle möglichen Risiken der
Investoren an. Da die Erstel­
lung dieses Prospekts sehr
kostspielig und umständlich
war, hat man auf Wunsch
der Wirtschaft das Crowd­
fundig für Firmen erheblich
erleichtert. Der Kapitalmarkt­
prospekt muss erst ab einer
Investmentsumme von 5 Mil­
lionen Euro erstellt werden.
Darunter benötigt man nur
Das neue Alternativfinanzierungsgesetz
stellt einen kleinen Fortschritt bei der Rege-
lung von Kleinfinanzierungen dar, beinhaltet aber einen Rückschritt beim Anlegerschutz.
Rückschritt
beim
Anlegerschutz
einen „Prospekt Light“ – ein
einseitiges Schreiben ohne
dezidierte Risikohinweise für
die Anleger.
Grenze 5 Millionen
Was einerseits Start-Ups den
Zugang zur Schwarmfinan­
zierung erheblich erleichtert,
birgt für Anleger große Gefah­
ren. Mit Anhebung der Pros­
pektgrenzen auf 5 Millionen
Euro fällt die Dokumentation
der Unternehmen für die In­
vestoren mehr oder weniger
weg. Auch die Beschreibung
der Art der Investitionsinst­
rumente sowie diverse Risiko­
hinweise müssen nicht mehr
angeführt werden. Da es sich
in diesem Finanzierungsbe­
reich aber fast ausschließlich
um Veranlagungsformen han­
delt, die keinen unbedingten
Rückzahlungsanspruch bein­
halten und die Ausfallquote
bei Start-Ups und innovativen
Firmen relativ hoch ist, inves­
tieren Anleger hier mit vollem
Risiko.
„Mit dem neuen Crowdfun­
Von der Idee zum Startup ist es ein
risikoreicher Weg. (
Pathdoc – Fotolia)
ding-Gesetz geht man von
einer Informationsf lut, wo
alle Risiken angeführt werden
mussten, zurück auf einen
Ein-Seiter, wo fast nichts mehr
draufsteht“, sagt AK-Expertin
Mag. Sandra Battisti: „Wir for­
dern, dass auch im ‚Prospekt
Light‘ ausgedehnte Risikohin­
weise angeführt werden müs­
sen. Außerdem braucht es den
Hinweis darauf, dass man aus
dem Investment nicht mehr
hinauskommt, denn es gibt
keinen liquiden Markt dafür.“
Pr i nz ipiel l sieht Bat t i st i
Crowdfunding als eine gute
Sache, wenn man damit junge
Unternehmen und deren in­
novative Ideen fördern möch­
te. Dieser Fördergedanke ist
allerdings mit einem extrem
hohen Risiko für die Anleger
behaftet: „Informieren Sie
sich im Vorfeld gut und aus­
führlich über Ihre jeweiligen
Rechte und investieren Sie nur
jene Beträge, die Sie finanziell
auch verkraften können, gänz­
lich zu verlieren“, mahnt die
Expertin.
Michael Fabian
Grund zur Panik bestehe we­
gen der Einlagensicherung
Neu aber nicht. Das neue Sys­
tem soll gleich sicher sein wie
das alte. Wer für die Sicherheit
seines Ersparten selbst Sorge
tragen möchte, kann dafür
auch etwas tun: „Man sollte
sich zu Beginn gut überlegen,
bei welcher Bank man sein
Geld einlegt. Es empfiehlt sich,
sein Sparvermögen auf meh­
rere Institute zu verteilen“, so
Battisti.
richtig
aber nur, wenn es sich um
flexible und kostenschlanke
Produkte handelt. Ungünstige
Kostenstrukturen vermindern
die Ablaufleistungen drama­
tisch – es handelt sich um
Unterschiede bis zu 20 Pro­
zent“, meint AK-Experte Josef
Kaufmann. Die freiwillige Hö­
herversicherung ist eine Alter­
native zu den Produkten der
Banken und Versicherungen.
Die Flexibilität in der Einzah­
lungsphase, die Transparenz
und Renditestärke macht sie
interessant. In der Studie
werden die Kritikpunkte he­
rausgearbeitet, weiters gibt
es Tipps und einen Fragen­
katalog, wie man sich für das
richtige Produkt entscheidet.
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