ZAK_Dezember_Ansicht - page 10-11

Leben & Konsum
Strompreiserhöhung
durch die Hintertür
Bis 2020 sollten mindestens 80 Prozent der privaten Haus-
halte in Österreich mit„intelligenten“ Stromzählern („Smart
Meter“) ausgestattet werden. Das verzögert sich.
D
ie Einführung der elektronischen Stromzähler (Smart Meter) geht
ein wenig langsamer vonstatten als ursprünglich geplant. Zwar
zeigen erste Erfahrung in Testgebieten (mehrere tausend Zähler sind in
der Steiermark bereits imEinsatz), dass die Zähler an sich keine Probleme
machen und auch in der Datenkommunikation mit dem Netzbetreiber
gut funktionieren. Probleme zeigen sich aber noch bei der Weiter-
verarbeitung von Daten im Rechenzentrum. Die derzeit vorhandene
Software kann die Datenmenge nicht richtig verarbeiten, sodass die
Betreiber bei der flächendeckenden Einführung („Roll-out“) bremsen,
bis es Nachbesserungen durch den Hersteller gibt.
BH
Bremse beim
„Smart-Meter“
Trotz Überstundenpauschale
schraubten sich bei einem Projekt-
leiter die Plusstunden in die Höhe.
Ohne Klage, nur durch Intervention
verhalf ihm die AK Steiermark zu sei-
nen ausstehenden rund 31.000 Euro.
K
napp 1.000 Überstunden leistete ein
Grazer in 26 Monaten. Der Projektleiter
war bei einem Zulieferer für die Autoindustrie
beschäftigt und hatte vertraglich eine Über-
stundenpauschale inder Höhe von20 Stunden.
Doch die Arbeit wurde immer mehr undmehr,
die Fluktuation in der Firma war groß und der
Zeitdruck enorm. So kam der Diplominge-
nieur im ersten Jahr auf fast 400, im zweiten
Jahr auf über 500 und in den letzten beiden
Monaten auf rund 70 Überstunden.„Durch die
Pauschale waren an die 500 Stunden gedeckt,
bleiben aber immer noch etwa 470 über“, so
AK-Arbeitsrechtsexperte Stefan Schmelzer.
AK hatte bessere Argumente
Als der 54-Jährige nach seiner Kündigung
seinen letzten Lohnzettel erhielt, waren gera-
de einmal 45 Überstunden abgerechnet. Die
Konzernleitung argumentierte damit, dass
sie die Überstunden nicht angeordnet und
genehmigt hätte und diese außerdem zu spät
geltend gemacht worden wären. „Das Argu-
ment, dass die Überstunden nicht angeordnet
wurden, ist haltlos. Die Arbeit hätte sonst nicht
erledigt werden können und die Überstun-
den wurden ja entgegengenommen“, sagt
Schmelzer. Außerdem hatte der Projektleiter
bereits nach seinem ersten Jahr seine Vorge-
setzten auf seine überbordendenÜberstunden
aufmerksamgemacht, unddarauf, dass er diese
nicht abbauen werde könne – gut dokumen-
tiert in einem E-Mail. Diese beiden Argumente
führte Schmelzer in einem ausführlichen In-
terventionsschreiben an den Konzern an: „Es
ist ein Irrglaube, dass die AK sofort vor Gericht
zieht. Ein erster Schritt ist immer, sofern es die
Fristen zulassen, die Intervention.“ Und siehe
da: Nach „einer erneuten Prüfung“ überwies
das Unternehmen die geforderten knapp
31.000 Euro an den 54-Jährigen. „Wichtig ist,
dass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit genau
mitschreiben und auch auf die im jeweiligen
Kollektiv- oder Arbeitsvertrag festgehaltenen
Verfallsfristen für Überstunden achten“, rät
Schmelzer.
JF
Konzern schuldete
Grazer
fast 500 Überstunden
AK-Wahl
Beruf
& Recht
Seite 11 – 21
Nach AK-Intervention erhielt ein
Projektleiter 31.000 Euro.
Bis der tägliche Stromverbrauch flächendeckend durch intelligente Strom-
zähler erfasst und gespeichert wird, dauert es noch. Danach sollten die Daten
automatisch an den Netzbetreiber übermittelt werden.
Mehr zumThema
Arbeitszeit aufzeichnen
Für den Fall, dass sich die Indus-
trie mit ihren Sonderwünschen
durchsetzt, droht eine empfindliche
Strompreiserhöhung für die Haus-
halte, warnt die AK.
S
chon jetzt kostet eine Kilowattstunde
Strom um 0,34 Cent (rund 7 Prozent) mehr
als in Deutschland. Dieser Preisunterschied
resultiert aus der vor einem Jahr erfolgten Auf-
trennung der bis dahin bestehenden gemein-
samen Strompreiszone zwischen Österreich
und Deutschland: „Gründe dafür sind die ge-
stiegenen CO
2
-Kosten in der Stromerzeugung,
mehr Konkurrenz um deutschen Strom sowie
die durch die Auftrennung der gemeinsamen
Preiszone verkleinerten Marktgebiete“, erklärt
AK-Energieexperte Karl-Heinz Kettl.
Mehrbelastung
Diese Erhöhung wirke sich langfristig auch auf
die Endkundinnen und Endkunden aus. Dies
umso mehr, als es Bestrebungen der Industrie
gibt, sich die entstandenen Mehrkosten nach
deutschem Vorbild durch eine Befreiung von
Steuern und Abgaben abgelten zu lassen.
„Jegliche Entlastung der Industrie auf der
Abgabenseite führt aber zwangsläufig zu
einer Mehrbelastung der kleinen Abnehmer“,
so Kettl. Ähnliches gelte für das Ansinnen der
Industrie, die Kosten für CO
2
-Zertifikate durch
einen Stromkostenausgleich teilweise kom-
pensiert zu bekommen.
Faire Kostenverteilung
Kettl verweist darauf, dass die Kostenvertei-
lung beimStrom schon jetzt überproportional
zu Lasten der Haushalte geht (
siehe Grafik
).
Zudem stehen Milliardeninvestitionen in die
erneuerbare Energieerzeugung und den Aus-
bau der Stromnetze vor der Tür, die fair verteilt
finanziert werden müssen. Deshalb fordert
Kettl einen solidarischen Beitrag aller Beteilig-
ten zu der vor demHintergrund der Klimakrise
notwendigen„Energiewende“.
BH
Endverbrauch und Kostenverteilung
nach EndverbraucherInnengruppen, 2017
Endverbrauch
Kostenverbrauch
l
Haushalte
l
Kleingewerbe, Landwirtschaft
l
Sonstige KleinabnehmerInnen
l
Industrie
43 %
25 %
5 %
27 %
21 %
31 %
7 %
41 %
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