INS SCHWARZE
Hackl mit Herz
Willi Tell
Hackl schmeißen, intrigieren,
anschwärzen, hinterrücks wen
schlecht machen – das ist ein
alter Brauch, den man seit je-
her in der Verwandtschaft,
am Schulhof und bei der Ar-
beit erlebt. Nun heißt so et-
was „Mobbing“. Wir brauchen
schließlich für jeden „shit“
einen englischen Ausdruck.
Mobbing ist ein ernsthaftes
Problem geworden, seit seine
psychosomatischen Folgen –
also jene für Gemüt und Kör-
per – deutlich benannt wer-
den können. Sie sind arg.
Die Opfer des Mobbings lei-
den wie die Hunde. Dass Leute
leiden, ist den Mächtigen seit
jeher völlig powidl, es kommt
ja nur auf die Rendite an. Und
die Macht. Aber inzwischen
begreift man, dass Mobbing
auch Auswirkungen auf die
Rendite hat. Also wird dage-
gen etwas unternommen.
Firmen, Institutionen und
auch Ämter bieten zu dem
Thema Beratungen und Se-
minare an, damit die Opfer
nicht in ihrer selbstzerstöreri-
schen Schockstarre verharren,
sondern an vernünftige Ge-
genmaßnahmen denken und
um Hilfe bitten. Das ist gut.
Inzwischen erfahre ich aber
als einer, der den Finger am
Puls der Zeit und das Ohr am
Mund der Opfer hat, dass die
Hacklschmeißer, Intriganten
und Anschwärzer selbst sol-
che Seminare eifrig besuchen.
Damit sie ihre Technik verfei-
nern. Die aktuelle Methode:
Um jemanden sauber fertig-
zumachen, muss man tun, als
sei man um ihn bemüht. So,
als würde man sein Bestes
wollen.
Einstein & E nfalt
Ein satirisches Doppel
von
Berndt Heidorn
Müller:
Ja, Huber, dass ich
Sie hier am Bahnhof treff! Wo
soll’s denn hingehen?
Huber:
Öh, eigentlich bin ich
mehr zum Einkaufen hier.
Müller:
Zum Einkaufen? An
einem Sonntag? Ja, schämen
Sie sich gar nicht?
Huber:
Wieso sollte ich? Sehen
Sie sich die Massen an, die da
in den Supermarkt strömen.
Nicht einmal einen Parkplatz
hab ich gekriegt!
Müller:
Und dass die Han-
delsangestellten am Sonntag
arbeiten müssen, nur weil
Sie zu faul sind, unter der
Woche einzukaufen, ist Ihnen
wurscht?
Huber:
Ehrlich gesagt, von der
Warte hab ich’s noch gar nicht
betrachtet.
Müller:
Typisch: Jeder denkt
an sich.
Huber:
Nur ich denk an mich.
Müller:
Genau dieser Einstel-
lung ist es zu verdanken, dass
die Sonntagssperre immer
mehr durchlöchert wird. Den-
ken Sie an die Tankstellen-
Shops!
Huber:
Genau! Das Einzige,
was dort noch stört, sind die
Zapfsäulen.
Müller:
Wieso?
Huber:
Dadurch gibt’s weni-
ger Parkplätze.
Müller:
Huber, Huber, wo soll
das noch hinführen? Mit un-
serem Konsumverhalten ha-
ben wir’s eh schon geschafft,
dass es keine Greißler mehr
gibt.
Huber:
Was, bitte, sind Greiß-
ler?
Müller:
Gehn’S Huber, tun’S
nicht so, als wären’S jünger
als sie aussehen. Dort, wo un-
sere Mütter noch eingekauft
haben, als wir Kinder waren:
Der Kaufmann ums Eck, der
Tante-Emma-Laden, wie unse-
re deutschen Mitbürger sagen.
Huber:
Ich höre immer „deut-
sche Mitbürger“. Seit wann
SATIRE
stokkete – Fotolia
eine Besprechung, eine Con-
ference die Ansage eines Con-
ferenciers.
Huber:
Aha, jetzt bin ich so
g’scheit wie vorher.
Müller:
Meine Güte, Huber!
Ein Conferencier ist ein An-
sager im Kabarett. So etwas
wie Sie, nur absichtlich halt …
Huber:
Wollen Sie damit an-
deuten, dass ich ein unfreiwil-
liger Kabarettist bin?
Müller:
Was heißt andeuten?
Aber wurscht, zurück zum
Thema!
Huber:
Und das Thema war
noch einmal …
Müller:
Dass Sie hier amSonn-
tag einkaufen wollen. Ist Ih-
nen eigentlich klar, dass der
Verkauf an Bahnhöfen auf Rei-
seproviant eingeschränkt ist?
Huber:
Na, dann passt’s eh.
Müller:
Wieso, was wollen’S
denn kaufen?
Huber:
Ein Kiste Bier, die wär
grad im Angebot.
Müller:
Und das nennen Sie
Reiseproviant?
Huber:
Na, sicher. Schließlich
habe ich eine Durststrecke zu
überwinden.
sind die Teutonen unsere
Mitbürger?
Müller:
Sagen Sie, leben Sie
hinter demMond gleich links?
In Österreich siedeln sich
immer mehr Deutsche an. So
ziemlich die einzigen Aus-
länder, gegen die der Hazeh
nichts hat.
Huber:
Weil sie sich durch die
gemeinsame Sprache besser
intrigieren?
Müller:
Integrieren. Das mit
der gemeinsamen Sprache
ist so eine Sache. Es gibt ja
das Bonmot „Das Einzige,
was die Österreicher und die
Deutschen trennt, ist die ge-
meinsame Sprache“.
Huber:
Sehr geistreich. Und
wer hat das gesagt?
Müller:
Nichts Genaues weiß
man nicht, Karl Kraus war’s
angeblich nicht, Karl Farkas
vielleicht.
Huber:
Farkas! Ist das nicht
der mit der Doppelkonferenz?
Müller:
Doppelconference
heißt das, Sie Einfaltspinsel!
Huber:
Und was ist da der
Unterschied?
Müller:
Eine Konferenz ist
ZAK
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