Links: Churchill,
Roosevelt und Stalin
posieren auf Jalta für
die Geschichtsbücher,
hinter den großen Drei
ihre Außenminister Eden,
Stettinius und Molotow.
Rechts: Bei der Konfe-
renz in Potsdam saßen
neben Stalin mit
Clement Attlee (links)
und Harry S. Truman
zwei schwache Ge-
genspieler.
(Fotos: United
Archives/akg-images/APA-
Picturedesk)
Männer teilten Europa
1945 gestorben war, reiste Har-
ry S. Truman mit 450 Mann
Gefolge im Ozeandampfer
nach Europa, während in New
Mexico der Countdown für
die Zündung der ersten Atom-
bombe lief. Am 15. Juli traf
Truman ebenso wie Winston
Churchill in Potsdam bei Ber-
lin ein. Stalin, der sich gerade
selbst zum Generalissimus
ernannt hatte, verspätete sich
um 24 Stunden, wegen einer
leichten Herzattacke. Weil
er Angst vorm Fliegen hatte,
fuhr er in einem Sonderzug,
dem vier Salonwagen aus der
Zarenzeit angehängt worden
waren, quer durch das kriegs-
verwüstete Osteuropa.
Im Schatten der Bombe
Truman ließ sich eine Wo-
che Zeit, seinen Widersacher
Stalin, „nebenbei“, von der
„neuen Waffe“ mit „unge-
wöhnlicher Zerstörungskraft“
zu informieren. Das nukleare
Wettrüsten hatte begonnen.
Zwei amerikanische Atom-
bomben explodierten am 6.
und 9. August über Hiroshima
und Nagasaki. Als Druck-
mittel für die Neuordnung
in Europa zeigten sie keine
Wirkung. Den Amerikanern
gelang es nicht einmal, die
Sowjets vom Eintritt in den
Krieg gegen Japan abzuhalten.
Propaganda-Papier
„Das Abkommen von Potsdam
ist das berühmteste Dokument
der Nachkriegszeit, und doch
war es nur ein Fetzen Papier,
der für Propaganda und ge-
genseitige Anschuldigungen
weidlich ausgeschlachtet wur-
de“, schreibt Wolfgang Ma-
lanowski im „Spiegel“. Nach
der weltweiten Wende, dem
Zusammenbruch des sowjeti-
schen Imperiums und derWie-
dervereinigung Deutschlands
wurde es Makulatur.
Der amerikanische Präsident
Truman verstand im Unter-
schied zu Roosevelt von der
Außenpolit ik sehr wenig,
Großbritannien musste mitten
im Fluss die Schlachtrösser
wechseln. Churchill verlor
die selbst angesetzten Wah-
len zum Unterhaus. Seinen
Nachfolger, Clement Attlee,
Führer der Labour Party, hatte
der Kriegspremier vorsorglich
mitgebracht. Der Oppositions-
politiker war mit dem Slogan
„Linke verstehen Linke“ in
den Wahlkampf gegangen,
und linke Flügelmänner sei-
ner Partei waren noch über-
zeugt, „Regierungen wie die
russische und unsere eigene
sind die sicherste Hoffnung
für den Frieden“.
Kalter Krieg
Aber statt einer neuen Frie-
densordnung ist imPotsdamer
SERIE
Schloss
Cecilienhof,
Tagungsort
der Potsdamer
Konferenz im
Juli und August
1945, ist heute
Gedenkstätte
und Hotel.
(Dieter E. Hoppe/
akg-images/picture-
desk.com)
Schloss Cecilienhof nicht viel
herausgekommen, umso ver-
heerender waren die Folgen:
Teilung Deutschlands, Euro-
pas und der Welt, Kalter Krieg
zwischen Ost und West.
Die Westmächte verscherbel-
tenmehr als nur das, was nicht
zu vermeiden war. Die Großen
Drei waren nach Potsdam
gekommen, „im Bemühen,
einander f reundschaftlich
übers Ohr zu hauen“, wie der
US-Publizist Charles L. Mee
meinte. Als sie nach Hause
fuhren, hatte der Kalte Krieg
schon begonnen. Präsident
Truman dämmerte: „Wenn
Russland nicht mit eiserner
Faust entgegengetreten wird,
bereitet sich ein neuer Krieg
vor.“
Rudolf Willgruber
ZAK
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