Drei alte
Im Vorjahr holte sich Russland die Krim von der
Ukraine. Vor 70 Jahren teilten drei alte Männer
im Kurort Jalta die Welt neu auf: Vom 4. bis 11.
Februar berieten Churchill und Roosevelt mit
dem Sowjet-Diktator Stalin das Schicksal von
Deutschland. Der „Eiserne“ hatte die besseren
Karten, zumal zwei neue Gegenspieler bei der
finalen Konferenz in Potsdam am Tisch saßen.
D
ie Einflusszonen in Süd-
osteuropa hatten Josef
Stalin und Winston Churchill
bereits auf ihrer Moskauer
Konferenz im Oktober 1944
informell auf einem kleinen
Zettel aufgeteilt. Für Ungarn
und Jugoslawien stand es
50:50, unter welche Schirm-
herrschaft die Länder geraten
sollten. In den ersten Nach-
kriegsjahren schalteten aber
die lokalen kommunistischen
Parteien andere Oppositions-
parteien aus, der Eiserne Vor-
hang fiel für mehr als 40 Jahre
in Osteuropa herunter.
Geduldete Satellitenstaaten
Zuvor hatte Stalin imLiwadija-
Palast des Badeortes Jalta auf
der Schwarzmeer-Halbinsel
gefordert, dass die besetzten
Länder von Italien über die
Tschechoslowakei bis zum
Baltikum sowie der ganze
Balkan einen Sicherheitsring
von Satellitenstaaten bilden
sollten. Darauf gingen Chur-
chill und Roosevelt nur teil-
weise ein. Italien wurde der
westlichen Einf lusssphäre
zugeschlagen, während man
die Tschechoslowakei und
die baltischen Staaten Stalin
überließ.
Nur über eine bedingungslose
Kapitulation und die Entnazi-
fizierung sowie die Entmilita-
risierung Deutschlands war
man sich von vornherein ei-
nig. Verabredet war allenfalls,
dass Polen im Norden und
Westen deutsche Gebiete er-
halten solle, Absprachen über
die Vertreibung vonMillionen
von Menschen sollten erst
später im russisch besetzten
Potsdam folgen.
Auf der Konferenz von Jalta
einigten sich die Großen Drei
über noch strittige Punkte des
Entwurfs zur Charta der Ver-
einten Nationen. Außerdem
wurde ein Abkommen mit der
Sowjetunion unterzeichnet,
das eine Repatriierung sow-
jetischer Displaced Persons
vorsah, die in der Obhut der
Westalliierten waren. Dies
betraf nicht nur die sowje-
tischen Zwangsarbeiter in
Deutschland, sondern auch
ehemalige Soldaten der Roten
Armee, die als Angehörige
der Wlassow-Armee in deut-
schen Uniformen gefangen
genommen worden waren.
Das Abkommen wurde weder
im Abschlusskommuniqué
der Konferenz erläutert noch
veröffentlicht.
Für den lange kränkelnden
Roosevelt, der am 12. April
SERIE
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FRISCH
GEPRESST
AUS DER AK-BIBLIOTHEK
politischen und militärischen
Akteuren auf Seite der ukrai-
nischen Freiwilligen und der
prorussischen Rebellen sowie
ganz normalen Menschen.
Es entsteht ein vielstimmiges
Porträt der aktuellen Krise.
Robert Galbraith:
Der Seidenspinner.
Roman. Blanvalet Verlag
2014. 671 Seiten.
Ein neuer Fall für Cormoran
Strike. Der Schriftsteller Quine
hat ein Manuskript vollendet,
das scharfzüngige Porträts bei-
nahe jeder Person aus seinem
Bekanntenkreis enthält. Als
Quine tot aufgefunden wird,
brutal ermordet unter bizarren
Umständen, beginnt ein Wett-
lauf gegen die Zeit, um das
wahre Motiv des skrupellosen
Mörders aufzudecken. Robert
Galbraith ist das Pseudonym
von J. K. Rowling, Autorin der
Harry-Potter-Reihe.
Hartmut Schnedl:
Steirisch sterben.
Kriminalroman. Federfrei
Verlag 2014. 250 Seiten.
Landwirte neigen zu Einsilbig-
keit. Vor allem, wenn sie tot im
Fischteich treiben. Widerwillig
nimmt Aushilfs-Journalist Dim
Damianovic den Auftrag an, die
Hintergründe des Verstorbenen
zu recherchieren und für eine
sentimentale Story aufzube-
reiten. Als eine weitere Leiche
auftaucht, wird aus der simplen
Reportage für ein Landleben-
Magazin die Jagd auf einen Se-
rienmörder.
Sabine Pamperrien:
Helmut Schmidt und
der Scheißkrieg.
Die Biografie 1918 – 1945.
Piper Verlag 2014. 346
Seiten.
Er kam von einer demokra-
tischen Reformschule und
musste acht lange Jahre in
Uniformen des Hitler-Staates
dienen.
Niemand
durfte
wissen, dass er aus Sicht der
Nazis ein „Vierteljude“ war,
und doch wurde er Offizier mit
glänzenden
Beurteilungen.
Die
Tragik,
pflichtbewusst
und mit vollem Einsatz für
die falsche Sache gekämpft
zu haben, begleitet Helmut
Schmidt noch heute. Ein
unverzichtbares Buch für alle,
die verstehen wollen, wie aus
ihm der bedeutende Politiker
wurde.
Christian Wehrschütz:
Brennpunkt Ukraine.
Gespräche über ein gespal-
tenes Land. Styria Verlag
2014. 309 Seiten.
Revolution auf dem Maidan,
Krim-Krise,
Ausrufung
der
Volksrepubliken Donezk und
Lugansk, erbitterte Kämpfe,
der Abschuss der Passagier-
maschine
MH17,
brüchige
Waffenruhe ... Die Ukraine ist
heute mehr denn je ein gespal-
tenes Land. Der ORF-Journalist
Christian Wehrschütz spricht
mit einflussreichen Politikern,
20
ZAK