ZAK_Maerz_2015_ES - page 15

WIRTSCHAFT
Gelddrucken
schafft
keine Arbeitsplätze
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat beschlossen,
eine unglaubliche Menge Geld, nämlich 1.114 Milliarden
Euro zu drucken, um auf diesem Wege die europäische Wirtschaft endlich wieder in Schwung zu bringen.
M
it dieser Maßnahme des
Gelddruckens sollen die
Kreditzinsen für Unterneh-
men sinken. Dadurch wiede-
rum sollen die Unternehmen
angeregt werden, Kredite auf-
zunehmen und mehr zu in-
vestieren. Und das wiederum
soll das Wirtschaftswachstum
ankurbeln.
Geld in falschen Händen
Dazu AK-Wirtschaftsxperte
Mag. Mario Matzer: „Das Pro-
blem ist nicht, dass es zu
wenig Geld gibt und dass die
EZB die Liquidität ankurbeln
muss. Es gibt genug Geld, es ist
nur in den falschen Händen.“
Das reichste ein Prozent der
Bevölkerung in der Eurozone
besitzt je nach Land zwischen
35 und 45 Prozent des gesam-
ten Vermögens. Die Superrei-
chen können das ganze Geld
nicht ausgeben. Stattdessen
stecken sie ihre Milliarden
in die Finanzmärkte. Diese
boomen und erzeugen schon
wieder die nächste Spekula-
tionsblase.
Investition schafft Arbeit
„Die Öffentliche Hand, so-
wohl auf nationaler als auch
auf europäischer Ebene, muss
endlich die längst überfäl-
ligen Investitionen in die
Im Schnitt gehen die SteirerInnen an fast 5 Tagen trotz gesundheitlicher
Einschränkungen arbeiten.
(BlueSkyImages – Fotolia)
Öffentliche Infrastruktur so-
wie in Forschung und Ent-
wicklung tätigen. Dies schafft
unmittelbar Arbeitsplätze und
löst zusätzliche Investitions-
effekte aus“, fordert AK-Präsi-
dent Josef Pesserl.
Kaufkraft stärken
„Die Reallöhne müssen end-
lich wieder wachsen und die
Lohnsteuern müssen rasch
und spürbar gesenkt werden.
Dadurch entsteht Kaufkraft,
was wiederum die Wirtschaft
belebt und Arbeit splät ze
schaf f t. Die Super reichen
müssten endlich auch ihren
Teil an den Ausgaben des Staa-
tes übernehmen. „Wir brau-
chen eine Lohnsteuersenkung,
die unter anderem von einer
Vermögenssteuer für Milli-
onäre gegenfinanziert wird.
Und mit Millionären sind
auch nur Millionäre gemeint,
und nicht der Mittelstand,
zum Beispiel Häuslbauer oder
Besitzer einer Wohnung, wie
von den Beschützern der Ver-
mögenden in der Öffentlich-
keit immer wieder bewusst
behauptet wird“, so AK-Präsi-
dent Josef Pesserl.
Nur so kann sich die Wirt-
schaft wieder entwickeln, und
nicht durch das Bedrucken
von Papier.
Krank zur
Arbeit aus
Rücksicht auf KollegInnen
44 % aller steirischen
Arbeitnehmer gingen im
Vorjahr einmal krank zur
Arbeit. Vor allem aus Rück-
sicht auf KollegInnen.
G
ab 2013 noch jeder Dritte
an, in den letzten sechs
Monaten zumindest einmal
trotz gesundheitlicher Ein-
schränkungen zur Arbeit
gegangen zu sein, waren es
2014 bereits 44 Prozent. Mehr
als ein Fünftel davon spürte
laut dem regelmäßig erstellten
„Arbeitsgesundheitsmonitor“
des Meinungsforschungsins-
tituts IFES deswegen negative
Auswirkungen (z. B. „länger
krank als normal“, „müde
und abgeschlagen“, „Rück-
fall“). Die durchschnittliche
Dauer des Arbeitseinsatzes
trotz Krankheit betrug knapp
5 Tage.
Als Hauptg rund nannten
65 Prozent der Betroffenen
„Pflichtgefühl gegenüber den
KollegInnen“, 32 % „hatten
keine Vert retung“. „Angst
vor Konsequenzen“ hatten
12 %. Ein überdurchschnitt-
lich hoher Anteil jener, die
aus Angst vor Konsequenzen
krank arbeiten gingen, betraf
MigrantInnen und die Tou-
rismusbranche. Tendenziell
häufiger gehen Frauen (41
%, 4,4 Tage insgesamt) trotz
Krankheit arbeiten, ebenso Er-
werbstätige imArbeiterstatus.
Für AK-Präsident Josef Pes-
serl spiegelt das Ergebnis
dieser Umfrage „die in wei-
ten Bereichen viel zu knap-
pen Personalstände wider“.
Auch immer wiederkehrenden
Forderungen der Wirtschaft
wie die Nichtbezahlung des
ersten Krankenstandstages
würde der Boden entzogen,
so Pesserl.
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