VERKEHR
Ein Symposium widmete sich
der ländlichen Mobilität und
den Möglichkeiten, für sozial gerechte Verteilung zu sorgen.
G
lücklich, aber hundemüde
machte sich ein junger
Mann nach dem Graz-Mara-
thon auf den Heimweg, in der
Tasche ein Sparschiene-Ticket
für den Intercity-Bus nach
Klagenfurt. Als er am Grazer
Hauptbahnhof in den Bus stei-
gen wollte, waren sämtliche
Plätze besetzt, und der Fahrer
teilte ihm mit, er könne nicht
mehr mitfahren. Allerdings
gelten Sparschiene-Tickets
ausschließlich für einen be-
stimmten Zug oder IC-Bus
und sind nicht auf andere
Verbindungen übertragbar.
Der Athlet musste daher ein
weiteres Ticket lösen.
„Trotz Zugbindung gibt es bei
M
ütter, Jugendliche, Pend-
ler – leben sie am Land,
vermissen sie häufig ein akzep-
tables Angebot an öffentlichen
Verkehrsmitteln. Im Rahmen
einer niederösterreichischen
Studie gaben viele befragte
Frauen an, dass sie gerne in
größerem Umfang erwerbstä-
tig wären. Gegen die Berufs-
tätigkeit sprechen jedoch die
Distanz zu möglichen Jobs,
Betreuungspflichten und die
zahlreichen innerfamiliären
Hol- und Bringdienste. Denn
auch die Kinder leiden unter
den eingeschränkten öffentli-
chen Mobilitätsangeboten.
Eine zweite erwerbstätige Per-
son im Haushalt erfordert
in ländlichen Regionen fast
immer ein zweites Auto. „Zur
sozialen Gerechtigkeit gehört
auch eine gerechte Verteilung
von Mobilität. Diese ist aber
nur durch eine ausreichende
Anbindung an den öffentli-
chen Verkehr zu erzielen“, be-
tont AK-Verkehrsreferent Franz
Fromm. Im ländlichen Bereich
müssten sämtliche Möglich-
keiten des Mikro-ÖV genutzt
werden: Anrufsammeltaxis,
Rufbusse, Gemeindebusse in
die Bezirkszentren und Zu-
bringerdienste zu Bahnstatio-
nen. Nicht nur wie bisher für
private Wege, sondern ganz
bewusst auf die Bedürfnisse
der Pendler ausgerichtet.
Nightlines für Jugend
Am Wochenende sollten spe-
zielle Nightlines für Jugend-
liche eingerichtet werden.
Denn die Jugend zählt zu den
häufigen ÖV-Nutzern – oft
in Kombination mit Fahr-
rad, Scooter oder Skateboard.
Noch. Bef rag t nach ihren
Zukunftsvisionen, sieht sich
die Hälfte von ihnen bereits
als Autofahrende. Besonders
jene, die in ihrer Kindheit von
den Eltern herumkutschiert
wurden, bevorzugen das Auto.
Wer sich allerdings früh in
der Welt der Öffis zurechtzu-
finden gelernt hat, nutzt auch
im Erwachsenenalter eher
Bus, Bahn und Co. Sofern ein
Angebot vorhanden ist.
Ursula Jungmeier-Scholz
Sparschiene
ohne
Recht auf Beförderung
Nur durch entsprechende Öffi-Angebote kann in ländlichen Regionen der
zunehmenden Abwanderung vorgebeugt werden.
(michaeljung/Fotolia)
der Aktion Sparschiene kein
Anrecht auf Mitbeförderung“,
erklärt AK-Verkehrsreferent
Franz Fromm. „Ist der Bus
voll besetzt, wird niemand
mehr mitgenommen.“ Der
Experte empfiehlt generell bei
der Nutzung der Sparschie-
ne – sowohl für IC-Bus- als
auch für Bahnreisen –, eine
Reservierung um 3,50 Euro
vorzunehmen; besonders an
starken Reisetagen.
Der von der Spa r schiene
enttäuschte Marathonläufer
wandte sich an die ÖBB, die
ihm als Kulanzlösung die
Rückerstattung des zweiten
Tickets in Form eines Gut-
scheines anbot.
Mobilität
in den Regionen
E
ine Smartphone-App der
EU-Kommission infor-
miert Fahrgäste unterwegs
über ihre Rechte und Mög-
lichkeiten, diese vor Ort ein-
zufordern. Im Falle eines
verlorenen Koffers, verpassten
Anschlusszuges oder einer
verweiger ten Beförderung
kann man so auf Informatio-
nen zu den Fahrgastrechten
über die Handy-App „Your
Passenger Rights“ kostenlos
zugreifen. Egal, ob Sie fliegen
oder per Bus, Bahn oder Schiff
reisen. Die App funktioniert in
25 Sprachen, wird aktualisiert
und kann auch offline konsul-
tiert werden. Damit kann ab-
gefragt werden, welche Rechte
Fahrgastrechte
am
Handy immer dabei
die Reisenden haben und wie
sie diese Rechte gleich vor
Ort durchsetzen können. Zu
wissen, dass man Anspruch
auf ein Hotelzimmer hat, weil
die Fähre überbucht oder der
letzte Anschlusszug aufgrund
einer stundenlangen Verspä-
tung bereits abgefahren ist,
hilft eben nur in jenem Mo-
ment, in dem die Weiterreise
plötzlich unmöglich ist. Die
AK setzt sich dafür ein, dass
auch eine heimische Version
zur bequemen Abfrage aller
in Österreich geltenden Fahr-
gastrechte geschaffen wird.
Infos:
transport/passenger-rights/
de/ .
14
ZAK